Fußball

Der Report aus Belfast: „So viel Glück kann Bosnien nie mehr haben“

Bosnien schuf sich Samstag Nachmittag mit dem glücklichen 2:1 über Nordirland in Belfast zum Start der Österreich-Gruppe in der Nations League eine gut Ausgangsposition. Ein Heimsieg gegen die Österreicher am Dienstag im mit 15.600 Zuschauern ausverkauften, 46 Jahre alten Bilino Polje-Stadion in der 115.000 Einwohner-Stadt Zenica würde bedeuten: Die „Drachen“, wie die Bosnier daheim von ihren Fans genannt werden, sind auf Kurs Richtung Gruppensieg, den auch Österreichs Teamchef Franco Foda als Ziel ausgegeben hat. Foda und seine Spieler sahen Bosniens Sieg  im Falkensteiner-Hotel von Bad Waltersdorf am TV-Schirm. Mit Heimo Kump hatte Foda auch einen Scout im Windsor-Park von Belfast. Der für ihn reservierte Platz auf der Tribüne blieb aber leer, der Steirer agierte offenbar lieber „undercover“. Neben ihm wäre einer gesessen, der früher so wie Kump Österreichs Gegner beobachtete. Als Willi Ruttensteiner noch Sportchef und Marcel Koller Teamchef war. Jetzt ist Heinz Hochhauser für Israel unterwegs, auf Bitten des neuen Sportchefs (Ruttensteiner) und neuen Teamchefs (Andi Herzog). Daher war er in Belfast, wo die Israelis einen Tag nach Herzogs 50. Geburtstag Dienstag zu einem Test gastieren.  Aus Hochhausers Sicht wird sich aber Bosnien gegenüber der Leistung von Belfast steigern müssen, um Österreich bezwingen zu können: „Soviel Glück kann Bosnien nur einmal haben, als derart unterlegene Mannschaft ein Match zu gewinnen. Das gelingt hundertprozentig kein zweites Mal.“

Bosniens Teamchef mit berühmten Namen, Robert Prosinecki, als Spieler Europacupsieger mit Roter Stern Belgrad, später Legionär bei Real Madrid und Barcelona, war von seinen Managern letztes Jahr auch in Österreich  bei der Nachfolge von Koller ins Gespräch gebracht worden. Der 49jährige bot  14 Legionäre auf. Vier aus Italien, drei aus der Türkei, je einen aus Englands und Deutschlands zweiter Liga, aus Russland, Südkorea, Tschechien, Belgien und Serbien. Darko Todorovic, Verteidiger von Österreichs Meister Red Bull Salzburg, kam nicht zum Zug: „Die Nordiren diktierten total, versagten jedoch im Strafraum, legten den Bosniern in Ballbesitz sogar das zweite Tor auf.“ Durch eine verunglückte Kopfballrückgabe zum Tormann nach einem Outeinwurf. Hochhauser  bezeichnete den Auftritt der Bosnier als  überheblich, behäbig und arrogant: „Von Aggressivität in den Zweikämpfen  hab ich wenig gesehen.“ Da machte er bei Bosniens bekanntesten Namen, bei Torjäger Edin Dzeko (Bild oben) und Mittlfeldmotor Mirjalem Pjanic, der im Finish verletzt ausschied, keine Ausnahme: „Hätte man nicht gewusst, wer sie sind, wäre man nie draufgekommen, dass es sich um Topstars von AS Roma und Juventus handelt.“

Die zwei Ausnahmen, die Hochhauser explizit lobte, waren die  Innenverteidiger: Toni Sunjic von Dinamo Moskau, der früher auch beim VfB Stuttgart spielte, sowie Ervin Zukanovic vom FC Genoa. Wie sie ihre Schwerstarbeit bei den vielen hohen Bällen der Nordiren erledigten, beeindruckte den ehemaligen Sportchef von Salzburg und früheren Trainer der Wiener Austria: „In Wahrheit ist der Sieg vor allem ihnen zu verdanken. Und der Tatsache, dass Nordirlands Stürmer auch fünf Meter vor dem Tor den Ball nicht richtig trafen.“ Hochhauser kann sich sogar vorstellen, dass in Belfast  wegen der Wucht der Nordiren auf Österreich im November das unangenehmere Auswärtsspiel warten wird als Dienstag in Zenica in bosnischer Heimatmosphäre.

 

Foto: Instagram.

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