Seit Mittwoch sind auf Canal + zwei neue, durchaus gelungene und spannende“ Folgen von „Teamgeist“ zu sehen, der TV-Dokumentation über Österreichs Fußballteam. Es geht um die Zeit zwischen dem 12. Juni, dem Tag, an dem die Mannschaft ihr EM-Quartier, das Schlosshotel Grunewald in Berlin bezog, und dem 2. Juli. An dem Österreich im Achtelfinale von Leipzig unnötig gegen die Türkei verlor und damit das unmöglich machte, was Ralf Rangnick den Spielern ankündigte, als ihm Non Playing-Captain David Alaba mit einer Torte am 29. Juni zu seinem 66. Geburtstag gratulierte: „Wir werden noch die geilste Party machen, die es je gegeben hat. Am 15. Juli!“ Am Tag des EM-Finales. Zu der kam es leider nicht.
In den Folgen machen die Spieler keinen Hehl daraus, wie wohl sie sich im Hotel fühlen. In dem für jeden ein Zimmer unter anderem mit seinen Fotos „personifiziert“ wurde. Michael Gregoritsch sprach sogar vom bis dahin besten Moment seines Lebens, als er vor dem Startspiel gegen Frankreich die Hymne am Rasen des Düsseldorfer Stadions hörte. Es ist unter anderem zu sehen und hören, wie Rangnick die Mannschaft noch in der Kabine nach dem 0:1 für den Aufwand, den sie betrieb, lobte, sie auf den Blick nach vorne schwor. Christoph Baumgartner verrät, warum er nach seinem Tor gegen Polen jubelnd in die Coaching-Zone zum Teamchef lief. Weil Rangnick in der Pause, als es 1:1 stand, ihn fünf Minuten lag stark redete, zuletzt noch auf der Rolltreppe am langen Weg von er Kabine zum Spielfeld. Das ist auch zu sehen. Die Tränen von Marko Arnautovic nach seinem verwandelten Elfmeter gegen Polen hatten mit seinem Vater zu tun. Er war im Stadion, hatte zuvor die Diagnose über einen Nierentumor bekommen.
Zu sehen und hören ist. was Rangnick der Mannschaft vor dem 3:2 gegen Holland beim Gang aus der Kabine mitgab: „Ich traue euch alles zu!“ Das war das Spiel, in dem Marcel Sabitzer vor seinem Siegestor schneller war, als er sich das selbst zutraute, und Romano Schmid das erste Tor in seiner Teamkarriere gelang. Per Kopf, obwohl er nur 1,68 Meter groß ist. Für ihn war das eine „Explosion der Emotionen“ speziell als man am Ende erfuhr, Gruppensieger geworden zu sein. Auch die Jubelszenen vor dem Fansektor zu „I am from Austria“ explodierten. Bundeskanzler Karl Nehammer kam mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler in die Kabine, sang „Oh, wie ist das schön“, sprach Dank und Anerkennung im Namen der Republik aus. Ebenfalls zu sehen: Szenen aus dem Teambus auf der Fahrt vom Olympiastadion ins Hotel.
Warum es zur „Wiederholung“ im Achtelfinale nicht mehr kam, wird auch hinterfragt. Konrad Laimer vermutet, dass die sechstägige Pause nach dem Holland-Spiel vielleicht zu lang gewesen sei. Philipp Lienhart gibt zu, dass sich keiner vorstellen konnte, an der Türkei zu scheitern, die man im April mit 6:1 abfertigte. Und es passierte doch. Zur Pause, als die Türkei 1:0 führte, kamen vom verärgerten Sabitzer in der Kabine laute Worte mit Vorwürfen an alle: „Die Türkei spiet uns her, das kann’s doch nicht sein!“ Leipzig-Legionär Baumgartner gibt zu, dass ihm noch immer die Szene aus der letzten Minute der Verlängerung in den Sinn kommt, wenn er ins Leipziger Stadion kommt. Als der türkische Tormann bei seinem Kopfball den Ausgleich verhinderte: „Wir werden künftig zeigen, dass wir es besser können!, kündigte er zum Ende der insgesamt achten Folge an, in der Rangnick über die WM 2026 redet. Die nächste Gelegenheit, es besser zu machen, kommt bereits in zwei Monaten: In den Play-offs zur Nations League gegen Serbien.
Foto: Canal +.