Prächtige Stimmung beim ersten öffentlichen Training von Österreichs Nationalteam in Windischgarsten. 1100 Zuschauer, Alaba-Sprechchöre, als der Teamkapitän auf den Rasen kam. Platz eins in der EM-Qualifikation lässt einiges erwarten. Darum war auch das Oktober-Heimspiel gegen Belgien rasch ausverkauft. Teamchef Ralf Rangnick bemerkte bei der Kadernominierung, er traue seiner Mannschaft noch bessere Leistungen zu als in der ersten Hälfte beim 1:1 gegen Belgien in Brüssel. Das war eindeutig die beste in seiner Ära. Er sieht in Österreichs Team das Potenzial, jede Mannschaft besiegen zu können. Ob in Europa oder weltweit, sagte er dabei nicht. Letzten Sonntag setzte Präsident Klaus Mitterdorfer beim „Talk und Tore“ von Sky noch einen drauf. Für ihn ist da ein Team am Werk, das nicht nur eine gute Qualität hat, sondern auch den festen Willen, gemeinsam einen Weg zu gehen. Diese Einstellung, Herz und Leidenschaft lassen ihn darauf hoffen, nächstes Jahr bei der Europameisterschaft eine sehr gute Rolle zu spielen. Unter Rangnicks Vorgänger Franco Foda war Österreich vor zwei Jahren im Achtelfinale, scheiterte am späteren Europameister Italien erst im Nachspiel. Die Steigerung, die alle erwarten, würde Viertelfinale heißen. Sportchef Peter Schöttel sprach von einem vorhandenen Flow, den man nicht mehr aufzubauen brauche. Hohe Erwartungen.
Vielleicht zu hohe? Der Linzer 2:1-Zittersieg gegen Estland mit dem Siegestreffer von Michael Gregoritsch in der 88. Minute ist erst ein halbes Jahr her, die Tore zum hochverdienten 2:0-Heimsieg gegen Schweden im Happel-Stadion durch Christoph Baumgartner fielen auch erst in den letzten zehn Minuten. Kurz zuvor tauschte Schwedens Teamchef Janne Andersson netterweise seine bis dahin besten Spieler (Emil Forsberg, Alexander Isak) aus. Man tut den Teamspielern, so erfahren und selbstbewusst sie auch sein mögen, keinen Gefallen, es als selbstverständlich zu betrachten, in Stockholm nicht zu verlieren und zuvor Donnerstag im Linzer Stadion beim Probegalopp gegen Moldau einen Kantersieg zu erwarten. Weil es nur der 164. der Weltrangliste ist, 135 Plätze hinter Österreich.
Aber Moldau hat von vier Spielen in der WM-Qualifikation von vier Spielen nur das in Tirana gegen Albanien verloren, schaffte in Chisinau gegen die Färöer ein 1.1, gegen Tschechien ein 0:0, schlug Polen samt Barcelona-Torjäger Robert Lewandowski nach 0:2-Pausenrückstand noch 3:2. Zwei Treffer erzielte Mittelstürmer Ion Nicolaescu, Legionär in Holland bei Heerenveen, das Siegestor köpfte Verteidiger Vladyslav Babogio, der beim ukrainischen Klub Karpaty Lviv unter Vertrag steht. Teamchef Serghei Clesenco stehen zudem noch Legionäre aus Polen, der Türkei, Russland, Rumänien und Weißrussland zur Verfügung. Ob das wirklich ein Selbstläufer wird? Rangnick will außerdem nichts tun, was die Chancen auf einen Sieg in Schweden verringern könnte. Aber Österreich hat von acht Duellen gegen Moldau sieben gewonnen, nur eines verloren. Bereits vor20Jahren in Chisinau 0:1. Gegen Moldau endete vor sechs Jahren auch die Teamchefära von Marcel Koller, was nach der verpassten WM-Qualifikation schon vor dem 1:0 feststand. Zuletzt bezwang Österreich Moldau vor zwei Jahren unter Foda in Klagenfurt 4:1. Eigentlich kann das Team nur enttäuschen, wenn Donnerstag nicht der bisher höchste Sieg über die Moldawier gelingt. Ob das der richtige Ansatz ist, bleibt dahingestellt.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.