Fußball

Kapitän-Rotation mit Alaba und Arnautovic: Derzeit hat es Foda leichter als Löw

Zur gleichen Zeit, zu der Österreichs Team um Marko Arnautovic (Bild oben) Donnerstag Abend im ersten Länderspiel in der nicht ausverkauften Wiener Allianz-Arena beim letzten Test gegen WM-Viertelfinalist Schweden  die „Idealelf“ für den Start in die Nationalliga League am Dienstag gegen Bosnien in Zenica sucht, steigt in München schon der erste große Schlager des neuen Bewerbs: Weltmeister Frankreich  gastiert bei seinem Vorgänger Deutschland, dessen Teamchef Jogi Löw derzeit keine leichten Zeiten hat. Ganz im Gegenteil. Da hat´s Franco Foda, zu aktiven Zeiten beim VfB Stuttgart ein Spieler unter Löw, derzeit beim rot-weiß-roten Nachbarn sogar leichter. In Österreich gibt´s eine positivere Atmosphäre um die Nationalmannschaft als in Deutschland, dort zweifelt niemand die Fähigkeiten des Teamchefs an. Was bei Löw vier Jahre nach dem WM-Titel unglaublich und nicht nachvollziehbar ist. Teamchefschicksal.

Fast jede von Löws Maßnahmen wird nach seiner fast geißelnden Selbstkritik bei der WM-Analyse seziert, analysiert und kritisiert. Den Zapfenstreich führte er wieder ein. Um Mitternacht müssen die Topstars am Zimmer sein. Der Schlummertrunk an der Hotelbar muss, wenn überhaupt, schon vorher stattfinden. Ab sofort besteht auch Frühstückspflicht. Bis spätestens zehn Uhr muss jeder gestellt sein. Länger schlafen ist als Folge der WM-Pleite verpönt. Dass außer Mesut Özil und Mario Gomez, die ihren Rücktritt erklärten,  nur Sami Khedira und Jonas Hector, der selbst eine kurze Auszeit nahm, im Kader fehlen, wird Löw auch vorgehalten. Zu wenig  personelle Umstellungen, zu wenige Weltmeister von 2014 „rasiert“, so prasselt die Kritik auf ihn ein. Da wird vor Namen wie Thomas Müller, Mats Hummels oder Jerome Boateng nicht halt gemacht. Özils Rückennummer 10 ging an den  22jährigen Julian Brandt von Leverkusen, ein Fingerzeig für die bevorstehenden Verjüngungen? Manche Medien schrieben sogar, gegen Frankreich könnte man einiges vergessen machen, aber vielleicht wäre eine Niederlage sogar nützlich, weil damit das kleine „Umbrüchchen“ in einen richtigen  Umbruch verwandelt werden könnte.  Andererseits: Wenn Deutschland gegen Frankreich und Holland nur Letzter der Gruppe wird, damit aus der A-Liga in die Zweitklassigkeit absteigen würde, wäre das der nächste Supergau, den Löw wohl nicht überstehen würde.

Eines hat München aber Wien voraus: Ein ausverkauftes Stadion. 67.000 Zuschauer in der Allianz-Arena gegen den Weltmeister Frankreich, bei dem nur der verletzte Kapitön und Tormann Hugo Lloris fehlt. Somit ist die Nummer zwei von Meister Paris St.Germain, Alphonse Areola, die neue Nummer eins. In  die neue Wiener Generali-Arena werden hingegen höchstens 15.000 Zuschauer kommen. Die  Osttribüne, für die anfangs Austria-Fans ein Vorkaufsrecht hatten, könnte fast leer bleiben. Zur Tormannfrage, die es  Dienstag Nachmittag sogar in die Ö 3-Weltnachrichten schaffte, muss auch Foda mitunter Stellung beziehen. Aber das ist höchstens der Fingerzeig darauf, dass die wirklichen Themen, die bewegen, derzeit fehlen. Weil seit dem Frühjahr ohnehin fast alles geklärt ist.

Zum Schmunzeln sind die Tormanndiskussionen höchstens, weil  sowohl Heinz Lindner als auch Cican Stankovic zu den Klienten des Linzer Managers Max Hagmayr gehören. Der auch als Fodas Berater galt, als der noch Sturm-Trainer war. Die von Foda Mittwoch in Bad Waltersdorf wegen des Fehlens von  Julian Baumgartlinger verkündete Kapitäns-Rotation nach brasilianischem Vorbild ist zwar  ein interessantes Detail am Rande, aber nichts entscheidendes: David Alaba ist Donnerstag im Stadion seines Ex-Klubs Austria gegen Schweden, Arnautovic Dienstag beim Start in die Nations League. Alaba war dies im Teamdress bereits unter Marcel Koller im Frühjahr 2017, für Arnautovic wird es eine internationale Premiere. Kapitän war er letzten Samstag erstmals bei West Ham. Hoffentlich gibt´s nicht auch in Bosnien beim „Debüt“ ein 0:1 wie in London gegen Wolverhampton

Schwedens Abwehr wird nicht leicht zu knacken sein. Da gibt´s den starken Tormann  Robin Olsen, den AS Roma statt des um 65 Millionen an Liverpool verkauften Brasilianers Alisson holte, die konsequenten Innenverteidiger Andreas Granqvist, der von Krasnodar in die Heimat zu Helsingborg zurückkehrte, und Victor Lindelöf von Manchester United, Rechtsverteidiger Mikael Lustig von Salzburg Europa League-Gegner Celtic Glasgow. Falls Florian Kainz spielt, könnte es zu einem Werder Bremen-Duell gegen Linksverteidiger Ludwig Augustinsson kommen. Auch ein Leverkusen-Duell liegt im Bereich des Möglichen: Aleksandar Dragovic gegen Stürmer Isaac Thelin.

Vor dem Anpfiff verabschiedet ÖFB-Präsident Leo Windtner insgesamt 253 Länderspiele. Mir den ehemaligen Teamkapitänen Andreas Ivanschitz und Emanuel Pogatetz, mit Martin Harnik und Zlatko Junuzovic. Da darf´s es nur Beifall geben. Foda hat´s derzeit leichter als Löw, Windtner um vieles angenehmer als sein dänischer Kollege Jesper Christensen. Der muss mit einem Streik seiner WM-Spieler um Tormann Kasper Schmeichel, Tottenham-Star Christian Eriksen und Leipzigs Yussuf Poulsen leben.  Weil sie keine privaten Werbeveträge mit Firmen abschließen dürfen, die in Konkurrenz zu den Teamsponsoren stehen. In Österreich treten David Alaba, Arnautovic & Co ihre Persönlichkeitsrechte als Teamspieler ab, sind aber an allen Werbeeinnahmen beteiligt. Dänemark bestreitet das Länderspiel in der Slowakei sowie den Nations League-Start gegen Wales mit seinem Futsal-Team. Futsal ist die von der FIFA genehmigte Form von Hallenfußball ohne Bande und ohne gravierenden Körperkontakt. Das wird gegen Wales ja heiter werden. Unvorstellbar, dass so etwas in Österreich passieren könnte.

Foto: © ÖFB (GEPA-Pictures.com).

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