Fußball

Auf der idealen Position: Austrias Sympathieträger Stöger ist eine Gefahr für den Erzrivalen

Es kommt selten vor, dass Austria-Events besser besucht sind als die von Rapid. Die Präsentation von Peter Stögers Rückkehr zu Violett am Dienstag Nachmittag in der Generali-Arena war so eines. Die sorgte  für viel mehr mediales Interesse samt Direktübertragung in ORF + als  dreieinhalb Stunden zuvor die grün-weiße Dachmarke „Rapid leben“, die Rapid-und Pioniergeist vereint, sowie ein neuer Sponsor. Austrias Präsident Frank Hensel zeigte sich erleichtert, froh und optimistisch, nach dem Happy End von Gesprächen über eine längere Zeit.  Nicht nur, weil er einen ausgewiesenen Fußball-Fachmann an die alte Wirkungstätte zurückholte, sondern auch eine Persönlichkeit mit ausgewiesenen Austria-Herz, deren kritischen Blick von außen der Austria-Zukunft sehr gut tun wird. Auch AG-Vorstand Markus Kraetschmer zeigt sich erleichtert, dass es in der Austria-AG jetzt eine Doppelspitze gibt, er sich auf die wirtschaftlichen Belange konzentrieren kann. Bei einem Unternehmen, das so viele Millionen umsetzt, eine unabdingbare Notwendigkeit: „Peter war einer, der auch als Trainer strategisch dachte. Er ist jetzt auf seiner idealen Position!“

Hensel mahnte aber: „Wir müssen realistisch bleiben“. Die Hoffnungen auf eine neue violette Zeitrechnung wollte er nicht mittragen: „Es werden jetzt nicht sofort Titel folgen.“ Stöger zeige aber gleich, was er der Austria bringt: Ein rhetorisch perfekter, überzeugender Sympathieträger, der  einfach abging. Kurzum der Königstransfer. Am 1. August beginnt er seinen Job. Als er vor dem VIP-Club mit Blick auf das Spielfeld ein Interview nach dem anderen gab, trainierte gegenüber Christian Ilzer mit seiner Mannschaft zum zweiten Mal an diesem Dienstag. Hensel verriet,  dass Stöger schon in alle wichtigen Entscheidungen der letzten Zeit eingebunden war. Auch für Ilzer und die neuen Spieler. Stöger wird sich der Mannschaft erst am 1. August vorstellen. Er hofft, das sein in vier deutschen Jahren dazugewonnenes Know How der Austria weiterhelfen kann: „Die Entscheidung zur Rückkehr fühlt sich für mich jetzt richtig an.“ Auch private Gründe trugen dazu bei.

Der Vertrag läuft vorerst bis 2021, ist an dem von Kraetschmer gekoppelt. Dann soll Bilanz gezogen werden, ob diese Zusammenarbeit, die in früheren Jahren immer funktionierte, positiv läuft: „Die Kontakte zu Menschen, die tägliche Kommunikation“, sieht Stöger als wichtigste Aufgaben. Er darf sich sein „Reich“ selbst gestalten, bringt aus Deutschland einen mit, den er in seinen Trainerteams beim 1.FC Köln und Borussia Dortmund schätzen lernte: Alexander Bade, in Köln Tormanntrainer, in Dortmund Assistent, in Violett Sportkoordinator Der 48jährige gebürtige Berliner war selbst ein 1,96-Meter große Tormannriese, kam aber bei Köln, Bayer Uerdingen, dem Hamburger SV und Bochum nur auf 48 Bundesligaspiele. Sportdirektor Ralf Muhr wird in Stögers Team seinen Platz finden. Der sagte zur Frage, ob der neue Job das Ende des Trainers Stöger bedeutet: „Ich habe in diesem Geschäft gelernt, nichts auszuschließen.“

Mit Stöger und Zoran Barisic haben bei den Wiener Großklubs zwei ehemalige Trainer die sportliche Macht. In der neuen Funktion ist ihr Einfluss auf die Personalpolitik sicher weit größer als die aller zwölf Trainer in der Bundesliga. Auch in Salzburg gibt Christoph Freund die Marschrichtung vor. Aber es hat schon seine Richtigkeit, wenn die Vereine bei den Transfers die Vorgaben machen, wer verpflichtet wird. Denn der Klub steht über allem. Wenn ständig wechselnde Trainer immer neue Spielertypen fordern, kann es passieren, dass ein Kader dabei herauskommt, der  hinten und vorne nicht zusammenpasst. Das heißt: Wenn die Sportchefs die Hoheit haben, dann müssen sie einen Trainer suchen, der zur Klub-Philosophie, sofern vorhanden, passt. Wie in Salzburg es Jesse Marsch offenbar ist.

In Wien konnten weder Stöger noch Barisic den Trainer aussuchen. Christian Ilzer beziehungsweise Didi Kühbauer waren schon da, bevor sie kamen. Bei Ilzer redete Stöger laut Hensel schon mit. Also müssen sie trachten, nur Spieler zu holen, mit denen der Trainer etwas anfangen kann. In der kurzen Ära Barisic war das bisher nur Max Ullmann. Deni Alar gab er gegen seine Überzeugung ab, weil er wusste, dass er bei Kühbauer gar nicht gefragt war. Also hätte das keinen Sinn ergeben. Bei der Austria durfte Muhr nur ablösefreie Spieler holen. Mehr ging aus finanziellen Gründen nicht. Wird das beim Sportvorstand Stöger anders sein? Aktuell wahrscheinlich nur, wenn die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League geschafft wird oder sich nach Stögers Unterschrift neue Sponsoren bei Kraetschmer melden. Der will in den nächsten Tagen alle anrufen, die ihm in letzter Zeit versicherten, sie würden etwas für Austria tun, wenn Stöger zurückkommt.

Der gehört  sofort mit Ilzer, Kapitän Alexander Grünwald und Michael Madl zur neuen Austria-Plakatkampagne. Eine Devise heißt: Gemeinsam für ein Ziel: Der unverkennbare Austria-Stil! Die in den nächsten zwei Wochen Austria.Mitglied werden, haben die Chance, ein von Stöger unterschriebenes Trikot mit seiner  Rückennummer 10 aus Spielerzeiten zu gewinnen (siehe oben). Sowohl in Favoriten als auch in Hütteldorf wird man die Tätigkeit von Sportvorstand und Sport-Geschäftsführer erst im nächsten Jahr richtig beurteilen können. „Es ist gut, für die ganze Fußballszene, dass Peter Stöger wieder da ist“ sagte Barisic, der den „Kollegen“ in gemeinsamen Spielerzeiten schätzen lernte, als sie mit Rapid 1996 Meister wurden und ins Europacupfinale kamen. Aber Barisic weiß auch, dass der Sympathieträger Stöger eine Gefahr für Grün-Weiß bedeutet, es alleine schon durch sein Auftreten dem Erzrivalen schwerer machen wird.

Foto: FK Austria Media.

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