Fußball

Zu langsam, zu wenig Durchschlagskraft, ungefährlich

Oranje jubelt, ließ sich von Österreich in der Johan Cruyff-Arena vor 16.000 Zuschauern beim Marsch zum Gruppensieg und ins Achtelfinale nicht stoppen. Österreich war vor den Augen von Vizekanzler Werner Kogler, wenn man ehrlich ist, mit der 0:2 (0:1)-Niederlage noch gut bedient, Holland hatte schon bis zur Pause Chancen für einen höheren Vorsprung, hätte klarer gewinnen können. Da die Ukraine am Nachmittag in Bukarest Nordmazedonien durch Tore von  Andriy Yarmolenko und Roman Yaremchuk 2:1 (2:0) gewann, dabei einen Elfmeter vergab, heiß das für das „Finale“ am Montag in Bukarest: Österreich muss gewinnen, um Platz zwei zu erobern. Bei einem Unentschieden bleibt die Ukraine vorne, da sie ein Tor mehr als Österreich erzielte. Österreichs Torverhältnis ist 3:3, das der Ukraine 4:4.

Es gab eine Umstellung gegenüber dem Sieg zum Start gegen Nordmazedonien: Michael Gregoritsch begann als Solospitze statt Sasa Kalajdzic, der laut deutschem“Kicker“bei Milan auf der  Wunschliste steht, zum Nachfolger von Zlatan Ibrahimovic aufgebaut werden soll. Ausgerechnet Österreichs Bester vom letzten Sonntag, David Alaba, leitete die Niederlage ein: Ihm sprang der Ball zu weit vom Fuss, beim Rettungsversuch am Strafraumeck traf er Denzel Dumfries am Fuß. Der israelische Referee Orel Grinfield gab zunächst keinen Elfmeter, wurde dann aber aus Nyon vom Videorefeee aufgefordert sich die Szene nochmals anzusehen.  Da sah auch er das Foul und daher zeigte er auf den Elfmeterpunkt. Memphis Depay (im Bild oben beim Duell mit Aleksandar Dragovic) ließ Torhüter Daniel Bachmann, Österreichs bestem Spieler, keine Chance: „Das geht auf meine Kappe“, gab Alaba nach dem Spiel sofort zu.

Österreich hatte im Vergleich zu Holland zu große Defizite, um den Rückstand aufholen zu können: Zu viele und zu einfache Ballverluste, zu wenig Tempo im Spiel, zu langsames Passspiel, zu wenig Ballsicherheit, keine Durchschlagskraft rund um Hollands  Strafraum und damit insgesamt zu ungefährlich. Das sah auch Teamchef Franco Foda so. Mit den Wechseln nach der Pause, mit Florian Grillitsch statt Konrad Laimer und Kalajdzic statt Gregoritsch änderte sich wenig.  Die Holländer warteten auf Österreichs Fehler im Aufbau, um sie mit Kontern ausnützen zu können. Einmal gelang dies: Depay bediente den eingewechselten Donyell Malen, die Abstimmung in Österreichs Abwehr (Dragovic, Martin Hinteregger, Stefan Lainer) stimmte gar nicht. Daher konnte  Malen allein auf Österreichs Tor laufen, dann den mitgelaufenen Dumfries bedienen, der nach seinem Siegestor zum 3:2 gegen die Ukraine erneut traf. Bachmann konnte den Ball nur berühren. Möglichkeiten, wie die Ukraine vier Tage zuvor in Amsterdam einen 0:2-Rückstand aufzuholen, gab es kaum. Ein abgefälschter Kopfball von Alaba nach einem Eckball ging knapp daneben, bei einem Distanzschuss des Kapitäns fehlte nicht viel, die größte Möglichkeit gab es für den im Finish statt Xaver Schlager gekommenen Karim Onisiwo. Doch dessen Kopfball nach einer Kalajdzic-Vorlage fiel zu schwach aus, um Tormannoldie Maarten Stekelenburg wirklich Probleme zu bereiten.

Damit erzielte Österreich  in den letzten fünf Spielen viermal kein Tor. Foda deutete nach der Niederlage an, gegen die Ukraine den gesperrten Marko Arnautovic wahrscheinlich von Anfang zu bringen. Abwarten, ob er wirklich der große Heilsbringer sein wird, wie viele glauben. „Ausgeruht“ müsste er sein.

Foto: UEFA.

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