Fußball

Das Gregoritsch-Catenaccio: Italienisch nach Italien

Dienstag um 20.54 Uhr stand der historische Triumph fest. Österreichs U 21 nach dem 1:0 (0:0) von St. Pölten erstmals bei der Endrunde einer Europameisterschaft. Teamchef Werner Gregoritsch streckte die Hände in die Höhe, umarmte jeden aus seinem Betreuerteam, jubelte in Richtung seiner Frau und der zwei Söhne auf der Tribüne, eilte zur Gratulationstour unter die Spieler. Die duschten ihn prompt mit allen Getränken, die zur Verfügung standen. Alkohol, sprich Sekt, war noch keiner dabei. Den gab es erst nachher beim gemeinsamen Essen im VIP-Raum der NV Arena, die prominent wie selten zuvor bei einem Match der U21 besucht war: ÖFB-Präsident Leo Windtner, Generalsekretär Thomas Hollerer, Geschäftsführer Bernhard Neuhold, Teamchef Franco Foda mit seinen Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics. Italiens U 21-Teamchef Luigi di Biagio, der schon mögliche Endrundengegner beobachtete , sass neben Hartberg-Trainer Markus Schopp, mit dem er bei Brescia zusammen gespielt hatte, umamte Herbert Prohaska, der für den ORF vor Ort war. Biagio spielte früher auch beim Prohaska-Klub AS Roma, gehörte zur  Squadra Azzura, die bei der WM 1998 in Paris Österreich mit 2:1 heim schickte. Österreichs Teamchef hieß damals Prohaska. Ebenfalls auf der Tribüne: Die LASK-Macher, Trainer Oliver Glasner und Mastermind Jürgen Werner und Salzburgs Teamspieler Xaver Schlager. Der 19-jährige will nächstes Jahr unbedingt bei der U 21-EM die Aufsteiger verstärken. Spielerisch wäre er ein großer Gewinn für die Endrundenteilnehmer.

Sie schafften es mit zwei Minimalisten-Siegen, mit 1:0 in Saloniki und in  St.Pölten. Die Tore fielen jeweils aus Standards: Beim Hinspiel am letzten Freitag nach einem Eckball, in der Entscheidungspartie  durch einen Freistoss von Adrian Grbic, dem Altach-Stürmer mit Vergangenheit im Rapid-Nachwuchs. Über das Wie wird Freitag bei der Auslosung der Endrunde keiner mehr fragen. Die Stärke dieser Erfolgstruppe liegt eindeutig im Teamwork, das man auch am Beld oben sieht: Der 19jährige Christoph Baumgartner (20) verstellt gemeinsam mit dem Torschützen Grbic (7) einem Griechen den Weg. Denn spielerisch waren die Österreicher nicht besser, sie qualifizierten sich sozusagen im italienischen Defensivstil  für ihr Endrundendebüt  in Italien. Speziell nach dem Tor von Grbic, als noch 45 Minuten zu überstehen waren, da der britische Referee Craig Pawson fünf Minuten nachspielen ließ. Da wurde clever und gekonnt Beton angerührt, um die spielerisch bessere Mannschaft vom Tor fernzuhalten. Das Gregoritsch-Catenaccio passte: Im Abwehrzentrum Stefan Posch und Max Wöber als die Ruhe in Person, davor räumten Philipp Lienhart und Ivan Ljubic, die Sturm Graz-Leihgabe bei Hartberg, gekonnt ab. Bei Ljubic muss man sich schon fragen, warum die Wiener Austria vor drei Jahren für ihn keine Verwendung fand. Schlechter als die zentralen, defensiven Mittelfeldspieler, die derzeit den violetten Dress tragen, ist er sicher nicht.

Die Freude nachher war natürlich gewaltig groß: „Wir haben dagegen gehalten, ließen wenig zu haben uns den Aufstieg verdient“, fand Kapitän Philipp Lienhart, „wir sind mit jedem Match in der Qualifikation enger zusammengerückt, das hat sich ausgezahlt.“ Max Wöber sprach von einem besonderen Tag: „Die Qualifikation zu schaffen ist sogar schwerer als bei der Nationalmannschaft. Vor zwei Jahren hatten wir Deutschland in der Gruppe, im Play-off Spanien, diesmal Serbien und Russland, dann im Play-off die Griechen. Da muss schon viel stimmen, wenn man das schafft.“ Recht hat er. Und der Ausblick auf die Endrunde lächelte er: „Sicher nur Klassegegner. Aber keiner wird gerne gegen uns spielen, man schießt uns nicht leicht ein Tor.“ Die Aufstieg in der ÖFB-Hierarchie merkten die U21-Helden schon vor dem Spiel:  Sie fuhren im Bus mit der Aufschrift das Nationalteam von ihrem Quartier in der Asia-Therme Bad Erlach nach St.Pölten.  Am Steuer: Kultchauffeur Stefan Kutsenits. Das war schon die Auszeichnung vor dem Triumph. Danach stand außer Diskussion. Die U21 ist vorerst das Aushängeschild der ÖFB-Auswahlen.

Auslosung für die Endrunde vom 16. bis 30. Juni 2019 ist Freitag Abend in Bologna.  Die anderen elf Endrundenteilnehmer: Veranstalter Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, England, Belgien, Serbien, Kroatien, Dänemark und Rumänien. Das Debüt der rot.weiß-roten U 21 in der Elite Europas. Die Spielorte; Bologna, Regio nell´Emilia, Cesena, wo Walter Schachner  die ersten Schlagzeilen seiner Italien-Karriere geliefert hatte, San Marino, Triest und Udine, wo das Endspiel stattfinden wird.  Gespielt wird in drei Vierergruppen. Die Gruppensieger und der beste Zweite kommen ins Semifinale, dann folgt das k.o.-System. Diese vier Mannschaften qualifizieren sich auch für Olympia 2020 in Japan. Es steht im Juni 2019 sehr viel am Spiel.

Foto: © ÖFB.

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