Fußball

Rapid hat das Hands-Glück gepachtet: Kapitän Schwab als „Spezialist“

Historische Jubelstunden für Grün-Weiß im Stadion, das nach einem der größten Rapidler, Ernst Happel, bekannt ist: Erstmals innerhalb von  vier Tagen zwei Derbys gegen den Erzrivalen Austria gewonnen, was vor 46 Jahren nicht gelungen war (1971 gab es zunächst ein 1:2 im Cupfinale gegen Austria nach 120 Minuten, ehe vier Tage später in der Meisterschaft ein 4:1 gelang), erstmals seit 1969 im Prater beim achten Anlauf Violett wieder im Cup bezwungen. Sonntag 1:0 und drei Punkte, Mittwoch 2:1 und Aufstieg unter die letzten Acht im  Uniqa-Cup.  Daher kann sich  Rapid jetzt auch sprtlich mit Fug und Recht als Nummer eins in Wien feiern.  Beide  Male hieß der Siegestorschütze  Philipp Schobesberger, wodurch die Karten seines Beraters Alex Sperr im Vertragspoker mit  Rapids Sportchef Fredy Bickel immer besser werden: Sonntag entschied  der „Pfitschipfeil“ das Derby mit dem ersten Kopftor seiner Karriere, Mittwoch mit dem ersten Freistosstor. Und beide Male haderte die Austria nachher mit dem Unparteiischen.

Sonntag gab es bei den krassen Fehlentscheidungen noch ein Unentschieden. Da übersah der Vorarlberger Schiedsrichter Robert Schörgenhofer zunächst einen Foulelfer für Rapid, dann einen Elfer nach Hands von Stefan Schwab für Austria. Was er nach dem TV-Stdium zwar einsah, aber gegenüber Austrias Trainer Thorsten Fink mit seinem schlechten Sichtwinkel entschuldigte. Mittwoch schlug aber das Pendel eindeutig gegen Violett aus. Da übersah Österreichs Topreferee Harald Lechner vor der Pause bei 0:0, dass wieder Schwab im Strafraum die Hand am Ball hatte, in der zweiten Hälfte dies bei 1:1 auch Verteidiger Stephan Auer passierte. Fink machte gestenreich kurz nach dem Schlußpfiff am Rasen Lechner einige Vorwürfe, ehe er sich trotz der Wut über zwei vorenhaltenen Elfer danach erinnerte, dass Lechner vor einem Jahr beim ersten Derby im neuen Allianz-Stadion der Austria mit einem falschen Elferpfiff den Weg zum 2:0-Sieg geebnet hatte. Das spricht für die Theorie, dass sich im Laufe der Zeit alles ausgleicht. Auch wenn zwölf Monate vergehen.

Für Violett nach der vierten Niederlage hintereinander, nach der man ein Tief nicht mehr abstreiten kann, kein Trost. Vor allem, weil die Austria Mittwoch als die aktivere Mannschaft verlor. Von einem verdienten Rapid-Sieg wie Sonntag konnte man diesmal nicht einmal im Ansatz sprechen. Nur von einem glücklichen. Den Jubel, samt den Gesängen in der Kabine, tat dies keinen Abbruch. Acht Spiele ist Rapid seit 19. August nunmehr unbesiegt. Und hat in dieser Zeit sozusagen das Hands-Glück gepachtet.  Nicht nur in den zwei Spielen gegen Austria, sondern auch beim Auswärtssieg in Mattersburg. Da  ließ Schiedsrichter  Manuel Schüttengruber Schwabs Handstor zählen, das drei Punkte brachte. Fällt auf, dass sich der Kapitän fast zu einem „Spezialisten“ für ungeahndete Handspiele im Strafraum entwickelt hat. Aller guten sind auch in Sachen Hands für Rapid drei. Aber das ist sicher nur ein Zufall.

Der Schiedsrichterärger  war die einzige Parallele zum zeitgleich laufendendeutschen Pokalschlager. Ansonst konnte Wien mit Leipzig in keiner Hinsicht mithalten. Obwohl 463 Zuschauer mehr  gekommen waren als Sonntag, gesamt 14. 652. Der Rapid-Fansektor schien dichter besetzt zu sein, der von Austria hingegen schwächer. Trainer Goran Djuricin gestand den Glücksfaktor ein, etwa bei Austrias zwei Lattentreffern. Wenn man bedenkt, dass es um ein Saisonziel Rapids ging, nämlich das Cupfinale in Klagenfurt zu schaffen, ging er ein hohes Risiko. Indem er  einen Tormann, der zuvor dreimal „zu null“ spielte, draussen ließ, nur weil es abgemacht war, dass Richard Strebinger der Torhüter für die Meisterschaft ist, Tobias Knoflach für den Cup. Der verflog sich nämlich bei Austrias Ausgleich, als ihm einer Flanke einige Zentimeter fehlten. Wie Austrias Patrick Pentz beim Schobesberger-Siegestor. Auch wenn der Freistoss genau ins Eck flog, Pentz war mit den Händen dran. Eigenartig klang Djuricins Begründung, warum Louis Schaub drausssen blieb.  Nicht Rotation oder Schonung, sondern weil er glaubte, mit dem schnelleren Veton Berisha Austria mehr gefährden zu können. Abgesehen davon, dass dies ein Irrglaube blieb, der Norweger einmal mehr farb- und effektlos blieb: Offenbar hatte Djuricin vergessen, dass von Schaub Sonntag zuvor der Assist zum Goldtor gekommen war.

Aber im Moment hat Rapid das Momentum auf seiner Seite. Abwarten, wie es Samstag in Hütteldorf  gegen die Admira läuft. Vor garantiert mehr Zuschauern als im Prater . Und alles wird genau darauf achten, ob es wieder irgendetwas mit Schwab und Hands geben, wie der oberösteerreichische Referee Oliver Drachta darauf reagieren wird. Rapid ist einer von nur noch vier Vereinen aus der Bundesliga im Cupviertelfinale. Dazu Titelverteidiger Red Bull Salzburg,  Tabellenführer Sturm Graz und Mattersburg. Dazu kommen zwei Klubs aus der Ersten Liga (Tabellenführer Ried und Hartberg), einer aus der Regionalliga Mitte (Austria Klagenfurt erinnert an viel erfolgreichere Zeiten) sowie der burgenländische Landesligist Wimpassing, der Wolfsberg arg blamierte. Auslosung am Sonntag im ORF-Sport ab 18.30, Spieltermin aber erst Ende Februar 2018.

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