Fußball

Chancenwucher! 14 Minuten reichten zur Pflichtübung mit drei „deutschen Toren“

Was verband die Nachbarn Österreich und Deutschland am Sonntag Abend? Beide gewannen, beide betrieben dabei Chancenwucher. Deutschland beim 1:0 gegen Rumänien in Bukarest, seinem zweiten Sieg in der Gruppe, Österreich beim 3:1 (3:1) gegen Färöer im Happel-Stadion nach einem 0:1-Rückstand. Damit  kann Österreich Mittwoch mit einem Sieg gegen Dänemark die Tabellenführung übernehmen. Aber die Leistung muss sicher besser sein als gegen den krassen Außenseiter. Das wird die Stunde der Wahrheit.  Denn die Dänen feuerten aus Kopenhagen einen unüberhörbaren Warnschuss ab, Teamchef Kasper Hjulmland tauschte nach dem 2:0 in Israel bis auf Tormann Kasper Schmeichel die ganze Mannschaft aus. Auch der zweite Anzug passte perfekt, deklassierte Moldawien 8:0 (5:0). Von der  19. bis zur 39. Minute gelangen fünf Tore durch Nizza-Stürmer Kasper Dolberg (früher Ajax Amsterdam),  den herausragenden Mikael Damsgaard von Sampdoria Genua, der zweimal traf, Ex-Austria-Verteidiger Jens Stryger Larsen und Mathias Jensen vom englischen Zweitligisten Brentford. Im Finish sorgten Reservisten aus Deutschland für den Endstand: Robert Skov von Hoffenheim und Marcus Ingvartsen von Union Berlin. Die Dänen betrieben keinen Chancenwucher.

Franco Foda stellte zum Unterschied von Hjulmland nur viermal um. Gernot Trauner kam statt Philipp Lienhart, dessen Degradierung nach der Leistung in Glasgow nicht gerechtfertig war, ins Abwehrzentrum. Diesmal gab nur zwei Innenverteidiger, daher blieb auch Stefan Ilsanker draussen, begann Andreas Ulmer neu als Linksverteidiger. Kapitän David Alaba übersiedelte ins zentrale Mittelfeld, was dem Spiel sicher gut tat. Xaver Schlager bekam eine Pause, die man auch als Schonung für Mittwoch sehen kann. In der Offensive ersetzte Leipzig-Kapitän Marcel Sabitzer Adrian Grbic, Louis Schaub begann mit seinem starken linken Fuss an der rechten Flanke. Eine ähnliche Rolle wie frühere Arjen Robben bei Bayern. Keinen Wechsel gab es im Tor, was man als Vertrauensbeweis für Alexander Schlager werten konnte. Nicht im Kader standen diesmal Heinz Lindner, Stefan Posch, Reinhold Ranftl der offenbar nicht fite Valentino Lazaro und erneut Ercan Kara.

Was negativ auffiel: Österreich kassierte in zwei Spielen alle drei Tore nach einem Standard, geriet so nach 19 Minuten in Rückstand.  Das darf nicht passieren, auch wenn dabei  der Färöer-Torschütze Sonnu Nattestad, 1,97 Meter großer Innenverteidiger vom irischen Klub Dundalk, Trauner foulte. Was die ukrainische Schiedsrichterin Kateryna Monsul nicht sah.  Schlager traf keine Schuld. Er verhinderte gegen Nattestad nach 28 Minuten, als sich der wieder gegen Trauner im Luftduell durchsetzte, diesmal korrekt, sogar das 0:2, ehe von der 30. bis zur 44. Minute die beste österreichische Phase kam, in der es keinen Chancenwucher gab. Aleksandar Dragovic glich nach einem Eckball von Schaub, den Stefan Lainer per Kopf verlängerte, aus (Bild oben), Christoph Baumgartner setzte energisch nach, wodurch das 2:1 fiel. Der Treffer zum 3:1 war die schönste Kombination des Spiels, das Highlight des Abends. Kombination über den aktiven Grillitsch, Sabitzer, Baumgartner, Alaba zu Sasa Kalajdzic, der aus kurzer Distanz sein drittes Tor für Österreich erzielte. Herbert Prohaska wird sich im ORF-Studio am Küniglberg dabei an Zeiten erinnert haben, in der er mit der Austria für Galavorstellungen beim Stadthallenfußball gesorgt hatte.  Da fielen viele violette Treffer auf solche Art.

Nach den drei „deutschen Toren“ durch Legionäre aus der  deutschen Bundesliga ging nach der Pause der  Chancenwucher weiter. Trauner, Baumgartner und Alessandro Schöpf ließen Sitzer aus. Schöpf, einer der fünf Joker, die Foda nach einer Stunde einwechselte. Für Alaba, Kalajdzic,  Lainer, Baumgartner und Schaub. Wobei da sicher Überlegungen für Mittwoch eine Rolle spielten. Außer Schöpf kamen noch Michael Gregoritsch, Christopher Trimmel, Karim Onisiwo und als letzter für die letzten neun Minuten der 17 jährige Yusuf Demir. Damit kann er in den nächsten drei Jahren nicht für die Türkei spielen, womit das Match einen Zweck erfüllt hat. Von dem auch in Erinnerung blieb, wie frech es vor der Pause Solvi Vatnhamar von Vikingur vor der Pause wagte, Alaba zu tunneln. Für den endete aus Bayern-Sicht der Sonntag mit einer schlechten Nachricht: Torjäger Robert Lewandowski bei Polens 3:0 gegen Andorra verletzt, damit für das deutsche Spitzenduell in Leipzig am Ostersamstag fraglich.

Das Fazit von Foda: „Wir hätten zwei Tore mehr schießen müssen, diesen Vorwurf kann man uns machen“. Wobei zwei noch niedrig gegriffen war. Einen gebrauchten Sonntag hatte Fodas Kollege  Willi Ruttensteiner mit Israel in Tel Aviv gegen Schottland: Zur Pause 1:0 geführt, aber am Ende nur 1:1. Nichts wurde es mit dem ersten Sieg, Nur ein Punkt aus zwei Partien, nicht der erhoffte Start. Vielleicht, weil Torjäger Eran Zahavi zweimal nicht traf, Munas Dabbur Sonntag verletzt ausfiel. Für ihn spielte Ex-Wolfsberg-Legionär Shon Weisman. Bei Österreichs EM-Gegnern gab es Licht und Schatten. Das 5:0 (1:0)von Nordmazedonien gegen Liechtenstein war eine ähnliche Pflichtübung wie die von Österreich gegen Färöer. Die Ukraine schaffte das zweite 1:1. Aber das war zum Unterschied vom ersten gegen Frankreich in Paris eine Enttäuschung. Gegen EM-Teilnehmer Finnland verschenkten die Ukrainer einen Sieg, ließen zwei Punkte liegen. Wie Österreich  vier Tage zuvor im Hampden-Park.

 

 

Foto: FotobyHofer/Agentur Diener/Philipp Schalber.

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