Bei Ajax Amsterdam hört man weiterhin nur positive Worte über Max Wöber. Der 7,5 Millionen-Kauf, der am 4.Februar 20 Jahre jung wird, erfüllte im Herbst voll die Erwartungen, kam bei den Fans sehr gut an, bildete mit dem 19jährigen Matthijs de Ligt eine starke Innenverteidigung, ließ sich nichts zu Schulden kommen. Was nicht dazu passte: Letzten Sonntag beim 2:0-Sieg im holländischen Ewig-Hit gegen Meister Feyenoord Rotterdam setzte ihn der neue Trainer Erik ten Hag auf die Bank, tauschte ihn erst zwei Minuten vor Schluss für den neu von Independiente Buenos Aires geholten 25jährigen argentinischen Linksverteidiger Nicolas Tagliafico ein. Und da Ajax gewann, wird sich in der nächsten Runde wohl an Wöbers Jokerrolle nichts ändern, wenn der Tabellenzweite am Sonntag in Utrecht beim früheren Klub von ten Hag gastiert. Der Ex-Rapidler plötzlich nur in der Warteschleife. Und das eigentlich völlig unverschuldet.
Eine Folge des 14. Dezember, als sich Wöber beim 3:1 gegen Excelsior Rotterdam einen Seitenbandeinriss im rechten Knie zuzog, damit für die restlichen Partien bis Weihnachten ausser Gefecht war. Im ersten Spiel ohne den Wiener erfand Trainer Marcel Keizer die Variante mit de Ligt und dem 20jährigen Mittelfeldspieler Frenkie de Jong im Abwehrzentrum, gewann damit das Verfolgerduell in Alkmaar 2:1. Vier Tage später musste Keizer nach dem Ausscheiden im Cup gegen Twente Enschede gehen. Interimsnachfolger Michael Reiziger bot beim 3.1 gegen Willem II wieder das Duo de Ligt und de Jong auf. Wöber war ab 8. Jänner beim Trainingslager in Portugal wieder dabei, aber ten Hag blieb offenbar bei der Devise, an der zuvor siegreichen Besetzung nichts zu ändern.
Was de Jong gar nicht besonders in den Kram passte. Seine Stärken liegen klar in der Offensive, da hat der Youngster ein großes Potenzial. De Jong deklarierte bereits einen Transfer nach England als sein Ziel. Aber kein Klub der Premiere League wird ihn als Innenverteidiger holen, nur als Mittelfeldspieler. Auf seiner zentrale Stammposition, auf der er bis zu Wöbers Verletzung spielte, macht derzeit der 31jährige Däne Lasse Schöne eine gute Figur.
Wie lange muss Wöber in der Warteschleife bleiben? Er braucht sich keine Sorgen zu machen, muss nicht den Kopf hängen lassen. Eine gelbe Karte noch für de Ligt und dann muss der einmal zuschauen. Zudem kündigte er bereits an, Ajax im Sommer verlassen zu wollen. Also nur eine Frage der Zeit, bis Wöber wieder erste Wahl ist. Bis dahin heißt es: Nicht die Geduld in der Warteschleife verlieren, weiter so konsequent an der Weiterentwicklung arbeiten wie bisher. Ajax liegt weiter fünf Punkte hinter Tabellenführer PSV Eindhoven, der seinen Torjäger Jürgen Locadia vor einer Woche um 17 Millionen Euro an Brighton & Hove, den Klub von Markus Suttner, verkaufte. Der Rekordtransfer der „Seagulls“.