Fußball

Hat Rapid die Petsos-Rückkehr wirklich gebraucht?

Paris St. Germain trickste nach dem 222 Millionen-Rekordkauf von Neymar zum zweiten Mal das Financial Fair Play der UEFA aus: Jungstar Kylian Mbappe wird von Meister AS Monaco offiziell vorerst nur ausgeliehen, erst in einem Jahr für 155 Millionen gekauft. Die Monegassen holten als  Ersatz für den 18jährigen von Lazio Rom den Senegalesen Keita Balde sowie Montenegros Teamstürmer Stevan Jovetic von Inter Mailand. Schalke verlieh seinen von Jung-Trainer Domenico Tedesco unfein abservierten Weltmeister Benedikt Höwedes an Juventus, Borussia Dortmund fand in der Ukraine den Nachfolger für den nach Barcelona gewechselten Ousmane Dembele: Dynamo Kiews Topstar Andrey Yarmolenko. Für 30 Millionen Euro war der 27jährige in Zeiten wie diesen fast ein Schnäppchen.

In Österreich tat sich vor dem Finale der Transferzeit vergleichsweise eigentlich nichts. Rapids Sportchef Fredy Bickel machte seine Ankündigung, erst am letzten Tag der Transferzeit einen neuen Stürmer zu präsentieren, wahr. Eigentlich sollte  Mittwoch mit Alex Sobczyk ein Stürmertalent an St. Pölten verliehen werden, aber da gab es dann doch Hindernisse.  Fixiert wurde mit viel Trara die Rückkehr von Thanos Petsos nach 13 erfolglosen Monaten bei Werder Bremen und in Englands Championship, der zweiten Liga, in London bei Fulham. Bickel und Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek posierten mit dem 26jährigen Griechen und sseinem neuen Rapid-Dress mit der zuvor bereits Nummer 55. Die Rückennummer fünf, die Petsos drei Jahre vor seinem Abschied trug, bekam nämlich zuvor der bis Mittwoch einzige grün-weiße Neueinkauf in dieser Transferzeit, Linksverteidiger Boli Bolingoli.

Wurde Rapid mit der Petsos-Rückkehr wirklich stärker, war das Comeback zwingend notwendig? Die Antwort kann nur nein heißen. Auch wenn Bickel sie mit dem Ausfall von Philipp Malicsek begründete und der Ungewissheit, wann Ivan Mocinic nach seiner Knieoperation wieder voll einsteigen kann. Die ersten Teste in der zweiten Mannschaft machten wenig Mut. Aber trotzdem hat Rapid in einer Saison ohne Europacupteilnahme im zentralen defensiven Mittelfeld keinen Handlungsbedarf. Da gibt es Stephan Auer, der ordentlich spielte und Kapitän Stfan Schwab, bei dem noch viel Luft nach oben ist. Und da zeigte letzten Samstag der 19jährige Dejan Ljubicic beim erfolgreichen Debüt gegen den LASK, dass er in der Bundesliga eine gute Figur abgeben kann. Aber der wird wieder als Kooperationsspieler zum SC Wr. Neustadt, dem Tabellenführer der  Ersten Liga, zurückgeschickt. Das nennt man bei Rapid Förderung seiner Talente. Offenbar ist man bei Grün-Weiß viel zu wenig stolz auf die Spieler, die man aus dem eigenen Nachwuchs hervorbringt. Das zeigt nicht nur das Beispiel Ljubicic. Mario Pavelic hat null Lobby in Hütteldorf, auch Manuel Thurnwald traut man offenbar nicht viel zu. Nicht die einzigen Beispiele. Da gibt es noch Kelvin Arase, den man zur zweiten Mannschaft abschob und Philipp Prosenik. Georgiens Teamstürmer Giorgi Kvilitaia blieb bisher den Beweis schuldig, entscheidend besser als er zu sein. Der letzte Trainer bei Rapid, der diesen Stolz auf den Eigenbau mitbrachte und bewies, hieß Zoran Barisic. Vielleicht war Rapid unter „Zoki“ auch deshalb erfolgreicher als derzeit. Der Rekordtransfer von Max Wöber zu Ajax Amsterdam unterstrich eindrucksvoll, dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt, den „eigenen“ jungen Spielern zu vertrauen. Die 7,5 Millionen für den 19jährigen befreiten Rapid von seinen Finanzsorgen.

Im Frühjahr 2016, als der Petsos-Abgang zu Werder Bremen bereits feststand, war er bei Rapid mehr verletzt als einsatzfähig. Seine Bilanz in der vergangenen Saison: 143 Minuten bei drei Einsätzen für Werder Bremen in der Bundesliga, im Frühjahr bei Fulham sieben Minuten im FA-Cup. Sonst nichts. Also hatte  er mehr als ein Jahr praktisch keine Spielpraxis. Nichts gegen die Qualitäten des griechischen Teamspielers: Aber bis er wieder in Fahrt komtm, voll in Saft ist, steht auch Malicsek sicher wieder zur Verfügung. Wirtschaftsvorstand Peschek muss sich fragen lassen, wie man es vertreten kann, einen Spieler, der ablösefrei Rapid verließ, für Geld wieder zurückzuholen. Auch wenn die Leihgebühr, die Werder Bremen kassiert, sich in sehr vernünftigen Relationen bewegen soll. Wenn Rapid nächstes Jahr die Kaufoption zieht, wird´s sicher teurer.

 

 

 

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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