Fußball

Hartberg und die Folgen

Dienstag um 20.31 Uhr war es endlich so weit. Da rückte die Bundesliga damit heraus, dass ihr ständiges neutrales Schiedsgericht der Klage von Hartberg, des Vizemeisters der Ersten Liga, gegen die Lizenzverweigerung für die Zwölferliga statt gab, die Dinge anders als zuvor der Senat fünf und das Protestkomitee der Liga bewertete. Damit stand auch fest, dass Didi Kühbauer (Bild oben) mit Bundesligaschlusslicht St. Pölten 46 Stunden später am Fronleichnamstag zum ersten Relegationsspiel beim Dritten der Ersten Liga in Wr. Neustadt antreten muss. Sonntag folgt das Retourspiel in St. Pölten. Vom Zeitablauf muss man sagen: So etwas gibt es nur in Österreich. Kein Ruhmesblatt für die Liga und ihre Chefetage.

Deren Vorstand Raimund Herovits zeigte sich auch prompt verwundert über den Spruch von Universitätsprofessor Raimund Bollenberger und seinen Besitzern, den Rechtsanwälten Clemens Völkl (für die Liga) und Alexander Schoeller (für Hartberg). Weil das Schiedsgericht ganz anders als in den Jahren zuvor Unterlagen berücksichtigte, die erst nach dem Urteil der zweiten Instanz, sprich des Protestkomitees, eingereicht wurden, daher verbesserungsfähige Kriterien erkannte.  Da ging es weniger um die verspätete Ausgliederung der Kampfmannschaft in eine Kapitalgesellschaft mit 15. März als um die Zusicherung seitens der steirischen Landesregierung, 600.000 Euro für den Ausbau des Prolactal-Stadions in Hartberg, das bisher nur 4500 Zuschauer fasste, zu garantieren.  Dementsprechend die Reaktionen.  Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhofer jubelte über zwei steirische Derbys in der nächsten Saison zwischen Hartberg und Sturm Graz, versprach bei den Heimspielen der Oststeirer Stammgast zu sein. Die niederösterreichische Landessporträtin Petra Bohuslav tobte hingegen über eine Farce. Statt mit Admira, St. Pölten  und Wr.Neustadt drei Klubs aus Niederösterreich in der Zwölferliga durch die Relegation nur zwei.

Die Kritik von Bohuslav hat sicher etwas für sich. Allerdings wäre es auch sportlich nicht vertretbar, hätte die  desaströse Saison für St. Pölten keine Konsequenzen in Form der Relegation, mit der noch alles repariert werden kann. Die Art, wie es zur zu späten Entscheidung kam, kann man durchaus als Farce bezeichnen. Man muss Hartberg mit der engagierten Präsident  Brigitte Annerl, Trainer Christian Ilzer und  der Mannschaft zum sportlich verdienen erstmaligen Aufstieg in die oberste Spielklasse aber durchaus Respekt zollen. Obwohl die Gefahr sehr groß ist, dass nach dem Jubel bald der Katzenjammer folgen, die Aufbruchstimmung nicht zu halten sein wird.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Ilzer vertschüsste sich bereits zu seinem ehemaligen Arbeitgeber nach Wolfsberg, wo er nicht mehr wie bis vor einem Jahr Co-Trainer, sondern Chef sein wird. Und man muss auch befürchten, dass ihm einige Aufsteiger folgen werden.  So soll er Verteidiger Stefan Gölles und Mittelfeldspieler Sven Sprangler schon geraten haben, sich auch seinem Berater Christian Sand anzuvertrauen, weil das den Wechsel nach Kärnten erleichtern wird.  Da Wolfsberg-Präsident  Dietmar Riegler für Sand-Anliegen stets ein offenes Ohr hat.  Das würde das Abenteuer Bundesliga für Hartberg noch viel schwerer machen als es ist. Auch wenn sich ein Trainer bereits große Hoffnungen macht, Nachfolger von Ilzer zu werden: Oliver Lederer, der im April bei St. Pölten Kühbauer weichen musste. Wie schwer es  Aufsteiger haben, bemerkte Dienstag schon vor dem Urteil des Schiedsgerichts Erstligameister Wacker Innsbruck: Mit dem 27jährigen Flügelspieler Florian Jamnig wechselte einer der Stützen  der Tiroler zum LASK. Die Chance auf die Europa League reizt ihn doch mehr als der Überlebenskampf. Wacker Innsbruck muss sich mit der sechstelligen Ablöse trösten.

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