Fußball

Ein Wolf für Österreichs U 21-Meute

Erstmals seit acht Jahren oder 78 Spielen, in denen es einen Punkteschnitt von 1,95 gab, muss Österreichs U 21-Team Freitag und Montag in den EM-Qualifikationsspielen gegen Albanien und England in Ried ohne seinen Teamchef auskommen: Werner Gregoritsch erholt sich von einem leichten Herzinfarkt, wird beide Partien daheim in Graz vor dem TV-Schirm (Live-Übertragungen bei ORF Sport +) verfolgen, ehe er die mehrwöchige Reha beginnt. Ihn vertritt Sportchef Peter Schöttel, der mit Gregoritsch während der Vorbereitung täglich telefonisch in Kontakt stand: „Wir haben immer gut zusammengearbeitet, auch während der  Europameisterschaft im letzten Jahr“, versichert Gregoritsch, „er strahlt auf mich Ruhe aus!“ Für Schöttel ist es die Rückkehr auf die Trainerbank nach drei Jahren.

Die Situation: Die U 21 hat bisher von fünf Partien vier gewonnen (3:1 in Andorra, 4:0 in Albanien, daheim 3:0 gegen die Türkei und 4:0 gegen Kosovo), verlor nur bei Favorit England, aber das mit 1:5 ganz klar. Der Gruppensieg wird sich vermutlich nicht ausgehen, also geht es darum, zu den fünf besten Gruppenzweiten zu gehören, die sich für die „Vorrunde“ der Europameisterschaft 2021, die zwischen 24. und 31. März in vier Vierergruppen ausgetragen wird, zu qualifizieren. Da zeichnet sind nach derzeitigem Stand auch Italien, Frankreich, Griechenland, Polen,  Portugal, Rumänien und Deutschland voll im Rennen, also braucht Österreich aus den fünf ausstehenden Partien, davon vier mit „Heimvorteil“, mindestens drei Siege. Der erste soll Freitag gegen Albanien her. Das müsste zu schaffen sein.

Obwohl einige, die zum Stamm gehörten, im Herbst Leistungsträger waren, fehlen. Kevin Danso, bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf gelandet, ist gesperrt, wird aber gegen England ein Thema sein. Kapitän Max Wöber und Christoph Baumgartner sind bei der Nationalmannschaft, Lugano-Legionär Sandi Lovric entschied sich, künftig für Slowenien zu spielen.  Einen ähnlichen „Fall“ gab es auch zu Gunsten von Österreich: Robert Ljubicic, der jüngerer Bruders des Rapid-Kapitäns in Diensten von St.Pölten, gab Rot-Weiß-Rot gegenüber Kroatien den Vorzug. Ganz wichtig: Mit Marko Raguz schaffte der torgefährlichste und beste Stürmer – noch –  nicht  den Sprung  zu Franco Foda, blieb bei der  U 21.

Acht Legionäre stehen gegen Albanien zur Verfügung: Aris Saloniki-Tormann Fabian Ehmann, in der Abwehr der von St.Pölten zu Southampton zurückgekehrte Christoph Klarer, Dino Maresic (Stade Reims), Marco Friedl (Werder Bremen) und Alexander Borkovic (Hoffenheim), im Mittelfeld Hannes Wolf (Borussia Mönchengladbach) und Romano Schmid (Werder Bremen), dazu Barnsley-Stürmer Patrick Schmidt. Den Sprung zu festen Größen in der Bundesliga schafften letzte Saison auch Kelvin Arase bei Rapid und Emmanuel Aiwu bei der Admira. Zur wichtigen Personalie könnte die Rückkehr des großen Pechvogels der letzten Europameisterschaft werden: Österreichs U 21-Meute hat wieder einen Wolf.

Die schwere Verletzung am rechten Sprunggelenk, die Wolf (Bild oben) im Juni 2019 zum Auftakt der U 21-EM durch das Brutalofoul eines serbischen Verteidigers erlitt, die folgende Operation und monatelange Pause hatten entscheidenden Anteil, dass Wolf in Leipzig nie Richtung Fahrt aufnahm. Im Winter deponierte er seinen Wechselwunsch. Das kam in Leipzigs Chefetage nicht gut an.  Bis zum Saisonende brachte er es in der Bundesliga nur auf fünf Kurzeinsätze mit 59 Minuten. Zu wenig für einen Mann, für den Leipzig zwölf Millionen Euro an Red Bull Salzburg überwiesen hatte. Im Juli hatte Wolfs deutsches Management die „Idee“, den Wunsch zum Wechsel nach Mönchengladbach und seinem Ex-Trainer Marco Rose, durch Privatjet-und Goldsteak-Auftritte via Instagram Nachdruck zu verleihen. Der Plan ging auf. Gladbach legte 1,5 Millionen Leihgebühr auf den Tisch, müsste im Falle eines endgültigen Kaufs, der bei einer bestimmten Anzahl von Einsätzen verpflichtend wird, nochmals neun Millionen zahlen.

Wolfs erste Einsätze bei Gladbachs Vorbereitungsspielen hinterließen durchwegs gute Eindrücke. Er ist dabei, an das Top-Niveau aus Salzburger Zeiten unter Rose anzuschließen. Auch die Spiele in Österreichs U 21 sollen dazu dienen: „In Leipzig konnte ich nie zeigen, was ich kann“, sagt  Wolf. In Ried soll das gegen Albanien und Englands Stars anders sein.

 

Foto: © ÖFB.

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