Montagnachmittag plauderten Teamchef Ralf Rangnick und Marko Arnautovic im Pressezentrum des Berliner Olympiastadions über 30 Minuten ziemlich locker über das letzte Gruppenspiel gegen Holland. Auch wenn die Devise ausgegeben wurde, man brauche eine Topleistung, um den notwendigen letzten Punkt zu schaffen, um unter die letzten acht zu kommen, so spürte man doch das Bewußtsein: Eigentlich kann uns nichts mehr passieren. Acht Stunden später stand fest: Nur durch eine Niederlage mit fünf Toren Differenz gegen Oranje, die illusorisch ist, könnte es passieren, dass Österreich nicht zu den besten vier Dritten gehört, die unter die letzten 16 kommen. Das ist die Konseuqenz aus dem 1:1 (0:0) zwischen Kroatien und Italien in Leipzig. Das auch bedeutet: Holland, Frankreich und England kann Dienstag nichts mehr passieren, egal, wie die Spiele gegen Österreich, Polen und Slowenien enden. Bei Holland – Österreich geht es darum, wer als Zweiter oder Dritter aufsteigt.
Zunächst sah alles nach einem Happy End für Kroatien aus. Salzburg-Legionär Luka Sucic gehörte erstmals bei der EM zur Startelf, sorgte für den ersten gefährlichen Schuss, scheiterte an Italiens Tormann Gianluigi Donnarumma. Wie wird es später Non Playing-Captain David Alaba an seinem 32. Geburtstag vor dem TV-Schirm im Schlosshotel Grunewald beim Drama um seinen Freund und Mitspieler bei Real Madrid, Kroatiens Kapitän Luka Modric, ergangen sein? Zunächst scheiterte der 38 jährige bei einem Elfmeter an Donnarumma, kam jedoch 31 Sekunden später erneut zum Ball, traf sozusagen im zweiten Versuch mit links zum 1:0. Das hätte zum Aufstieg gereiecht und alles sah auch danach aus. Bis zur achten Minute der Nachspielzeit. Da traf der nach 82 Minuten eingewechselte Mattia Zaccangi von Lazio Rom zu seinem ersten Tor im siebenten Länderspel. Die perfekte Erlösung für Italien nach Vorarbeit von Riccardo Calafiori, des Eigentorschützen zum 0:1 gegen Spanien, Mitspieler von Stefan Posch bei Blogna. Damit bleibt der Titelverteidiger im Turnier, kämpft Samstag im Olympiastadion von Berlin gegen die Schweiz um den Aufstieg ins Viertelfinale. Für Kroatien kann es sich mit nur zwei Punkten kaum noch ausgehen, in die k.o-Phase zu kommen. Spanien feierte mit1:0 (1:0) gegen Albanien den dritten Sieg und eine perfekte Vorrunde ohne Gegentor, obwohl Teamchef Luis de la Fuente die Mannschaft gegenüber dem 1:0 gegen Italien an zehn Positionen änderte.
Österreich muss nicht nur gegen Holland auf Gernot Trauner, den Torschützen zum 1:0 gegen Polen, verzichten. Wegen einer Oberschenkelverletzung fällt der Innenverteidiger wahrscheinlich auch für das Achtelfinale aus. Damit sind Kevin Danso und Philipp Lienhart Rangnicks erste Wahl. Dass sechs Spieler der Startelf im Achtelfinale gesperrt wären, sollten sie gegen Holland die gelbe Karte sehen (Danso, Philipp Mwene, Konrad Laimer, Christoph Baumgartner. Patrick Wimmer, Arnautovic), beeinflusst Rangnicks Aufstellung nicht. Er ist überzeugt, dass keiner deshalb mit angezogener Handbremse agieren wird.