Ein Ausrufezeichen von Österreichs U 21 in der EM-Qualifikation. Das 2:0 (1:0) gegen Frankreich im kalten Ried bedeutet von der Wertigkeit ungefähr so viel, als hätte die Nationalmannschaft am Weg zum EM-Ticket Belgien bezwungen, was ja nicht gelungen war. Mit der Sensation, der ersten Niederlage der Franzosen mit ihrem Promi-Teamchef Thierry Henry, lebt auch die Chance auf das EM-Ticket wieder: Noch je zwei Punkte Rückstand auf Frankreich und Slowenien. Einen Tag nach dem 2:0 gegen Estland in Riga war auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer gemeinsam mit Sportchef Peter Schöttel ins Innviertel gekommen. Bei Mitterdorfer war es auch als Zeichen für Langzeit-Teamchef Werner Gregoritsch gedacht. Er steht zu ihm, auch wenn es in der Qualifikation nicht gut läuft. Jetzt sieht wieder alles viel positiver aus. Die Jubelgesten von Gregoritsch sagten alles. Auch einer, der sich in Frankreich gut auskennt, wunderte und freute sich über das starke Ergebnis: Monaco-Trainer Adi Hütter.
Wie gelang es Gregoritsch, seine Mannschaft, die für ihn vom Charakter her eine der besten ist, die er bisher kennenlernte, auf das Wunder von Ried einzuschwören? Er kündigt ihnen an, dass Frankreich nicht mit 100 Prozent agieren werde. Ganz einfach, weil eine Mannschaft, die Zypren 9:0 bezwang, den Gegner nicht für voll nimmt, der gegen Zypern nur 1:1 spielte. Irgendwie wirkte es so: Frankreich eher mit der Handbremse, Österreich aggressiver, giftiger, perfektes Teamwork. Bis Mittag war Innenverteidiger Paul Koller nicht in der Aufstellung, weil der Teamchef dessen Zweikampfverhalten beim 0:1 in Slowenien gar nicht gefiel. Doch dann entschloss sich der Gregoritsch, ihm die Chance zur Wiedergutmachung zu geben, auf Pascal Estrada zu setzen, obwohl der bei Olimpija Laibach nicht mehr spielt, ebenso auf Kapitän Matthias Braunöder trotz Reservistenrolle bei der Austria. Das 3-4-2-1 mit der Parole, über die Außenspositionen (Nikolas Veratschnig, Manuel Polster) umzuschalten, funktionierte.
Außer den zwei Toren gab es noch vier Stangenschüsse. Vor der Pause durch Christoph Lang und Yusuf Demir innerhalb von 20 Sekunden, in der zweiten Hälfte durch Polster und Joker Bernhard Zimmermann. Beide Treffer fielen nach Eckbällen von Demir ausgerechnet durch Koller, der schon nach zwei Minuten vom englischen Referee Robert Jones die gelbe Karte sah: zum 1:0 nach Kopfball von Leopold Qurfeld ebenfalls per Kopf, eine Kombination der Innenverteidiger. Ausgleichschancen hatte Frankreich nur eine, obwohl Henry nach 63 Minuten mit Bayern-Hoffnung Mathys Tel, Georgino Rutter von Leeds (früher Hoffenheim) und Maghaes Akliouche von Monaco drei Joker mit einem Marktwert von zusammen 86 Millionen brachte. Dennoch schaffte Koller auch das 2:0. Nach Assist des starken Thierno Ballo (Bild) per Fallrückzieher. Gregoritsch fand alles „sensationell. Den Sieg, diese Leistung werden die Spieler nie vergessen“.
Auf das Wunder folgte noch eine Sensation. Ein TV-Interview des stillen, introvertierten Demir war bisher die Ausnahme der Regel. Die gab es Freitag. Nach Querfeld redete auch er: „Wir waren fleißig und diszipliniert, der Zusammenhalt passt in dieser Truppe.“ Das war auch zu sehen.
Foto: ÖFB/Patrick Vranovsky.
