Ercan Kara machte vor eineinhalb Jahren den Weg zur Rückkehr von Guido Burgstaller zu Rapid indirekt frei, weil er dreieinhalb Monate vor Vertragsende von Grün-Weiß in die Major League Soccer zu Orlando gewechselt war, was 800.000 Euro in die Kassen spülte. Zwei Jahre zuvor kostete er nur 90.000, als er von Horn nach Hütteldorf gekommen war. In 84 Partien für Rapid erzielte er 37 Tore, bestritt in der Zeit auch sieben Spiele für Österreich.“Nachfolger“ Burgstaller präsentierte sich als Königstransfer für Rapid. Jetzt wäre Kara theoretisch die ideale Alternative für den Kapitän, da keiner weiß, wie lange er mit seiner Schambeinentzündung ausfällt. Aber Kara ist knapp vor Transferschluss beim Lieblingsverein seines Vaters gelandet, wechselte von Florida an die türkische Schwarzmeerküste. Zu Samsunspor, den Aufsteiger in die Süperliga. Samstag präsentierte Präsident Yüksel Yildirim durch Beteiligung an einigen Häfen Multimullionär, im rosa Hemd Kara stolz als 25. (!) Neuzugang. Für den 27 jährigen ist dies der Transfer seiner Karriere mit den meisten Emotionen.
Denn seine Eltern stammen aus Samsun, der größten Stadt der Schwarzmeerregion mit 650.000 Einwohnern. Der Vater ist großer Fan des Klubs, gab seinem bereits in Wien geborenen Sohn den Vornamen Ercan nach einem langjähriger Kapitän von Samsunspor. Karas Vertrag in Orlando wäre noch bis Dezember 2024 gelaufen, doch es passte für ihn im „Sunshine State“ nicht mehr. Bei der Harmonie mit dem kolumbianischen Trainer Oscar Pareja gab es Luft nach oben, der Stammplatz war nach 18 Toren in 53 Spielen weg. Da kam das Angebot aus der Türkei sozusagen zur rechten Zeit. Als Kara überdies mit einer Grippe bettlägrig war. Bei Samsunspor bekam er einen Dreijahresvertrag, ist neuer Hoffnungsträger. Nach drei Runden war der Aufsteiger noch ohne Sieg, hatte nur einen Punkt. Das Heimspiel am Sonntag gegen Istanbulspor musste wegen heftiger Regenfälle abgebrochen werden. Karas Debüt war ohnehin erst nach der Länderspielpause geplant. In Istanbul gegen Meister Galatasaray.
Präsident Yilderim hat den Ehrgeiz, aus Samsunspor einen Spitzenklub zu machen. Kara soll mithelfen. Zwischen 15.000 und 20.000 fanatische Zuschauer unterstützen die Mannschaft bei den Heimspielen, zuletzt beim 0:2 gegen Fenerbahce waren es sogar knapp 30.000. Eine Atmosphäre, die Kara an seine besten Zeiten bei Rapid erinnern wird. Genauso wie vor drei Jahren bei Rapid will er wieder durchstarten. Diesmal in rot-weiß, den Klubfarben von Samsunspor. Womit er dem Vater eine Riesenfreude machen würde.
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