Fußball

Ein runder Tisch zum Thema VAR bringt nichts

Nicht nur Fußball-Österreich regt sich über den Video Assistent Referee auf. Diese Diskussionen gibt es europaweit. In Deutschland, wo der VAR vielleicht symbolträchtig im Kölner Keller sitzt, war es vergangene Runde so wie aktuell in Österreich. In England zieht sich VAR-Chef Neil Swarbrick nach vier Jahren entnervt zurück. In der Schweiz verglich der „Blick“ das Prestigeprojekt VAR mit einer chirurgischen Forschungsanstalt, die ein ungewohntes Absturzpotential hat, mit einem Tummelfeld für Technik-Nerds (egal ob Inidivualisten mit außergewöhnlichem Wissen oder Einzelgänger) und Computerfreaks, die unter dem Deckmantel der Fairness ihr Unwesen treiben. In Österreich fordert Austria Lustenau wegen der Fehlentscheidung, die letzten Freitag zur Niederlage gegen den LASK führte, einen runden Tisch um Thema VAR mit allen Beteiligten. Der Ärger der Vorarlberger ist durchaus nachvollziehbar. Aber der runde Tisch, sollte er zustande kommen, könnte und würde nichts bringen.

„Der VAR war wichtig und gut, er muss aber natürlich besser werden“, bekräftigte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer Montagabend beim „Talk & Tore“ von Sky. Immerhin kostet das VAR-Projekt auch den Klubs viel Geld, insgesamt verschlingt es 1,5 Millionen Euro. Aber es führt auch zu viel Frust bei Schiedsrichtern, Trainern, Spielern und Fans. Es wird über Entscheidungen so viel diskutiert wie noch nie. Die Spieler trauen sich fast nicht mehr, nach erzielten Toren ihre Emotionen zu zeigen, weil sie darauf warten müssen, ob der VAR irgendeinen Regelverstoß entdeckt. Das kann wie letzten Sonntag in Wolfsberg minutenlang dauern, bis feststand, dass Knie oder Schulter eines Wolfsberg-Spielers doch noch knapp vor einem Rapidler waren und daher nicht auf Abseits zu entscheiden war. „Wir dürfen nicht die Qualität für die Geschwindigkeit vernachlässigen“, meinte Christian Petru-Ciochirca, der VAR, der es Freitag verabsäumt hatte, beim ungerechtfertigten Elfmeter zum LASK-Sieg gegen Lustenau Schiedsrichter Harald Lechner zum Field Review zu schocken.

Ein runder Tisch wird schon deshalb nichts bringen, weil Menschen immer Fehler begangen haben und begehen werden. Schiedsrichter und VAR sind Menschen, daher fehleranfällig. Es wird immer Ermessenssache des VAR bleiben, ob der Schiedsrichter eine schwere Fehlentscheidung getroffen hat und er ihn deshalb zum Field Review schickt. Dafür kann es keine Vorschriften geben. Was man schon verbessern konnte und auch müsste, ist das Regelwerk in Sachen Handspiel. Aber diesbezüglich ist der Weltverband FIFA gefordert und nicht der ÖFB. Die Schiedsrichter müssen sich an das Regelwerk halten. Wer den Eindruck hat, dass sie deswegen mitunter verunsichert wirken, liegt nicht falsch.  Und daher wird es weiter Ärger über Handelfmeter trotz natürlicher Handbewegung geben, die keiner verstehen kann. Den VAR wieder abzuschaffen, wie manche fordern, kann kein Thema sein. Also wird man weiter mit ihm und seinen Fehlern leben müssen.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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