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Wahnsinn: Der Sieger der Nations League kann die EM 2020 verpassen

Als Augsburg-Legionär Martin Hinteregger Anfang August in einem Interview erklärte, er habe sich den Modus der neuen Nations League erklären lassen, sei aber daraus nicht richtig klug geworden, weil ihm das zu kompliziert war, erntete er damit ein Lächeln. Aber so unrecht hat der Kärntner Innenverteidiger gar nicht damit. Nicht einmal seine Behauptung, dass wenn er mit Österreich alle Spiele in der Nations League gewinnt, er bei der Europameisterschaft 2020 dabei sein wird, stimmt. Es klingt zwar irre, ist aber Tatsache: Sogar dem ersten Sieger der neuen Nations League kann es passieren, die Europameisterschaft 2020 zu verpassen.

Vorweg, die ersten drei Spieltage der Nations League zeigten, dass der Bewerb seine Daseinsberechtigung hat. Einfach attraktiver ist, als im Prinzip belanglose Testspiele. Wie Österreichs 2:0 gegen Schweden. 55 Länder nehmen teil, sind in vier Liegen aufgeteilt werden: Die laut UEFA-Koffizienten zwölf besten Mannschaften wie Weltmeister Frankreich, Deutschland, Belgien, Portugal, Spanien, die Schweiz, Italien, England, Holland, Island, Polen und Vizeweltmeister Kroatien in Liga A. Österreich ist in Liga B. Die in vier Dreier-Gruppen aufgeteilt wurde. Innerhalb spielt jeder in Hin-und Rückspiel gegen jeden. Macht bis November vier Partien. Die vier Gruppensieger der  Liga B steigen in die Liga Auf, was für Österreich außer einem besseren Image bei der zweiten Auflage auch mehr Einnahmen aus der zentralen Vermarktung bedeuten würde. Die vier Gruppensieger der Liga A qualifizieren sich für die k.o.-Phase. Sie küren im Juni 2019 den ersten Sieger der Nations League. Die Halbfinals werden ausgelost, die Sieger kommen ins Endspiel.

Wenn der Nations League-Gewinner sich aber nicht über die „normale Qualifikation“, die im Dezember ausgelost wird, von März bis November 2019 läuft, das  Ticket für die EM 2020 sichert, kann er dies noch im März 2020 im Play-off, in dem die letzten vier Startplätze der Europameisterschaft vergeben werden. Um die kämpfen die 16 Gruppensieger der vier Ligen beziehungsweise die nächstbesten, die es nicht schon durch die normalen Qualifikationsspiele geschafft haben. Wenn also der Nations League-Triumphator auch die zweite Chance nicht nützt, ist er dann nicht dabei. Obwohl er sich eigentlich seit Juni 2019 als Topnation  Europas fühlen könnte. Wahnsinn, aber Realität.

Für Österreich ist der komplizierte Modus ein Vorteil. Weil die Nations League die zweite Chance bedeutet, so wie 2016 bei der Endrunde dabei zu sein. Vorausgesetzt es klappt gegen Bosnien und Nordirland. Österreich würde eine ähnlich spektakulären Start brauchen wie Samstag in Schweiz in St. Gallen. Trotz des vom „Blick“, der auflagenstärksten Schweizer Zeitung, nach dem Scheitern im WM-Achtelfinale am Leben gehaltenen Krisenszenario rund um die „Nati“, wie die Schweizer ihr Team nennen, gelang ein spektakuläres 6:0 (2:0) gegen Island. So hoch konnte keine Mannschaft in den letzten 17 Jahren die „Inselkicker“, die in Bestbesetzung spielten, abfertigen. Da wird dem von „Blick“ bekämpfen Teamchef Vladimir Petkovic, der den langjährigen Kapitän Stephan Lichtsteiner auf die Tribüne verbannte, das Transparent, auf dem einige Fans seinen Rauswurf verlangten, herzlich egal gewesen sein. So etwas gibt´s also nicht nur in Wien bei Rapid. Schwedens Ex-Teamchef Erik Hamren, an Österreich in der Qualifikaton für die EM 2016 gescheitert und danach abgetreten, hätten sich einen anderen Einstand bei Island gewünscht. Einen perfekten hatte hingegen Luis Enrique, 2015 Champions League-Sieger mit dem FC Barcelona, als Spaniens Teamchef mit dem 2:1 (2:1) über England nach 0:1-Rückstand in Wembley.

 

 

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