Fußball

Eigenwillige Geschäfte? ÖFB-Präsident Milletich im Zwielicht

Genau ein Jahr und drei Tage nach Beginn seiner Ära rückte letzten Freitag das Magazin „News“  ÖFB-Präsident Gerhard Milletich etwas in Zwielicht. Oder versuchte es. Schon auf Seite eins wurde unter dem Titel eigenwillige Geschäfte die Frage gestellt, ob der 66 jährige Burgenländer sein Amt für private Interesse missbrauche. Das bedeutet auch ein Hinterfragen der Integrität, die ein ÖFB-Präsident haben muss. Als Vorlage diente der Sport-Podcast „Zweierkette“ von Elisabeth Gamauf und Thomas Trukesitz, bekannt aus ihrer früheren Tätigkeit bei Sky. Bei dem kam Milletich zu Wort. Zu hören war dies seit 5. Oktober. Dort sagte er unter anderem: „Ein Funktionär, wie ich mich verstehe, hat immer dem Fußball gedient.“ Auf die Frage, ob immer ehrenamtlich, kam als Antwort: „Immer ehrenamtlich, Ich habe immer in den Fußball ehrlich einbezahlt. Und habe nie irgendetwas davon bekommen, wirtschaftlich gesehen.“

Das stellt aber die Autorin Kathrin Guberits infrage, schreibt von einem Doppelpass mit dem Ehrenamt. Weil Milletich seit Monaten Kontakte zu ÖFB-Sponsoren, etwa Coca Cola, Stiegl-Brauerei, tipp 3 oder Admiral, benutzt haben soll, um Inserate für seine verlegerischen Aktivitäten im Bohmann-Verlag zu bekommen. Genannt wird konkret das „Schau zu“-Magazin, dessen Herausgeber Milletich ist. Somit bestünde Gefahr für den ÖFB, dass finanzielle Mittel, die er bekommen könnte, in Milletichs Verlag fließen. Keine Kleinigkeit. Milletichs Antwort an „News“ hieß, die Zusammenarbeit mit den genannten Inseratenkunden habe bereits lange vor seiner Wahl zum ÖFB-Präsidenten begonnen. Daher habe er das ÖFB-Präsidium darüber nicht informiert. Milletich legte Wert auf die Feststellung, dass seine Tätigkeiten für den Verlag und den ÖFB strengstens getrennt seien. Es ist davon auszugehen, dass dieses Thema am Köcheln gehalten wird. Am 4. November tagt das ÖFB-Präsidium. In der außerordentlichen Sitzung geht es um das geplante Kompetenzzentrum in Aspern.

In der fast zweistündigen „Zweierkette“ verrät Milletich weitere interessante Details. Nicht nur, dass er den Zeitaufwand eines ÖFB-Präsident unterschätzt habe, Generalsekretär Thomas Hollerer blind vertraue, er auch wisse, dass dessen Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Bernhard Neuhold nicht ganz reibungslos verlaufe, aber das nichts behindere. Er klärte auch darüber auf, wie er selbst bereits im letzten Jahr, als Franco Foda noch im Amt war, die Teamchefsuche in die Hand nahm, mit Hollerer zu Salzburgs Sportchef Christoph Freund fuhr, sich dann auf Rangnick festlegte. Ihm sei wichtig gewesen, dass nicht die Funktionäre bestimmen, wer neuer Teamchef wird. Das provoziert fast die Frage, ob sich Milletich zumindest in dieser Causa nicht als Funktionär sieht. Für die letzten Niederlagen unter Rangnick wusste er einen Grund: „Wir haben keinen Ausnahmespieler wie Frankreich mit Kylian Mbappe oder Kroatien mit Luka Modric!“ Auch das Scheitern in der WM-Qualifikation durch das 1:2 gegen Wales im letzten Spiel unter Foda brachte Milletich mit einem Ausnahmespieler in Zusammenhang. Mit Gareth Bale.

Zum Thema Kompetenzzentrum nannte er den 1. Juli 2023 als Baubeginn, der ihm vorschwebt. 60 Millionen Euro bewilligte das ÖFB-Präsidium für das Projekt, das aufgrund der Entwicklung seit damals um 15 teurer wurde. Von der Stadt Wien bekam Milletich die Zusage, die Drittelbeteiligung von 20 auf 25 Millionen zu erhöhen. Der für den Sport zuständige Vizekanzler Werner Kogler sagte für den Bund nichts zu, lehnte das aber auch nicht dezidiert ab. Am 4. November wird vor allem über die möglichen Betriebskosten diskutiert werden, und über die Frage, ob das Projekt nicht etwas „schlanker“ und damit billiger werden könnte. Für Zündstoff ist durch den News-Artikel zusätzlich gesorgt. Zumal Milletich in der „Zweierkette“ einräumte, mehr Zugang zu einigen Dingen zu haben, seit er ÖFB-Präsident ist und zu wissen, wer seine Kritiker oder Gegner im Präsidium sind. Die ihn aber nicht sonderlich irritieren: „Ich diene nicht den Funktionären, sondern dem Fußball“!

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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