Fußball

190 Kilometer zwischen Stöger-Demo und Hasenhüttls Scheibenwischer

Nur 190 Kilometer liegen zwischen der deutschen Hauptstadt Berlin und Leipzig. Mittwoch Abend zwischen Jubel-Stürmen und grenzenlosen Frost von österreichischen Trainern im deutschen Cup. Zunächst im Olympiastadion von Berlin die Jubel-Demo für Peter Stöger bei Kölns unerwartetem 3:1  bei Hertha BSC, dem ersten Sieg seit 74 Tagen.  Grenzenloser Frust danach bei Ralph Hasenhüttl, der eine halbe Stunde vor Mitternacht mit Leipzig aus dem Pokal flog: 1:1 gegen Bayern München nach 120 Minuten, dann das Elferschießen 4:5 verloren. Damit hat David Alaba weiter eine Chance auf das zweite Triple seiner Karriere unter Jupp Heynckes,  die Ankündigung von Marcel Sabitzer via „FussballBild“ an seinen Freund Alaba, auch Leipzig sei schon reif für Titel, gilt nur noch für Bundesliga und Champions League. Wobei selbst Sabitzer  Leipzigs Durchmarsch in der Königsklasse für unrealistisch hält.

„Kölle lebt“ hieß es in Berlin nach den drei Toren für Kölns Trainer. Der Torschütze des Führungstreffers, Simon Zoller, beorderte danach alle Spieler spontan zur Trainerbank. Dort gab´s für Stöger  viele Umarmungen und Klapse. In der Bundesliga erzielte Köln diese Saison noch kein Tor bis zur Pause, im Pokal gleich zwei.  Und das zwei Tage nach  dem Wirbel um den Rückzug von Sportvorstand Jörg Schmadtke, der Meldungen, er habe alles hingeschmissen, weil seine Forderung nach Stögers Entlassung abgelehnt wurde, entschieden dementierte. Den ersten Sieg nach 13 Pflichtspielen feierte der Kölner Fanblock mit Sprechchören für Stöger. Der ging nochmals hin, verneigte sich, zog aus Dank seine schwarze Kappe: „Ein Befreiungsschlag ist das nicht, nur endlich ein positiver Abend. Ich will mich erst im Mai nach der  Saison feiern lassen.“ Und zur Jubel-Demo für ihn: „Ein Zeichen, dass der  Baum brennt. Wir haben in drei Tagen das nächste schwere Match in Leverkusen.“

Ein Abend zum Freuen für Stöger, für Hasenhüttl einer zum Wüten. Das tat er wenige Minuten vor Mitternacht im TV-Studio gegen Referee Felix Zwayer, der für ihn nicht das gleich hohen Niveau wie die Spieler in dem mitreißenden Match erreichte. Es war vor allem der Elfer-Ärger, der Hasenhüttl  so aufregte. Nach 34 Minuten grätschte Bayerns Arturo Vidal Emil Forsberg knapp innerhalb des Strafraums um. Zwayer gab Elfer, ehe er die Entscheidung nach Intervention des 50 Meter entfernten  Linienrichters zurückzog. Für Hasenhüttl ein Wahnsinn: „Der Referee ist vier Meter entfernt, läßt sich von einem, der 50 Meter weg ist, etwas falsches einreden. Unfassbar, da hört sich alles auf.“. Im deutschen Pokal gibt´s erst ab dem Viertelfinale den Videobeweis.  Hasenhüttl machte prompt den Scheibenwischer, der empörte Sportchef Ralf Rangnick stürmte zur Pause von der Tribüne auf den Rasen, wollte dem Linienrichter auf dem Handy die strittige Szene zeigen. Da riss Weltmeisters Mats Hummels Rangnick fast das Smartphone aus der Hand, hielt Alaba Rangnick, den er aus seiner Hoffenheim-Zeit kennt, zurück.

Hasenhüttls Ärger ging weiter: Nach 54 Minuten Gelb-Rot füt den Ex-Salzburger Naby Keita. Sein dritter Ausschluss innerhalb von 39 Tagen: „Es zählt derzeit zum guten Ton, ihm für das erste Foul Gelb zu zeigen“, giftete der Trainer. Ein Elfergeschenk sorgte dann für die Führung der dezimierten Leipziger, die Bayern durch Thiago ausglich. Ex-Salzburg-Keepeer Peter Gulasci rette danach Leipzig als „man of he match“ ins Elferschießen, in dem alle fünf Bayern-Schützen, auch Alaba als zweiter, keine Schwäche zeigten. Für Leipzig scheiterte mit Torjäger Timo Werner der fünfte und letzte. Beim Elferschießen war Sabitzer nicht mehr dabei, für ihn kam nach 102 Minuten Landsmann Konrad Laimer. Hasenhüttl zeigte trotz Frust noch auf dem Rasen seinen Verlierern, dass sie den Kopf trotz Ausscheiden hoch tragen können: „Wir waren auch mit zehn Mann knapp dran“, klagte er, „der Schiedsrichter hat uns auch die Revanche am Samstag in der Bundesliga kaputt gemacht.“ Er habe Leipzig durch mehr als eine Stunde in Unterzahl das Match sicher mehr Substanz gekostet als Bayern . Auch Sabitzer hatte so seine Bedenken: „Es ist nicht sehr geil, nach solch intensiven 120 Minuten Samstag in München spielen zu müssen.“

Ausser Bayern und Köln sind noch sieben Österreicher-Klubs im Achtelfinale das fünf Tage vor Weihnachten am Programm steht. Werder Bremen mit Zlatko Junuzovic und Florian Kainz, das mit Schiedsrichterhilfe ein 1:0 gegen Hoffenheim ermauerte. Dort ging die schwarze Serie von Florian Grillitsch weiter: Noch kein Sieg in einem Match, in dem er in der Startelf stand. Weiters unter den letzten 16: Leverkusen (Julian Baumgartlinger), Schalke mit Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf, Freiburg mit Philipp Lienhart,  sowie aus der zweiten Liga der 1. FC Nürnberg mit Georg Margreitter und Lukas Jäger, Ingolstadt mit Marco Knaller sowie  Heidenheim mit Nikola Dovedan.

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