Wenn Ried bei Meister Red Bull Salzburg 0:2 verliert, dann ist das kein Ergebnis, nach dem es einen Trainerwechsel geben muss. Passierte aber doch. Sonntag meinte Sportchef Thomas Reifeltshammer zur Pause im „Sky“-Interview, er sehe das Trainerteam jeden Tag arbeiten, das tue alles dafür, um erfolgreich zu sein: „Schlussendlich zählen die Punkte. Wir kommen in eine Phase, in der wir punkten müssen. Da schauen wir in der sportlichen Führung ganz genau hin, analysieren auch die Entwicklung. Wenn wir es für nötig halten, dass wir neue Impulse brauchen, werden wir das an das Präsidium kommunizieren!“ Ist offenbar passiert: Mittwoch war der 37 jährige Christian Heinle nach elf Monaten und 29 Spielen mit einem Punkteschnitt von 1,03 Geschichte. Sein Nachfolger kam aber nicht, wie spekuliert wurde, in Person von Michael Köllner (zuletzt 1860 München, davor 1. FC Nürnberg) aus Deutschland, sondern aus den eigenen Reihen. Es wurde der Trainer der Amateure, die in der Regionalliga Mitte, auf Platz fünf liegen. Sein Name ist wohl nur Insidern bekannt: Maximilian Senft, mit 33 noch vier Jahre jünger als Heinle, ein gebürtiger Wiener.
Sowohl Reifelthammer als auch Sportvorstand Wolfgang Fiala nahmen Senft beim Vorstellungsfoto (oben) in die Mitte. Nicht dabei: Präsident Roland Daxl, der schon eine Woche zuvor Heinle vor dem 1:1 im Oberösterreich-Derby gegen den LASK infrage gestellt hatte. Da man annehmen muss, dass Reifeltshammer in drei Tagen seine Meinung nicht entscheidend änderte, könnte Daxl im Alleingang den Trainerwechsel entschieden haben. Wahrscheinlich war die 0:1-Heimniederlage im Kellerduell gegen Hartberg zwei in der ersten Runde dieses Jahres schon der Auslöser für den vierten dieser Saison. Nach Rapid (Zoran Barisic statt Ferdinand Feldhofer), Austria (Michael Wimmer statt Manfred Schmid) und Hartberg (Markus Schopp statt Klaus Schmidt) jetzt auch Ried. Verdient Heinle Mitleid? Nicht unbedingt. Heinle hatte in der Zeit, in der er bei Andreas Heraf und Robert Ibertsberger als Assistent fungierte, den Ruf, nicht unbedingt loyal zu sein, sondern oft alles besser zu wissen, dies nicht nur für sich zu behalten. Als er ab April 2022 das beweisen hätte können, gelang dies nicht ganz. Daxl, Fiala und Reifeltshammer sind offenbar der Meinung, dass die Mannschaft entscheidend besser ist als die Platzierung in der Balle mit nur drei Siegen in 19 Runden.
Ob das unter Maximilian Senft zu sehen sein wird? Er begann vor fünf Jahren bei der Wiener Austria. Als Co-Trainer und Videoanalyst bei Thomas Letsch und Ibertsberger. Wechselte 2019 zu Wolfsberg. Von dort nahm ihn im Herbst Gerhard Struber mit nach England zu Barnsley, wo Senft den Abstiegskampf in der zweiten Liga, kennenlernte. Das nannte Fiala unter anderem als Begründung für Senfts Aufstieg zum Chef. Zudem, dass er in 15 Spielen bei der zweien Mannschaft bewiesen hätte, Ergebnisse liefern und Spieler weiter entwickeln zu können. Als Struber von Barnsley zu den New Yorker Bulls wechselte, war das England-Kapitel für Senft erledigt. Gab es in der Burgenlandliga bei Pinkafeld eine neue Aufgabe für ihn, ehe er letzten Sommer in Innviertel anheuerte. Senft hat auch andere „Talente“. 2014 zählte er zu den Teilnehmern der Poker-WM in Las Vegas.
Auf seinen Wunsch hin gehört ab sofort ein Rieder Urgestein Gerhard Schweitzer, zum Trainerteam. Er arbeitet seit 2001 in verschiedenen Funktionen bei Ried. Als Co-Trainer (am längsten unter dem legendären Paul Gludovatz, dessen Assistent er auch 2007 bei der erfolgreichen U 20-WM in Kanada war), Interimstrainer oder als Scout. Die Erfahrung des 59 jährigen Schweitzer soll dem Youngster helfen. Gegner von Senft bei seinem Bundesligadebüt als Chef ist sein Ex-Klub, die Wiener Austria. Damit kommt es zum Trainerduell von zwei Newcomern, den jüngsten Trainern der Bundesliga: Senft, der Salzburgs Matthias Jaissle als jüngster Trainer der Liga „ablöste“, war im Herbst in der Regionalliga Mitte, der neun Jahre ältere Wimmer Assistent beim VfB Stuttgart, dann sechs Spiele Interimstrainer.
Foto: SVR/R.Schröckelsberger.