Wenn in der Karnevalsstadt Köln jemand freiwillig darauf verzichtet, den Karnevalsstart zum 11.11. zu feiern, in die Stadt zu gehen, dann ist das nicht normal, hat das einen besonderen Grund. Verzichtet haben am vergangenen Samstag die Spieler von Peter Stögers 1.FC Köln, obwohl ihnen dies ihr Trainer aus Wien erlaubt hätte, es kein Schunkel-Veerbot gab. Seit Stöger und Manfred Schmid vor vier Jahren beim Traditionsklub anheuerten, gehörte es zum guten Ton, dass die Mannschaft gemeinsam in der Stadt zum Karnevalsstadt sozusagen ihren Auftritt hatte. Gute Laune, weil es sportlich immer stimmte. Doch heuer ist dies erstmals anders. Da heißt es Alarm als Alaaf. Der 1.FC Köln spielt zwar erstmals seit 25 Jahren wieder im Europacup, steht aber in der Bundesliga ohne Sieg nach elf von 34 Runden an letzter Stelle, kassierte bereits so viele Niederlagen wie in der gesamten letzten Saison. Zwei Punkte, 4:22-Tore, die Angst vor dem Abstieg ist da. Daher beschloss die Mannschaft intern die Karnevals-Absage, um damit ein Zeichen zu setzen. Kapitän Matthias Lehmann teilte dies Stöger mit. Ob er mit seiner Uli in die Stadt ging, ließ Stöger offen. Einen TV-Auftritt beim „Kölner Treff“ absolvierten sie letzte Woche souverän. Dort versprach Starkoch Alfons Schuhbeck Stöger, nach dem nächsten Sieg für die Mannschaft groß aufzukochen.
Bei Stöger kann es derzeit nur die Devise geben „Augen zu und durch“. Denn zu allen Sorgen kam noch der nächste Ausfall dazu, der weh tut: Der 24jährige Abwehrhüne Dominique Heintz, bisher der beste Spieler in der Seuchensaison, fällt bis Jahresende aus, wird erst wieder 2018 spielen, Heintz, vor seiner Kölner Zeit beim 1.FC Kaiserslautern ein Schützling von Österreichs neuem Teamchef Franco Foda, zog sich bei einem schlechten Schritt im Training einen Muskelseheneneinriss im linken Oberschenkel zu. Das verbesserte nicht gerade die Stimmung von Stöger, den die deutschen Medien inzwischen als „unfeuerbar“ bezeichnen. Die Ausfallsliste ist lang: Auch Kölns einziger Teamspieler Jonas Hector fehlt seit September, kann heuer nicht mehr spielen. Flügelflitzer Marcel Risse plagen seit einem Kreuzbandriss im letzten Dezember permanent Probleme mit dem operierten rechten Knie: „Das sind Dinge, die man nicht verändern kann. Wir müssen trotzdem den Spaß am Fußball behalten“, weiß Stöger. Da er immer ein positiv denkender Mensch ist, glaubt er noch felsenfest an die Rettung, die in Köln als Wunder gefeiert werden würde. Und dies vermittelt er auch der Mannschaft: „Wenn ich keinen Spaß mehr an meiner Arbeit hätte, dann würde ich es bleiben lassen.“ Bis Weihnachten soll ein zweistelliger Punktestand her.
Kölns Präsident Werner Spinner schaut öfters als bisher gewohnt zum Smalltalk mit Stöger beim Training dabei. Die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Sportvorstand Jörg Schmadtke, mit dem Stöger seit dessen Rückzug keinen Kontakt mehr hatte, ist im Gange, soll bis Weihnachten beendet sein. Der Lichtblick für Stöger: Die verletzt gewesenen Stürmer Jhon Cordoba und Claudio Pizarro stehen beim nächsten Spiel wieder zur Verfügung. Eine Woche nach dem abgesagten Karnevals-Start in Mainz. Beim Duell der Karnevalsvereine gibt´s Erinnerungen an erfolgreichere Zeiten. Gegen Mainz fixierte Köln in der letzten Runde der vergangenen Saison Platz fünf und die Rückkehr in den Europacup.