Fußball

40 Jahre nach Hermann Stessl: Wieder ein Grazer in Portugal

Deutschland, die Schweiz, Holland, Belgien, Spanien, Griechenland und seit zwei Jahren auch England sind die Länder, in denen österreichische Trainer früher erfolgreich tätig waren oder aktuell arbeiten. In Portugal versuchte sich nur einer, nämlich Hermann Stessl, nach seiner ersten Ära bei der Wiener Austria, auf die später noch zwei folgten. Von 1980 bis 1983 war der inzwischen 79 jährige Stessl beim FC Porto, mit dem er Vizemeister wurde und den portugiesischen Supercup gewann, danach kurz beim Lokalrivalen Boavista und zum Abschluss sieben Monate bei Vitoria Guimaraes. 40 Jahre nach Stessl versucht sich wieder ein Österreicher in Portugal als Trainer, der wie Stessl aus Graz kommt: Der erst 30 jährige Dominik Glawogger. Stessl war 39 Jahre, als er in Porto unterschrieb, hatte zuvor die ersten zwei seiner vier Meistertitel mit Austria gewonnen, den historischen ersten und bisher einzigen violetten Vorstoss ins Europacufinale geschafft. Glawogger muss im Norden von Portugal etwas kleiner beginnen, sich erst nach oben kämpfen:  Er unterschrieb bei Miguel Pinto Lisboa, dem Präsidenten von Vitoria Guimaraes, einen Zweijahresvertrag als Trainer der U 23 (Bild oben). Auch das ist bemerkenswert.

In Österreich war Glawogger von 2016 bis Dezember 2017 Sportchef und kurze Zeit Interimstrainer beim derzeit in die negativen Schlagzeilen gekommenen Zweitligisten Floridsdorfer AC, dabei auch Chef von Thomas Eidler, des nunmehrigen Leiters der ÖFB-Trainerausbildung, bei dessen kurzer Zeit als FAC-Trainer. Als die Tür in Floridsdorf zuging, öffnete sich im Norden von Deutschland  bei Holstein Kiel eine neue. Als Trainer  der U 19. Bei einem Spiel gegen RB Leipzig lernte er  den Sportdirektor von Guimaraes kennen. Carlos Freitas, ein Ex-Journalist, der zuvor  auch in Italien (Fiorentina), Frankreich (Metz) und Griechenland (Panathinaikos Athen) sowie bei Sporting Lissabon in dieser Funktion tätig war, suchte in Europa junge Talente, kam mit Glawogger ins Gespräch. Man blieb in Kontakt. Eine gute Entscheidung des Steirers. Denn Holstein Kiel knüpfte die Vertragsverlängerung unter anderem an die Bedingung, dass er in Österreich die Aufnahme in den Kurs für die UEFA-Pro-Lizenz schafft. Das gelang ihm beim ehemaligen Führungsduo in der Trainerausbildung, Ex-Chef Dominik Thalhammer und seinem Assistenten Eidler nicht. Trotzdem hat er keine Kritik an den Personen. Villeicht auch weil er es nochmals versuchen wird.

In Guimaraes, beim Siebenten der Primeira Liga, war er trotzdem willkommen. Für Glaggower der nächste Schritt nach zwei erfolgreichen Jahren in Kiel. Freitas will den Klub nicht nur professionalisieren, sondern auch neu ausrichten. Mehr auf Spieler aus Europa setzen als wie bisher auf Südamerikaner. Offenbar schwimmen er und Glawogger auf der gleichen Wellenlänge, wenn es gilt, das Potenzial von jungen Spielen zu erkennen. Freitas holte jetzt von Österreichs Meister Red Bull Salzburg den Südkoreaner Jung-min Kim, der im Frühjahr an Admira verliehen war, ohne in der Südstadt zum Zug zu kommen, weil er defensiv zu wenig leistete. Freitas verkaufte im Winter mit Edmondo Tapsoba einen 21 jährigen Innenverteidiger aus Burkina Faso um 18 Millionen Euro an Bayer Leverkusen. Der eroberte in Leverkusen sofort einen Stammplatz, zum Teil auch auf Kosten von Österreichs Teamspieler Aleksandar Dragovic. Wenn es Glawogger gelingt, einen „neuen Tapsoba“  zu entwickeln, hat er die Mission erfüllt. Und kann in der Hierarchie weiter nach oben kommen. Als neuer Trainer wurde letzte Woche der 39 jährige Portugiese Tiago Cardoso Mendes, zuvor Co-Trainer bei Atletico Madrid, präsentiert.

 

Foto: Vitoria SC Media .

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