Fußball

Die 30.000 Euro-Strafe für Rapid bewegt die Gemüter, ärgert Austria

Kaum hatte der  Senat eins der Bundesliga wegen der Vorfälle beim letzten Derby zwischen Rapid und Austria Montag Abend  eine Geldstrafe von 30.000 Euro über Rapid wegen Verstoß gegen die Veranstaltungsbestimmungen, weil einige aus dem grün-weißen Fansektor etwa eine Viertelstunde nach Schlusspfiff auf den Rasen in Richtung Gästesektor stürmten und Missbrauch von Pyrotechnik verhängt, begannen die Diskussionen: Ein zu mildes Urteil oder ein zu hartes, wie Rapids Präsident Michael Krammer wenig später im „Talk und Tore“ von „Sky“ feststellte und auf jeden Fall einen Protest ankündigte? Zu akzeptieren, dass sich Teile der Fans falsch verhielten, kommt offenbar nicht in Frage. Krammer wartet auf die schriftliche Ausfertigung des Urteils am, um zu wissen, worin der Senat das Fehlverhalten von Rapid als Veranstalter sah; „Es geht uns um die Verhältnismäßigkeit der Bestrafung.“ Wie leidenschaftlich Krammer an diesem Abend für seine Marschroute, lieber den Dialog mit den Fans zu suchen, um auf diese Art bei ihnen  ein Verständnis dafür zu schaffen, was für den Verein das Beste ist, statt auf Populismus und Repression zu setzen, rang dem ehemaligen Rapid-Sportchef Helmut Schulte, der zu der Diskussion aus Hamburg eingeflogen wurde, Respekt ab: „Der Präsident versieht das sehr, sehr schwere Amt mit Würde.“

Im Strafenkatalog der Bundesliga wären auch höhere Geldstrafen möglich gewesen bis zu einem Aufleben der bedingten Sperr der Sektoren hinter beiden Toren für ein Spiel, verhängt für die Vorfälle beim Derby am 4. Februar. Ebenso eine Geldstrafe von 100.000 Euro, die das neutrale Schiedsgericht der Liga auf grün-weißen Einspruch auf 53.000 reduzierte. Das Urteil verhängte der Strafsenat vor acht Monaten, weil damals Referee Rene Eisner das Spiel unterbrochen und beide Mannschaften in die Kabine geschickt hatte, weil Wurfgeschosse auf Austria-Spieler geflogen waren. Und weil im Finish zwei Flitzer, die übrigens dank Freikarten das Derby live sehen konnten, im Finish auf das Spielfeld stürmten. Wie hoch die verständlichen Schadenersatzforderungen Rapids an die Flitzer sind, wurde Montag ebenfalls bekannt: 18.000 Euro. Wobei man nicht nur die 53.000 Euro Geldstrafe sehen darf, sondern vor allem den hohen sechsstelligen Einnahmensverlust durch die Sektorensperre zwei Monate später im Spiel gegen St. Pölten.

Am 16.September war es  nicht so schlimm: Keine Wurfgeschosse während des Spiels, daher keine Unterbrechung, keine Flitzer während des Spiels, sondern erst nachher. Aber dabei schlimme Szenen. Die Marschroute aus der Hütteldorfer Chefetage hörte man ja schon vor der Urteilsverkündung: Die Polizei habe zu spät reagiert, die Medien hätten alles unverhältnismäßig aufgebauscht. Aber das ist der falsche Weg. Der richtigere wäre, einmal das Urteil zu akzeptieren statt Verschwörungstheorien zu entwickeln, die natürlich in der Fanszene gut ankommen. Aber es ist nun  üblich, dass der Verein für seine Anhänger verantwortlich ist.

Die Marschroute verfolgt seit Jahrzehnten auch die UEFA, wenn es im Europacup zu Verfehlungen kommt. Das musste ja auch Rapid schon vor Krammers Ära nach den Skandal von Saloniki, der natürlich viel, viel, viel schlimmer war als heuer die Vorfälle in Wien bei den Derbys, zur Kenntnis nehmen: Ein Geisterspiel ohne Fans, hohe Geldstrafe, Androhung der Sperre für den Europacup beim nächsten  ähnlichen Vorfall. Eine klare Sprache, die ihre  Wirkung nicht verfehlte, die auch die Fans verstanden: Seit damals passierte in internationale Bewerben bei Rapid-Spielen so gut wie nichts. Gab es sogar Lob für das Verhalten der grün-weißen Anhänger. Wie letzte Woche nach dem Match im Ibrox-Park bei den Glasgow Rangers.

Das Urteil des Senat eins muss offenbar Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer ziemlich erzürnt haben, sonst hätte sich nicht Violett Dienstag mit einer Aussendung zu Wort gemeldet. Der ehemalige Bundesliga-Vizepräsident Kraetschmer ließ darin den Unmut über das aus seiner Sicht milde Urteil und die Rapid-Reaktionen darauf freien Lauf, weil beim letzten Platzsturm Protagonisten prominent in Erscheinung traten, die schon bei vorangegangenen Vorfällen klare Grenzen überschritten hätten und offenbar nicht ausreichend sanktioniert wurden. Dabei versicherte die Austria, es gehe ihr nur um die Sicherheit friedliebender Fußballfans und um das Bestreben, den Zuschauerschnitt der Liga weiter zu erhöhen. Die Austria kündigte eine entsprechende Offensive bei der Klub-Konferenz in der kommenden Woche an und versicherte, Mitstreiter für seine Pläne zu haben. Die Allianz zwischen Kraetschmer, Salzburg-Vertreter Volker Viechtbauer und LASK-Präsident Siegmund Gruber gilt als offenes Geheimnis, Innsbruck-Präsident Gerhard Stocker wird sich als offizieller Chef des neuen Aufsichtsrats sicher nicht in den Weg stellen.

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