Die österreichischen Trainer in der deutschen Bundesliga schreiben Geschichte: Ralph Hasenhüttl führte Aufsteiger RB Leipzig in die Champions League, in der letzten Runde Peter Stöger in der vierten Saison seiner Ära, die in der zweiten Liga begann, den 1.FC Köln auf Platz fünf und in die Europa League, zur ersten Qualifikation für den Europacup seit 25 Jahren, einem Vierteljahrhundert. Auf das 2:0 (1:0) gegen Mainz folgten sensationelle Jubelszenen, die Fans stürmten den Rasen, trugen Torjäger Anthony Modeste im Triumphzug herum. Jetzt wackelt der Dom. Der 20.Mai wird wohl zum Kölner Feiertag erklärt werden.
Freitag Abend sass Stöger mit seiner Freundin Ulrike Kriegler bei der RTL-Live Show „Let´s Dance“ im TV-Studio in Ossendorf. Eine ungewöhnliche Vorbereitung auf den entscheidenden Samstag. Zunächst schockte Stögers Landsmann Zlatko Junuzovic mit Werder Bremen Köln durch sein Führungstor in Dortmund. 25 Minuten bis zum Borussia-Ausgleich lag Bremen vor den Kölnern. Für etwas Beruhigung bei Stöger sorgte der unter ihm zum Teamspieler gewachsene Jonas Hector zwei Minuten vor der Pause mit seinem ersten Bundesligator seit 69 Spielen, seit 12. April 2015. Damit lag Köln auf Platz fünf vor Hertha BSC Berlin. Denn Kölns Nachbar Leverkusen führte mit Österreichs starkem Teamkapitän Julian Baumgartlinger in Berlin zur Pause 3:0.
Köln hatte in der zweiten Hälfte Match und Gegner im Griff, hielt die Führung, es war trotzdem nervenaufreibend, bis der Japaner Yaya Osaka im Finish nach Supervorarbeit des Serben Milos Jojic für das 2:0 sorgte. Als Stöger kurz darauf Jojic austauschte, zog er aus Respekt für die starke Aktion vor ihm die Kappe. Ein Beispiel für die Menschenführung, die Stöger so auszeichnet. Bremen führte in Dortmund nach der Pause 3:2, verlor aber durch zwei Elfmeter im Finish 3:4. Dortmund damit Dritter und nach Bayern und Leipzig fix in der Champions League, Pierre Emerick Aubameyang mit 21 Toren Schützenkönig, da Robert Lewandowski bei Bayerns 4:1 gegen Freiburg mit David Alaba im Abwehrzentrum, das Köln ebenfalls zum Vorstoß von Rang sieben auf fünf verhalf, leer ausging. Hoffenheim blieb mit einem 0:0 gegen Augsburg Vierter, steigt ins Playoff um die Champions League ein. Martin Hinteregger verhinderte vier Minuten vor Schluss mit einem Kopfballabwehr auf der Linie Augsburgs Niederlage.
Starke Szenen der Österreicher in der letzten Runde: „Für uns war in der letzten drei Spielen, als um die Europacupplätze ging, auch ein Happy End möglich. Aber wir kassierten zu viele Tore“ bilanzierte Junuzovic. Nämlich 13 gegen Köln, Hoffenheim und Dortmund. Endstand in Berlin 6:2 für Leverkusen, das zeigte, was für diese Mannschaft möglich gewesen wäre, die ein höheres Budget, finanziell bessere Möglichkeiten hat als der jubelnde Nachbar Köln, wo in der Innenstadt am Abend ein Straßenkarneval folgte. Stöger sah nach der endgültigen Krönung zum „King Peter“ auf der Pressekonferenz in die Zukunft: „Wir werden einen schönen Abend haben und nächste Saison viel zu tun. Danke schön.“ Kaum hatte er das gesagt, stürmte die Mannschaft in den Saal, duschte den von ihr so geschätzten Trainer mit Bier. Szenen, die an den Aufstieg vor drei Jahren erinnerten. Aber zum Unterschied von damals stimmten sie diesmal dazu „Europapokal, Europapokal“ -Gesänge an. Stöger hatte diese Szenen erwartet, daher genug Gewand zum Wechseln ins Stadion mitgenommen.
Stürmische Jubelszenen erlebte auch der in der 63. Minute eingewechselte Michael Gregoritsch in Hamburg. Nach dem Happy End zum 2:1 (1:1) gegen Wolfsburg mit dem Siegestor zwei Minuten vor Schluss, mit dem sich die Hamburger retteten, die Relegation gegen den Abstieg. In die muss jetzt der VW-Werksklub, höchstwahrscheinlich gegen Eintracht Braunschweig. Der Wahnsinn beim Siegestreffer: Den erzielte der 110 Sekunden zuvor von Trainer Markus Gisdol eingewechselte Luca Waldschmidt an seinem 21. Geburstag mit seinem ersten Tor in der Bundesliga. Eine Rune zuvor wechselte der eingewechselte Pierre Lasogga Hamburg auf Schalke in der Nachspielzeit das 1:1 und einen wichtigen Punkt. Rettungs-Geschichten, die nur der Fußball schreibt.
Ärgern musste sich hingegen Hasenhüttl über Leipzigs 2:2 in Frankfurt, bei dem Marcel Sabitzer mit seinem achten Saisontor die Führung erzielte, die Chance zum 3:0 ausließ. Das wurde bestraft: Leipzig führte bis zur 83. Minute 2:0, kassierte in der 90. Minuten den Ausgleich. Da trommelte Haenhüttl wütend mit den Fäusten auf die Trainerbank. Weil eine Runde zuvor ähnliches passierte: Beim Supermatch gegen Bayern bis zur 82. Minute 4:2 geführt, in der Nachspielzeit 4:5 verloren. Damit bleibt Leipzig auch nach Punkten „nur“ der zweitbeste deutsche Aufsteiger aller Zeiten, verpasste die 68 Punkte von Meister Kaiserslautern in der Saison 1997/98 um einen.
Aber was soll´s? Hasenhüttl und Stöger schrieben rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte: Dass zwei österreichische Trainer ihre Klubs in der gleichen Saison in den Europacup führten, gab es in der deutschen Bundesliga noch nie. Da stimmt der Text der Bundeshymne: Heimat bist du großer Söhne.