LASK-Geschäftsführer Siegmund Gruber bezeichnete es als Wahnsinn und unfassbar, den 35 jährigen deutschen Weltmeister Jerome Boateng für den LASK gewonnen zu haben. Der unterschrieb einen Zweijahresvertrag. In diesem Alter ist es wohl eher für den Spieler ein Transfercoup, von dem der LASK sprach, als für den Klub. So kommt man weder Meister Sturm Graz noch Red Bull Salzburg näher, was ja Grubers großes Ziel ist. In Wahrheit zählte Boateng zu seinen Glanzzeiten zu den besten Innenverteidigern der Welt, aber die liegen schon lange zurück. 2014 war einer der guten Freunde von David Alaba Weltmeister, neunmal deutscher Meister, 2013 und 2020 Champions League-Sieger mit Bayern München. Dort wurde er vor drei Jahren aber sicher nicht grundlos aussortiert. Das bedeutete den Karrierebruch. Für Olympique Lyon bestritt er in zwei Saisonen nur 35 Spiele. Der ehemalige französische Serienmeister belegte mit ihm nur die Plötze sieben und acht, verlängerte nach zwei Jahren den Vertrag nicht.
Im Jänner trainierte Boateng wieder bei Bayern mit, weil zahlreiche Abwehrspieler verletzt waren. Ein Comeback gab es nicht. Stattdessen kam er in Italiens Serie A bei Salernitana unter, quasi als Nachfolger des auf Leihbasis nach Salzburg gewechselten Flavius Daniliuc. Salernitana stieg praktisch ohne Chance auf die Rettung ab, Boateng bekam keinen neuen Vertrag. Wenn der LASK jubelt, dass sich Boateng trotz zahlreicher anderer, lukrativerer Offerte aus sportlichen Gründen für die Linzer entschied, dann muss man das anzweifeln. Die Version, dass es nur vom LASK ein Angebot bekam, ist die wahrscheinlichere. Es ist wirklich Wahnsinn und unfassbar, dass der LASK Boateng holte. Aber nicht in dem Sinne, in dem es Gruber behauptet, sondern eher umgekehrt.
Noch etwas wird den LASK mit Boateng einholen: Unangenehme Berichte über sein Privatleben. Nach der Klage einer ehemaligen Lebensgefährtin wegen häuslicher Gewalt wurde er bereits zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt. Der Richterspruch wurde aufgehoben, am 14. Juni, dem Tag der EM-Eröffnung, beginnt der Prozess wieder von vorne. Auch wenn die berühmte Unschuldsvermutung gilt, sind dies entbehrliche Nebengeräusche. Ob der LASK Boateng wirklich brauchte, weil Andres Andrade vermutlich nach Mexiko wechselt? Das sieht eher nach einer Marketingaktion aus, die bisher nicht das erhoffte positive Echo brachte.
Sturm Graz verlängerte den Vertrag mit dem 33 jährigen Kapitän Stefan Hierländer um ein Jahr, Austria Klagenfurt bekam vom deutschen Partnerklub aus der Regionalliga Nordost, Viktoria Berlin, den 22 jährigen Linksverteidiger Jonas Kühn. Der sechste Neue der Kärntner. WSG Tirol engagierte den 24 jährigen Alexander Eckmayr, letzte Saison der dritte Tormann bei Altach. Rapid gab Mittelfeldtalent Nicolas Bajlicz einen neuen Zweijahresvertrag bis 2026. Er unterschrieb trotz angeblicher Angebote aus dem In- und Ausland. Der 19 jährige Bajlicz trainierte zwar mit dem Bundesligakader, spielte aber diese Saison nur in der Regionalliga Ost.
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