Fußball

Djuricins neuer Präsident ist neun Jahre jünger als er

Mit dem Refrain eines der größten Hits seiner Lieblingssängerin Edith Piaf, mit „Je ne regrette rien“ verabschiedete sich Fredy Bickel von seinem Job bei Grasshoppers Zürich infolge der Übernahmen des Klubs durch Union Hk Holdings Limited aus Hongkong und deren Besitzerin Jenny Wang. Die Firma wurde erst im Februar dieses Jahres gegründet.. Bickel bereut die sechs Monate beim Schweizer Rekordmeister nicht. Dort hat er auch eine bessere Nachrede als elf Monate zuvor bei Rapid, wird dem 54 jährigen attestiert, den Verein in ganz schweren Zeiten stabilisiert und in ruhigere Gewässer gebracht zu haben, auch wenn die Ergebnisse nicht so waren, wie er es erhofft hatte. Bickel lobte zum Abschied das zuletzt zusammengeschweißte, sich ergänzende, motivierte und kompentente Trainerteam. Eine Empfehlung, an dem von ihm im Februar geholten Goran Djuricin (Bild oben) nicht zu rütteln. Djuricin bedauerte den Abgang Bickels sehr.

Bei Rapid, dem Ex-Klub von Bickel und Djuricin, wäre die Übernahme durch einen Investor praktisch unmöglich. Bei Österreichs Rekordmeister gilt seit vielen Jahren die Devise, wonach Grün-Weiß seinen Mitgliedern gehört. In den Neunzigerjahren hatte der damalige Trainer Ernst Dokupil Frank Stronach ins Gespräch gebracht, bevor der bei Austria einstieg, ein ernstes Thema wurde das aber nicht. Die Rapid-Mitglieder würden nie zustimmen, dass ein Investor 90 Prozent der Rapid-AG übernimmt. Auch die Fanszene, speziell die Ultras, die ja gegen jede Art von Kommerz sind, würde dagegen Sturm laufen. Auch in der konservativen Schweiz gibt es einige kritische Stimmen. Die darauf verwiesen, dass einige Klubs mit ausländischen Geldgebern ganz schlechte Erfahrungen machten. Etwa Neuchatel Xamax mit dem Tschetschenen Bulat Tschagajew, Wil mit dem ehemaligen Dynamo Kiew-Star Igor Belanow, als ein Österreicher (Heinz Peischl) dort Trainer war. Oder Servette Genf zunächst mit dem Franzosen Marc Roger und danach mit dem Iraner Majid Pishyar. Der hatte zuvor auch in Österreich Spuren hinterlassen. In Form eines Chaos bei Admira. Beim Grasshoppers-Deal besteht der Verdacht, das der wahre Besitzer  Fosun, die Firma von Wangs Ehemann Guo Guangchang, ist. Der auch Wolverhampton und mehr als 30 Prozent der Agentur der berühmt-berüchtigten portugiesischen Spielerberaters Jorge Mendes gehören. Dass ein Geldgeber zwei Klubs dirigiert, verbietet die UEFA-Richtlinien. Darum gab es ja vor vier Jahren die Entflechtung zwischen Red Bull Salzburg und RB Leipzig.

In Zürich muss Djuricin jetzt damit leben, mit Sky Sun einen neuen Präsidenten zu haben, der mit 36 Jahren un neun jünger ist als er. Und mit Ex-Rapid-Scout Bernard Schuiteman, der bei Twente Enschede, Leverkusen, Feyenoord Rotterdam und in Graz beim GAK gespielt hatte, einen Sportchef, der die zweithöchste UEFA-Trainerlizenz, erworben in Österreich beim ÖFB, besitzt. Djuricin hat die höchste. Sky Sun arbeitete er für den US-Sportartikelgiganten Nike tätig, ehe er in China bei Fosun einstieg. Und bald als Präsidiumsmitglied nach Birmingham zu Wolverhampton geschickt wurde. Dort lernte er englisches Fußballdenken kennen. Und Schuiteman. Der Holländer war als Scout auch für die Schweiz zuständig, kennt sich dort daher aus. Damit vertraute ihm Sun Bickels Job an. Dass Djuricin lieber weiter mi Bickel gearbeitet hätte, liegt bei der Konstellation auf der Hand. Einer der Winterkäufe von Bickel kam bereits aus dem Machtbereich der chinesischen Geldgeber, bevor sie Grasshoppers übernahmen: Der 21 jährige portugiesische Stürmer Boubacar Hanne kam als Leihgabe von Wolverhampton, gehört zu den Klienten von Mendes.

 

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