Fußball

Erinnerungen an das letzte Gespräch mit Edi Krieger bei Waggonfabrik

Als ich Freitag von Edi Kriegers Tod im Alter von 73 Jahren hörte, dachte ich sofort  an unser letztes Gespräch vor sechs Jahren. In der Woche vor dem 2:1 von Bayern München im Finale der  Champions League gegen Borussia Dorrtmund in Wembley. Es war damals nicht leicht, an Edi Krieger  heranzukommen. Mit Hilfe von Herbert Prohaska, einem seiner ehemaligen Mitspieler in Österreichs Nationalteam und in seinen sechs Jahren bei Austria gelang es. Der Ort: Der Platz von Waggonfabrik in Simmering, dem elften Wiener Gemeindebezirk, Von den Wiener Unterhausklub war er 1969 zu Austria gewechselt, wo dann die große Karriere begann. Mit je zwei Meistertitel und Cuosiegen in Violett, dre Meistertiteln und ein Cupsieg mit dem FC Brügge von 1976 bis 1978 in der Ära des Wiener Startrainers Ernst Happel, je einmal im Finale des UEFA-Cups, das 1976 in zwei Spielen ausgetragen wurde, und des Europacups der Meister, des Vorgängers der Champions League. Beide Male hieß der Sieger Liverpool. Im Meisterbewerb stieg das Endspiel 1978 in Wembley. Daher das Interview mit Krieger. Weil er der erste Österreicher war, der in Wembley ein Europacupfinale bestritt. 35 Jahre vor David Alaba mit Bayern. „Servas, was willst denn jetzt noch von mir?“ Das war Kriegers Satz zur Begrüßung. Dass er wegen Wembley nochmals gefragt war, quittierte er fast verständnislos mit einem Lächeln: „Des ist schon lang her. Ganz andere Zeiten.“

Damals war Krieger 67 Jahre alt, das Herz machte schon Probleme.  Er lebte total zurückgezogen. Speziell als der Name Krieger wegen der Beteiligung seines Bruders an einem Banküberfall auf den Chronikseiten stand. In der Kantine des Platzes war an einem Tisch ein Platz für Krieger.reserviert Dort durfte keiner außer des berühmtesten Spielers, der aus dem Klub hervorgegangen war, sitzen. Wenn er nicht kam, musste er leer bleiben. Ober dem Platz hingen Bilder aus Kriegers besten Zeiten. Als Meister bei Austria und Brügge, als Spieler in Österreichs Teamdress bei der WM 1978 in Argentinien. Acht Jahr nach seinem Teamdebüt unter dem legendären Leopold Stastny. Als der Innenverteidiger ein Jahr zuvor zu Austria kam, hieß der Trainer Ernst Owirk, spielten der berühmte „Dralle“ Fiala, Helmut Köglberger, Thomas Parits und Josef Hickersberger, Alfred Riedl. und Robert Sara. Später trug er auch gemeinsam mit Erich Obermayer, Karl Daxbacher, Felix Gasselich, Ernst Baumeister, Hans Pirkner, Hubert Baumgartner sowie den Uruguay-Legionären Julio Morales und Alberto Martinez den violetten Dress. Nach Ocwirks Wechsel zum 1.FC Köln , folgten Wudi Müller, Karl Stotz, Bela Guttmann, Josef Pecanka, die Rapid-Legende Robert Dienst und zum Abschluss Josef Argauer als Trainer von Krieger bei Austria.  Zu Guttmann, der beim Training oft mit Mantel und Hut am Platz stand, und Krieger gibt´s eine besondere Episode: Guttmann wollte Krieger das richtige Verhalten eines Abwehrspielers bei einem Pressball zeigen. Forderte Krieger auf, voll durchzuziehen. Er tat das, worauf der Hut von Guttmann wegflog, der Trainer am Boden lag.

Vielleicht verhalf ausgerechnet Austrias Erzrivale Rapid Krieger 1975 zur erfolgreichen Legionärszeit. Mit einem 7:2 über Brügge in einem Freundschaftsspiel im Wiener Stadion. Da sah Happel am Beginn seiner Zeit in Belgien, dass in der Abwehr Verstärkungen braucht. Als er den Tipp bekam, dass Krieger zu haben wäre, griff er zu. Bereute es nicht. Über Brügge schaffte es Krieger auch zurück ins Nationalteam: In den ersten drei Spielen der Qualifikation zur WM 1978 war er nicht dabei, da spielte Bruno Pezzey mit dem bereits verstorbenen Peter Persidis im Abwehrzentum. Ab dem 1:1 gegen die DDR war Krieger dabei. Fehlte nur noch beim ersten WM-Spiel, dem 2:1 gegen Spanien in Buenos Aires. Damals nahm man eine Gelbsperre aus der Qualifikation noch in die Endrunde mit. Obermayer machte als Krieger-Ersatz seine Sache mit Pezzey gut, kein Grund etwas umzustellen. Aber Teamchef Helmut Senekowitsch wollte auf Kriegers Routine und Können  nicht verzichten, stellt ihn aus taktischen Gründen gegen Schweden ins defensive Mittelfeld, um Konter zu verhindern, Dafür opferte er mutig den jugendlichen Helden Walter Schachner, den Schützen des Führungstors gegen Spanien. Der Plan ging auf. Österreich gewann 1:0, stieg auf. Wäre es anders gekommen, hätte sich Senekowitsch einiges anhören müssen.

Krieger blieb in neuer Rolle drinnen. Beim 0:1 gegen Brasilien, dem 1:5-Debakel gegen Holland, das Krieger besonders ärgerte, da Happel Hollands Teamchef war, dem 0:1 gegen Italien und dem abschließenden historischen 3:2-Triumph gegen Deutschland in Cordoba. Gegen den Weltmeister war die Nummer 12 (Bild oben) an allen drei Toren beteiligt: Nach Kriegers Flanken fielen das 1:1 aus einem Eigentor von Berti Vogts und Hans Krankls 2:1, er leitete mit einem Pass zu Robert Sara die Aktion zu Krankls Siegestor ein, das eine ganze Nation narrisch machte. Es war Kriegers 27.und letztes Länderspiel mit 32 Jahren. Als Legionär im holländischen Venlo war er bei Senekowitsch-Nachfolger Stotz nicht mehr gefragt, als Abwehrchef des LASK, zu dem ihm Dolfi Blutsch 1979 geholt hatte, auch nicht mehr. Obwohl Krieger dem damaligen Aufsteiger zu einem sensationellen dritten Platz verhalf,´. Beim Lokalrivalen VOEST LInz spielte mit Willi Kreuz ein anderer Cordoba-Held, die Derbys füllten das Linzer Stadion auf der Gugl bis auf den letzten Platz.

1983 hörte Krieger auf. 30 Jahre später drehte sich das Gespräch am Waggonfabrik-Platz auch um die Prämien, die bereits 2013 im Vergleich zu Kriegers aktiven Zeit exorbitant hoch waren. Da zuckte er nur mit den Schultern. Sein Geschäftssinn hatte nicht mit seinen fußballerischen Qualitäten mithalten können. Der Tipp des Brügge-Torjägers Raoul Lambert, in eine afrikanische Goldmine zu investieren, entpuppte sich als Desaster, weil es kein Gold gab. Ein Kaffeehaus in Simmering war auch nicht der große Wurf: „Ich muss jeden Euro umdrehen“, sagte Rentner Krieger damals in aller Ruhe. Mitleid wollt er keines haben. das war nicht sein Ding. Lieber lebte er bescheiden und zurückgezogen.

Mit Krieger starb 25 Jahre nach dem Schocktod von Bruno Pezzey der zweite Held von Cordoba. Die Austria, der LASK und der ÖFB müssen Krieger gedenken. Mit einer Trauerminute im nächsten Heimspiel.  Der FC Brügge wird das sicher tun.  Wann immer ein österreichischer Klub in den letzten Jahren im Europacup auf Brügge traf, hörte man rund um das Jan Breydel-Stadion von alten Fans, die ihn noch spielen sahen, wie wichtig in den Siebzigerjahren der Edi Krieger aus Wien für Brügges Erfolge war.

 

 

Foto: ÖFB.

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