Fußball

Die EM-Sorgen ließen Tschertschessow und Brzeczek auch in Tirol nicht los

Wer einmal in Tirol gespielt hat oder Trainer war, den zieht es oft zurück. Selbst als Teamchef sechs Monate vor der Europameisterschaft. Das trifft sowohl auf „Stani“ Salamowitsch Tschertschessow (Bild oben) zu, dessen Familie weiter vor den Toren Innsbrucks lebt, wo er sechs Jahre im Tor spielte und zwei Jahre Trainer war, als auch auf Jerzy Brzeczek. Russlands Teamchef war schon vor Weihnachten Stargast der Eröffnung des neuen Tophotels Almhof in Nauders, blieb dann gleich über die Feiertage, Brzeczek genießt nach dem Jahreswechsel ein paar freie Tage in Kitzbühel. Er kam mit seinem 34 jährigen Schwager Jakub Blaszczykowski. der in der EM-Qualifikation noch im Einsatz war, früher acht Jahre bei Borussia Dortmund spielte, sogar als Fixstarter  in den Erfolgszeiten unter Jürgen Klopp. galt  Dass für Brzeczek im ausgebuchten Kitzbühel noch Zimmer frei waren, verdankt er Ralph Schader, der für den ehemaligen Publikumsliebling am Innsbrucker Tivoli seine Kontakte spielen ließ.

Tschertschessow redete auch in Nauders über die Europameisterschaft. sein zweites großes Turnier als Teamchef nach der  Heim-WM, bei der Russland die Erwartungen übertraf, erst im Viertelfinale  an Vizeweltmeister Kroatien nach Elfmeterschießen gescheitert war. Alle Gruppen sind schwer, meinte Tschertschessow, ohne optimale Vorbereitung sei jeder chancenlos, es könne auch wieder Überraschungen geben.  Mit der Heim-WM besserte sich auch der Ruf der „Sbornaja“ bei den Fans, keiner redet mehr von einer Söldnertruppe, mitfiebern ist angesagt. Der Umbau nach der WM gelang, im Tor löste der eingebürgerte Brasilianer Guilherme den nach der WM zurückgetreten Igor Akinfeev ab, der 1,96 Meter-Hüne Artem Dzyuba von Zenit St.Petersburg ist seit der WM der große Hoffnungsträger, erzielte in der Qualifikation neun Tore. Als das EM-Ticket im Oktober fixiert war, sprach.Tschertschessow sogar vom Titelgewinn. Doch die folgende 1:4-Heimpleite gegen Belgien bedeutete im November den ersten Dämpfer, die Auslosung zwei Wochen später in Bukarest den zweiten: Russland trifft in der Gruppe wieder auf Belgien, wie beim 1:4 in St.Petersburg, dazu auf Dänemark und Finnland, spielt gegen die Dänen in Kopenhagen. Das gefällt „Stani“ nicht so recht.

Die Vorbereitung verläuft ähnlich wie auf die Heim-WM: Trainingslager in Neustift im Tiroler Stubaital. Der letzte Test steigt ausgerechnet gegen Polen und Freund Brzezcek. Der Sieger der Österreich-Gruppe trifft in Bilbao und Dublin auf Spanien, so wie Belgien einer der Topfavorits, Schweden und auf den Sieger des Play-off-Polls mit Bosnien, Nordirland, der Slowakei und Irland. Polen machte bei den letzten zwei Europameisterschaften 2008 in Österreich sowie 2012 im eigenen Land keine gute Figur, schied zweimal als Gruppenletzter nach der Vorrunde aus. Das darf nicht mehr passieren. Brzeczek ließen auch in Kitzbühel seine Stürmersorgen nicht los. Weniger wegen der Leistenoperation des überragenden Kapitäns und Torjägers Robert Lewandowski im Dezember, sondern wegen der Abhängigkeit vom besten Mittelstürmer der Welt. In der Qualifikation deutete sich an, dass mit Milan-Legionär Krzystof Piatek das Problem gelöst sein könnte: Goldtore als Joker zu den 1:0-Siegen in Wien gegen Österreich und Skopje gegen Nordmazedonien, dazu traf er je einmal bei den Siegen gegen Israel, in Warschau zum  Führungstreffer. Da adelte ihn Lewandowki sogar als eine Art junger Version von ihm Aber die Milan-Krise ging auch nicht spurlos am 24 jährigen vorüber. In der ersten Saison in der Serie A sorgte er für 22 Treffer, jetzt hält er bei nur vier Toren in 17 Einsätzen, viermal begann er  auf der Bank. Brzeczek hat einen Plan „B“ mit Napoli.Stürmer Arkadius Milik, der gegen Österreichs Meister Red Bull Salzburg im März be beiden Achtelfinalspielen in der Europa League traf, im Herbst in der Champions League nur beim 1:1 in Neapel 20 Minuten lang spielte.. Beim hoch veranlagten Milik bedeutet dessen Verletzungsanfälligkeit den Grund für Brzeczeks Kopfschmerzen.

Mit Abwehr und Mittelfeld hat Polen keine Probleme. Aber die Sorgen um seinen Angriff verbinden Brzeczek mit dem Trainer aus seiner Spielerzeit bei Sturm Graz, mit Österreichs Teamchef Franco Foda. Im Vergleich zu ihm sind die von Brzeczek nicht so groß: Er hat Lewandowski!

 

 

Meist gelesen

Nach oben