Fußball

Grün-Weiß in Frankreich statt Rapid: Urs Fischer

Schwere vier Spiele innerhalb von zwölf Tagen für Rapid zum Ende einer verpatzten Saison: Beginnend Sonntag Nachmittag gegen Sturm im Allianz-Stadion, wo mit dem ersten Saisonsieg gegen die Grazer alle theoretischen Spielereien mit einem möglichen Abstieg beendet werden könnten. Und dann zum Abschluss das Cupfinale gegen Salzburg am 1. Juni in Klagenfurt,  in dem  mit einer Sensation das vierte Double des Titelverteidigers hintereinander verhindert, noch in letzter Sekunde der wichtige Sprung nach Europa gesichert werden könnte. Denn so locker wie es die offizielle grün-weiße Version ist, kann eine Saison ohne internationale Einnahmen nicht verkraftet werden. Bis zum Cupfinale soll  der Trainer für die kommende Saison  feststehen. Montag erstattet Sportchef Fredy Bickel dem Präsidium einen Zwischenbericht.

Wie es aussieht, steht Bickels Landsmann Urs Fischer nicht mehr auf der Kandidatenliste. Marc Jankos Trainer beim FC Basel wird nach dem Abschied beim Schweizer Abonnementmeister bei Grün-Weiß landen, allerdings nicht in Österreich, sondern in Frankeich. Bei Saint Etienne.  Fischer gilt als Favorit auf die Nachfolge von Christophe Galtier, dessen Ära  Samstag Abend mit  dem 1:3  in Nancy nach acht Jahren zu Ende ging. Offiziell soll das nach dem Schweizer Cupfinale zwischen Basel und Sion am Donnerstag in Genf werden. Da hat Fischer nochmals die Wahl zwischen Janko und Elfenbeinküste-Stürmer Seydou Doumbia: Beide erzielten letzten Donnerstag bei der „Final-Generalprobe“, dem 2:2  gegen die Walliser im St. Jakobs-Park vor den Augen von Österreichs Teamchef  Marcel Koller je ein Tor. Doumbia soll zum Unterschied von Janko bleiben, fix erworben werden, wenn sich Basel mit Roma auf eine vernünftige Ablöse  einigen kann.

Bei St. Etienne würde Ex-Rapid-Torjäger Robert Beric zu Fischers Schützlingen zählen. Der Slowene kam heuer bei 22 Einsätzen auf sechs Treffer.  Für ihn eine bescheidene Ausbeute, mit der er zweitbester Torschütze des Tabellenachten, der 45 Punkte Rückstand auf den neuen Meister AS Monaco hat, ist. In der Abwehr spielt ein berühmter Name: Pogba. Florentine, der ältere  Bruder des Manchester United-Stars Paul. Warum Fischer trotz der guten Zuammenarbeit mit Bickel beim FC Zürich über  fast zwei Saisonen, bis er auf Befehl des Verwaltungsrats gegen Bickels Willen gehen musste,  St. Etienne den Vorzug gegenüber Rapid gibt, ist klar: Frankreich hat die sportlich wertvollere und attraktivere Liga als Österreich, das Angebot wird finanziell lukrativer  als das von Rapid sein. Das Beric-Gehalt ist dreimal so hoch wie sein letztes in Hütteldorf, wie man bei seinem Wechsel vor zwei Jahren hörte. Ohne Fischer sieht alles nach einer österreichischen Lösung für Rapid aus. Didi Kühbauers Nachteil  könnte es sein, dass er beim Hearing vor sieben Monaten, nach dem er als Nachfolger von Mike Büskens nicht zum Zug gekommen war, die Qualität der Mannschaft als nicht gut genug für große Ziele einschätzte. Aber genau mit dieser Mannschaft müsste er arbeiten. Bleibt offen, wie sehr Bickel, der beim Hearing noch nicht bestellt war, dies interessiert.

Vorrangig ist für den Sportchef vorerst aber der  erste Saisonsieg gegen Sturm, mit deme ein „Hakerl“ unter diese Meisterschaft gemacht werden könnte, was vor dem Cupifnale wichtig für die Köpfe der Spieler wäre.   Aus drei Partien holte Rapid bisher nur einen Punkt, beim 1:1 unter Büskens in Graz. Danach folgten je ein 1:2 in Hütteldorf und Graz. 22.000 Karten sind verkauft, die Zuschauerbilanz im neuen Stadion ist Rapids einziges Highlight: 358.000 Zuschauer in 17 Heimspielen, das ist ein Schnitt um 21.000.  Auch wenn die Tribünen nur einmal beim ersten Derby gegen Austria, restlos voll waren. Das ausverkauft verhinderten ansonst einige Male Lücken im Gästesektor. Der schwächste Besuch  waren 14.200 am 3. Dezember beim 1:0 gegen Ried. Für zwölf der 17 Partien wäre das alte Hanappi-Stadion zu klein gewesen. Groß ist auch die Nachfrage für das  Cupfinale im Wörthersee-Stadion: Knapp 20.000 Karten weg. Wenn Rapid bis dahin in der  Bundesliga dreimal gewinnen sollte, könnte die Klagenfurter Rekordmarke vom Cupfinale 2010, bei dem 28.000 Zuschauer das 1:0 von Sturm gegen Wr.Neustadt sahen, in Gefahr sein.

Dreimal gewinnen, das könnte auch ein Argument sein, dass vor dem Cupfinale Goran Djuricin als Chef bestätigt wird. Gegenüber dem letzten 0:1 in Salzburg wird die Startelf  gegen Sturm anders aussehen: Wieder mit Louis Schaub und Thomas Schrammel,  auch Steffen Hofmann ist ein Thema. „Zu Hause zeigen wir ein anderes Gesicht“, glaubt Djuricin. Sein Kollege Franco Foda hofft auf einen fehlerfreien  Schiedsrichter. Bei Manuel Schüttengruber  ein frommer Wunsch. Da erinnert man sich, dass der Oberösterreicher vor zwei Saisonen bei Rapids 1:1 gegen Sturm zehnmal Gelb, je einmal Gelb-Rot und Rot zeigte. In dieser Saison  pfiff er in Hütteldorf nur beim 3:0 gegen Mattersburg . Zur Pause beschwerte sich der damalige Mattersburg-Trainer Ivica Vastic im Kabinengang bei Schüttengruber über einige merkwürdige Entscheidungen, woraus sich ein Schreiduell entwickelte…

Mattersburg überholte Samstag mit dem 1:0 über Altach Rapid, womit der Klassenerhalt gesichert wurde. Mit Trainer Gerald Baumgartner und Stefan Maierhofer kam die Wende, ins Frühjahr gingen die Burgenländer noch als Letzte. Damit verlängerte sich der Vertrag von Baumgartner automatisch um drei Jahre. Mattersburg ist die zweitbeste Frühjahrsmannschaft hinter Salzburg. Gerettet ist praktisch auch Wolfsberg mit dem 2:1 gegen Austria. Verliert Rapid gegen Sturm, bedeutet das  für die letzten zwei Runden noch immer fünf Punkte mehr als Schlußlicht Ried nah dem 1:1 gegen St. Pölten hat. Gewinnt Rapid, wird das auch Austria freuen, um Zweiter zu bleiben. Den Europacupplatz hat Rapids Erzrivale durch die Niederlage von Winterkönig Altach in Mattersburg schon sicher. Die Vorarlberger  spielen nächste Saison nicht international. Sicher eine Enttäuschung, wenn man als Erster überwintert hat.

 

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