Fußball

Am Ende des Tages zählt aber nur das WM-Ticket

Dreieinhalb Wochen vor dem Semifinale der Play offs um das WM-Ticket gegen Wales in Cardiff bat Peter Schöttel, der Sportdirektor des ÖFB, zum Hintergrundgespräch. Das länger als geplant, mehr als eine Stunde, dauerte. Bei dem er aufzeigen wollte, dass es hinter dem beherrschenden Thema der Nationalmannschaft noch einige für die mittlerweile neu strukturierte und auf beachtliche Größe angewachsene Sportdirektion, die 45 hauptberuflich Angestellte hat, gibt. Die versucht, kreativ und mutig als eine Art Ideenwerkstatt zu agieren. Mit sechs statt bisher vier „Säulen“.

Die Abteilung Auswahlteams, für die Schöttel verantwortlich zeichnet, die Talenteförderung mit „Abteilungsleiter“ Martin Scherb, die Trainerausbildung, die seit kurzem Trainerakademie heißt (Thomas Eidler),  das komplexe Thema Breitenfußball, das in den Händen von Stefan Gogg liegt, der Frauenfußball im Bereich von Isabel Hochstöger sowie die Analyse und Entwicklung. Darüber zerbricht sich der von Rapid zum ÖFB gekommene Stefan Oesen den Kopf.

Fünfmal im Jahr trifft sich da Komitee Sport, zu dem auch die Sportchefs des neun Landesverbände und Vertreter der Bundesliga gehören. Ihre Ideen und Vorschläge beschäftigen danach die Sportkommission, zu der vom ÖFB Präsident Gerhard Milletich, der Kärntens Landesverbandschef Klaus Mitterndorfer und Schöttel gehören, als Vertreter der Bundesliga Ligavorstand Christian Ebenbauer, Salzburgs Sportchef Christoph Freund und Rapids Manager Stefan Ebner. Was die Kommission auf ihren vier Sitzungen pro Jahr für gut befindet, geht ans ÖFB-Präsidium weiter. In dem Schöttel ebenso kein Stimmrecht hat wie ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold.

Um elf Auswahlteams kümmert sich der ÖFB. Sieben bei den Männern, drei bei den Frauen und eine für Futsal (Hallenfußball ohne Bande). Das „Mindestpaket“ an Betreuern beträgt pro Auswahl zehn Mann, bei der Europameisterschaft waren es mehr als 20. „Das Ziel ist es immer, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen“, versicherte Schöttel. Interessanten Initiativen, die Gogg entwickele, gibt es in Sachen Nachwuchs: 110.000 Jugendliche spielen in Österreich Fußball. Laut UEFA-Studien schafft man es aber nicht, mehr als die Hälfte derjenigen, die mit neun Jahren spielen, über ihr 18. Lebensjahr hinaus, an Fußball zu binden. Jeder vierte hört bereits nach einem Jahr auf. Daher werden in Österreich künftig kleinere Teams auf kleineren Feldern spielen, bis zur U 12 keine Tabellen geführt, gibt es bis dahin statt Outeinwürfen und Anstößen das Eindribbeln. Auch um zu viele Kopfbälle zu verhindern.

Einige Teamspieler, die Ende des Monats um Österreichs erste WM-Qualifikation seit 25 Jahren kämpfen werden, gehören zu denen, die im Rahmen des von Ex-Sportchef Willi Ruttensteiner ins Leben gerufenen österreichischen Wegs, der inzwischen Aktion 12 heißt, gefördert wurden. Das sind Christopah Baumgartner und Konrad Laimer, inzwischen Legionäre bei Hoffenheim und RB Leipzig. Für die Aktion 12 spricht auch, dass letzte Saison 106 geförderte Spieler in Bundesliga und zweiter Liga zum Zug kamen, die eine Saison zuvor noch in der U 18-Liga des ÖFB spielten. 61 von ihnen sogar in der Startelf.

Aber Realist Schöttel weiß mit seiner Erfahrung, dass es von Siegen des Vorzeigeprodukts Nationalteam abhängig sein wird, wie positiv die anderen Ideen und Initiativen gesehen werden. Wenn es gelingt, am 24. März in Cardiff Wales zu bezwingen und fünf Tage später den Sieger aus Schottland-Ukraine im Wiener Happel-Stadion, jubelt ganz Österreich über das WM-Ticket und ist alles andere „gerettet“. Fehlt Österreich zum sechsten Mal hintereinander bei der Endrunde, dann wird alles angezweifelt. So hart oder ungerechnet dies auch sein mag, so ist es.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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