Fußball

Didi Kühbauer auf den Spuren von Josef Uridil

Josef Uridil ist eine der ganz großen Namen der  grün-weißen Geschichte. Sowohl als Spieler wie als Trainer. In diese Ära fällt eine Geschichte, die in jedem Rapid-Buch, das etwas auf sich hält, nachzulesen ist. Ein Spruch, mit dem er die große Rapid-Mannschaft um Ernst Happel, Robert Dienst, Leopold Gernhardt, Erich Probst, den Gebrüdern Körner und Max Merkel in Brügge auf das Freundschaftsspiel gegen  Arsenal einstellte: „Die san elfe, mir san elfe, spielt´s euer Spiel, und wenn ma g´wonnen ham, dann gibt´s a Sekterl“. Der Spruch kurz vor Anpfiff in der Kabine wirkte: Rapid deklassierte Arsenal 6:1. Damals ein unglaubliches Resultat gegen die „Gunners“.

Ob 67 Jahre später Didi Kühbauer in der Rapid-Kabine des Allianz-Stadions  ein ähnlich markiger Spruch im Uridil-Stil einfallen wird, um seine Mannschaft auf den Europa League-Start gegen den hohen Favorit Arsenal, der einen Marktwert von 632 Millionen hat, in Stimmung zu bringen? Ein 1:0 wäre vom Image ähnlich viel wert wie 1953 das 6:1. Wäre vor einem ausverkauften Haus, mit fast 30.000 Fans im Rücken sicher etwas leichter zu schaffen als mit nur 3000. Speziell für eine Mannschaft, in der manche ihr erstes Spiel in der Gruppenphase bestreiten. Wie Ercan Kara, wie Kelvin Arase, wie vielleicht Leo Greiml. Auch für Torjäger Taxiarchis Fountas wird es eine Premiere. Die Ungewissheit, welche Stars Arsenals Trainer Mikel Arteta in der Europa League für das Sonntagsspiel gegen Leicester in der Premier League schonen wird, hat für Kühbauer keine Bedeutung: „Egal, wer spielt, wird das nicht an der Spielanlage von Arsenal ändern. Und die haben wir genau analysiert. Wir wissen, was da auf uns zukommen wird!“ Obwohl eine „Spionage“ im Corona-Hotspot England, in dem die Fans nicht in die Stadien dürfen, aus naheliegenden Gründen nicht möglich war.

Auf Rapid zukommen werden unter Garantie schnelle Arsenal-Stürmer. Egal ob Pierre-Emerick Aubameyang, Nicolas Pepe, Willian, Alexandre Lacazette, Eddy Nketiah oder Gabriel Martinelli spielt: „Tempo ist immer schwer zu verteidigen. Wir müssen hellwach sein, um gefährliche Situationen schon im Ansatz zu erkennen“, weiß der Trainer. Zugleich auch, dass verteidigen allein zu wenig sein wird. Man muss auch Arsenal beschäftigen. Und das soll einer schaffen, der  vor einem Jahr noch in der zweiten Liga bei Horn spielte: Ercan Kara. Mit seinen1,92 Metern und seiner körperlichen Präsenz müsste der Sturmtank robust genug sein, um auch in Luftduellen Arsenals Paroli zu bieten, Fountas den Raum zu verschaffen, den der Grieche für seine Tore braucht. Gedanken an eine Überraschung? „Natürlich wollen wir etwas erben“, gibt Kühbauer zu, „aber dazu müssen wir schon auf einem sehr, sehr hohen Niveau spielen!“ Jeder Punkt, den Rapid gegen Arsenal schafft, der hilft im Kampf um Platz zwei gegen Molde aus Norwegen und Dundalk aus Irland. Über diese Gruppe kann sich Rapid nicht beschweren, denn die macht das Überwintern in der Europa League möglich. Das für Rapid in schweren und tristen Zeiten wie diesen auch wirtschaftlich geradezu ein Segen wäre. 72 Prozent der tipp3-Kunden erwarten von Rapid den Aufstieg, aber die Quote auf die Sensation gegen Arsenal ist 5,00.

Auch für zwei Ex-Rapidler beginnt Donnerstag der Kampf um den Aufstieg. Um den mit Paok Saloniki zu schaffen,  Stefan Schwab und Thomas Murg daheim Omonia Nikosia bezwingen. Die weiteren Gruppengegner: PSV Eindhoven mit Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt, dem deutschen Weltmeister Mario Götze und dem israelischen Klassestürmer Eran Zahavi. Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic müssten mit Leverkusen gegen OGC Nizza, Slavia Prag und Hapoel Beer Sheva den Aufstieg schaffen. Stefan Posch, Florian Grillitsch und Christoph Baumgartner empfangen mit Hoffenheim Roter Stern Belgrad zu einem „Geisterspiel“. Samstag beim 0:1 gegen Borussia Dortmund waren noch 6000 Zuschauer erlaubt. Gent und Slovan Liberec (mit dem Ex-Hartberger David Cancola im Kader) sind die weiteren Gegner. Ex-Teamkapitän Christian Fuchs kann bei Leicester gegen Braga aus Portugal, AEK Athen und Sorja Lugansk aus der Ukraine eher mit Einsätzen rechnen als in der Premier League.

 

Foto: Wien Energie/Gepa.

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