Eishockey

Zum Jahreswechsel zu viel Jubel und Zufriedenheit im Eishockey

Am Montag noch eine Runde in der ICE League, die sich besser verkauft, als sie es vom Niveau her tatsächlich ist _ dann ist das Eishockeyjahr vorbei. Am Ende hörte man fast nur Jubelmeldungen. Einige waren entbehrlich, zum Teil auch die vom Verband, weil der die Erfolge des Nationalteams nicht nutzen konnte. Wer darf derzeit wirklich jubeln? Sicher der Villacher SV, weil mit dem 5:4 in Innsbruck der elfte Sieg in Serie gelang, der 20 Jahre alte Klubrekord eingestellt wurde. Ein Sieg am Montag beim Tabellenführer Bozen würde einen neuen bedeuten. Derzeit ist Villach hinter den Linzer Black Wings, den Grazer 99ers und dem KAC als Sechster der viertbeste österreichische Klub in der Liga, wäre aktuell im Viertelfinale.  Meister EC Red Bull Salzburg hingegen nicht. Allerdings hat der Titelverteidiger nur zwei Punkte Rückstand auf Villach und drei Spiele weniger ausgetragen. Aber die 1:6-Heimpleite gegen Vorarlberg, die höchste Niederlage der Saison, muss ein schrilles Alarmzeichen sein, Das Team aus Feldkirch gewann erstmals auswärts in Salzburg. Im Tor des Titelverteidigers, bei dem seit dem Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen den schwedischen Spitzenklub Färjestad (3:1 in Salzburg, 0:6 in Karlstad)  nur mehr wenig klappt, spielte David Kickert, nicht der fünf Tage vor Weihnachten eingebürgerte Finne Atte Tolvanen. Der 30 jährige könnte im Februar erstmals den österreichischen Teamdress tragen. Ebenso Benedikt Oschgan. Der Ex-Linzer, jetzt Legionär in Schweden bei Östers Växjö, war der beste Torhüter bei der U 20-WM im slowenischen Bled, bei der Österreich den Aufstieg um ein Tor verpasste.

Jubeln konnten die Vienna Capitals zuletzt zweimal. Im Weihnachtsspiel holten sie vor Rekordkulisse (6030 Zuschauer) Tabellenführer Bozen mit 3:2 von der Spitze, Samstag gelang dies auch in Ungarn bei Fehervar mit einem 3:0-Auswärtssieg. Damit untermauerten die Capitals den Ruf als Spezialisten für Siege zwischen Weihnachten und Silvester. Der amerikanische Goalie Peyton Jones, der erst Mitte November nach Wien kam, feierte in seinem neunten Spiel bereits seinen dritten Shutout. Dem 22 jährigen Ex-Schweden-Legionär Leon Wallner gelang sein zweiter Doppelpack. Da sechs Stammkräfte fehlten, spielte nur sechs Verteidiger. Einer feierte ein Comeback: Erik Kirchschläger spielte nach 396 Tagen Verletzungspause wieder in der Ice League. Bei den Grazer 99ers war der routinierte Verteidiger nicht mehr gefragt, in Wien bekam der 28 jährige eine neue Chance. Die Capitals scheinen Platz neun und anders als letzte Saison den Platz in den Pre-Playoffs abgesichert zu haben. Aber darf man damit zufrieden sein? In kompletter Besetzung müsste mehr möglich sein,

Die Grazer 99ers setzen ihre Einkaufstour fort. Im neuen Jahr wird der 35 jährige Verteidiger Nick Bailen, der über 500 Partien in der russischen KHL und der deutsche DEL absolvierte, als einer der stärksten Verteidiger Europas gilt, debütieren, Der Doppelstaatsbürger (USA, Weißrussland) spielte zuletzt für die Kölner Haie, mit denen er sich auf eine Vertragslösung einigte. Graz hat damit zwölf Legionäre: Einen schwedischen Tormann, sechs Verteidiger, fünf Stürmer. „Elf oder zwölf Ausländer, das ist schon egal. Um diese Jahreszeit bekommst du normal keinen Spieler von Bailens Kaliber!“, jubelte Sportdirektor Philipp Pinter. Der zugleich auch Österreichs U 19-Teamchef ist, vor Weihnachten bei der U 20-WM einen sehr guten Job machte. Daher müsste es eigentlich auch in seinem Interesse liegen, auf junge Österreicher zu setzen als auf 35 jährige Ausländer. Ein Diener zweier Herren, für den Graz der eindeutige attraktivere ist, daher Priorität hat. Die Grazer gewannen Samstag das Top-6-Duell gegen die Linzere Black Wings 5:2, rückten bis auf zwei Punkte an die Oberösterreicher heran. Die vor den Niederlagen gegen Bozen, Fehervar und Graz sieben Siege feierten.  Daher darf die Mannschaft von Philipp Lukas auch zufrieden sein.

Noch mehr Marco Rossi über seine Bilanz in seiner dritten Saison bei Minnesota Wild. Zwölf Tore und sieben Assists, plus 13 bei der Plus/Minus-Bilanz  nach 36 Spielen, klar auf Play-off-Kurs. Marco Kasper erkämpft seinen Platz bei den kriselnden Detroit Red Wings, absolvierte 20 Partien. In der Schweiz setzen österreichische Legionäre wie Jungstar Vinzenz Rohrer beim Meister Züricher SC und Benjamin Baumgartner Akzente, ein Schwede fällt Verteidiger Gregor Biber bei Rögle positiv auf. Als große Erfolgsstory wertet der Verband seine Bilanz. Gestützt auf die Nationalmannschaft und die WM in Prag. Die Schweiz an den Rand der Niederlage gebracht, gegen Kanada im Schlussdrittel einen Fünftore-Rückstand aufgeholt und in die Verlängerung gekommen, damit das größte Comeback in der 87 jährigen Geschichte der WM geschafft, Olympiasieger Finnland 3:2 bezwungen, am Ende zum vierten Mal in Serie den Klassenerhalt gesichert und als Zehnter, die beste WM-Platzierung seit 2003 erreicht. Es hätte sogar das Viertelfinale werden können, das gegen Großbritannien etwas leichtfertig verpasst wurde.

Aber hätten Präsident Klaus Hartmann und Geschäftsführer Bernhard Friedrich das Niveau von Sportchef Roger Bader und seiner Mannschaft erreicht, wären diese Erfolge besser genützt worden. Hartmann rühmte sich bei Amtsantritt mit seinen Verbindungen zur Wirtschaft. Wie ist es dann möglich, nach dieser WM in Prag keine neuen Sponsoren zu finden? Fast ein „Kunststück“. Im Sommer wurden die Trainingslager der Nachwuchsteams gestrichen. Aus finanziellen Gründen. Eine Blamage mitten in der Erfolgsbilanz.

 

Foto: Vienna Capitals/Martina Bednar.

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