Am Abend vor seinem Ende als Rapid-Trainer sass Damir Canadi im Paschinger Waldstadion. Beobachtete dort Freitag Abend das 2:1 des LASK in der ersten Liga gegen Horn. Weil der Fast-Aufsteiger aus Linz einer der möglichen Gegner im Cupsemifinale war. Was zeigt, dass Canadi bei allem, was man ihm vorwerfen kann, auch strategisch dachte, er keine Sekunden an den Gedanken verschwendete, Sonntag Abend bei der Auslosung des letzten Vier im ORF nicht mehr im grün-weißen Amt zu sein. Dass dabei sein Nachfolger Goran Djuricin den LASK als Glücklos mit Heimvorteil bekam, ist einer der Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Das Delikate an diesem Semifinale: Beim LASK ist der ehemalige Rapidler Rene Gartler der beste Torschütze, sein Vater Harry der Chef, sprich Direktor im Allianz-Stadion. Wo es sich in zweieinhalb Wochen entscheidet, ob Rapid erstmals seit 2005 ins Cupfinale kommt. Gegen den Sieger aus Admira-Salzburg.
Canadi wusste bereits Samstag Abend via Sportchef Freddy Bickel von dem Aus, Djuricin und Martin „Butre“ Bernhard erfuhren etwas später von Bickel ihre neuen Aufgaben. Dass sie noch unbekannte Größen sind, hörte man Sonntag um 16 Uhr in den Ö3-Nachrichten. Da wurde der Originalton von Djuricin angekündigt, aber dann redete Bernhard von „Laufen, kratzen, beißen“ als Rapid-Evangelium im Kampf gegen den Abstieg. Ob Canadi etwas gegen laufen, kratzen beißen hatte, bleibt dahingestellt, ist eigentlich unvorstellbar. Überhaupt war interessant, wie sich Djuricin und Bernhard bei ihrem ersten p.r.-Termin präsentierten: Djuricin eher selbstbewusst wie einer, der sich zutraut, aus der interimistischen Lösung zu einer endgültigen zu werden. Bernhard eher reserviert. Darauf bedacht, dem ehemaligen Chef nicht weh zu tun. Was ihn menschlich ehrt.
Djuricin gab zu, dass er in der Nacht auf Sonntag nur drei bis vier Stunden schlafen konnte. Weil es seit Bickels Anruf mit der Beförderung in seinem Kopf ratterte: „Jetzt heißt es hackl´n hackl´n, hackl´n“. Bis zu 17 Systeme überlegte er, aber die Systemfrage ist nicht die wesentliche für ihn. Für ihn heißt es zurück zu den Rapid-Tugenden. Er ist optimistisch, dass dies gelingt. Als Rapid-Nachwuchstrainer habe er davon geträumt, einmal der grün-weiße Cheftrainer zu werden. Dass sich jetzt der Kreis schließt, wenn auch vorerst nur für acht Runden und ein Spiel im Cup, vielleicht auch zwei, macht ihn stolz. Was er sicher im Hinterkopf hat: Auch Zoran Barisic begann 2013 nach Peter Schöttel als Interimslösung, die drei Jahre lang hielt, Rapid aus dem Tief führte. Bis zum Gruppensieg in der Europa League und dem wirtschaftlichen Rekordergebnis. Was aber auch zeigt: Undank ist derzeit der Rapid-Welten Lohn, was es in der Ära von Rapid-Präsident Rudi Edlinger so nie gegeben hätte. Die personelle Hilfe, die sich für den Djuricin-Start gegen Altach abzeichnet: Luis Schaub dürfte wieder zur Verfügung stehen.
Zur gleichen Zeit, als das Cupsemifinale ausgelost wurde, sah Rapids Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek auf“Sky“ bei Talk und Tore gar nichts gut aus, als es um sportliche Belange ging. Eigentlich wäre dies Bickels Kompetenz gewesen, aber der war bereits eine Woche zuvor Gast in dieser Sendung. Der schloss zu Mittag bei der Präsentation von Djuricin und Bernhard nicht aus, dass Djuricin auch für nächste Saison ein Kandidat werden könnte. Speziell, wenn es im Cup das große Happy End geben sollte. Aber einen Tag nach dem Ried-Deaster daran zu denken, ist fast vermessen. Trotzdem verteidigte Bickel die Mannschaft gegen den Verdacht, in Ried mit Absicht gegen Canadi gespielt zu haben: „Sie hat einen guten Charakter. Aber sie hinterfragt alles, dreht jedes Wort um. So etwas habe ich in 25 Jahren noch nie erlebt.“ Da dürfte es auch Canadi so gegangen sein.