Seit Donnerstag hat Austria Klagenfurt wieder einen Geschäftsführer. Wie angekündit folgte der gebürtige Grazer Günther Gorenzel auf Matthias Imhof, der in die dritte deutsche Liga zu Sandhausen wechselte. Gorenzel ging den anderen Weg. Von Drittligist 1860 München in die Bundesliga an den Wörther See, wo er seit Jahren ein Haus besitzt. Zeljko Karajica, der Hauptgesellschafter von Klagenfurt-Besitzer SEH Sports bejubelte Gorenzel als ideale Lösung, Peer Jaekel, der Fussballchef der SEH, als Riesengewinn für die Klagenfurter Violetten. Weil Gorenzel eine starke Verbundenheit zu Kärnten und zu Klagenfurt habe, die Aufgabe mit großer Identifikation anpacke, 1860 München seit Jänner 2018 als sportlicher Leiter in den Profifußball zurückgeführt und den Klub dann als Geschäftsführer stabilisiert habe. Eine Ansicht, die in 1860 München-Kreisen nicht unbedingt alle teilten. Darum wurde ihm der Wunsch nach Freigabe aus dem bis 2024 laufenden Vertrag erteilt.
Gorenzel war von 200 bis 2002 beim FC Kärnten in der zweiten Liga und Bundesliga, als Assistent von Trainer Walter Schachner. Weitere Stationen mit Schachner, mit dem er auch bei Austria, beim GAK und bei 1860 München in der zweiten Liga war. Dort kam es zu Differenzen. Gorenzel blieb, als Schachner 2007 ging, wurde Assistent von dessen Nachfolger Marco Kurz. Wie später bei Kaiserslautern und Hoffenheim. Zwischen 1860 und Kaiserslautern war er in Russland bei Rubin Kazan, nach Hoffenheim 2017 vier Monate lang Chef bei Blau Weiß Linz.
Gorenzel überlegte nach eigenen Angaben nicht lange, als er vom Interesse aus Klagenfurt erfuhr, will den Klub mittelfristig auf dem derzeitigen Niveau etablieren und sagte auch das, was Karajica hören wollte: Die Austria müsse in Zukunft mithilfe von Partnern und Fans auf eigenen Beinen stehen, nicht von ihrem Gesellschafter abhängig sein. Abwarten, ob auch nach einer Saison Gorenzel als Riesengewinn gilt. Wer ihn aus der Zeit mit Schachner in Erinnerung hat, kann sich vorstellen, dass seine selbstbewusste Art bei Klagenfurts Trainer Peter Pacult mitunter nicht gut ankommen könnte. Da besteht „Explosionsgefahr“.
Die Münchner Abendzeitung titelte „Gorenzel macht den Abflug: Ohne Klagen fort“. Behauptete, Gorenzel würde in Klagenfurt weniger verdienen als bei den „Löwen“ in München. Ihn habe weder sein Haus noch die Nähe zu Pacult, der nach Spieler- und Trainerzeiten bei 1860 in der Bundesliga zwischen 1993 und 2003 eine „Löwen“-Legende ist, zurück nach Österreich getrieben. Sondern die Kritik von 1860-Investor Hasan Ismaik an ihm wegen des verpassten Aufstiegs in die zweite Liga, dazu die öffentliche Abmahnung von Klubpräsident Robert Reisinger. Als Gegenleistung für die Freigabe durfte Gorenzel das aber nicht sagen. Also ging er ohne Klagen fort.
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