Die Prellung am rechten Mittelfuß von Guido Burgstaller läßt seinen Einsatz für Österreich in der WM-Qualfiikation sowohl Samstag in Cardiff gegen Wales als auch Dienstag in Wien gegen Georgien nicht zu. Somit hat der Kärntner „Burgknaller“ nicht die Chance, sich im Stadion seines Ex-Klubs Cardiff für die schlechte Behandlung vor vier Jahren zu revanchieren. Damit begann das Rätselraten, wie Marcel Koller auf den Ausfall des Schalke-Legionärs reagieren wird. Im Kader stehen mit Marc Janko und Michael Gregoritsch noch zwei Stürmer. Der Schönheitsfehler: Janko kam in der ersten fünf Runden der tschechischen Meisterschaft bei seinem neuen Klub Sparta Prag nur 37 Minuten zum Zug, Gregoritsch spielt bei Augsburg nicht an vorderster Front, sondern zentral hinter dem isländischen Teamstürmer Alfred Finnbogason. Dort, wo bei Koller normal der ausgefallene Zlatko Junuzovic zum Einsatz kommt. Dessen entzündete Achillessehne weiter Probleme macht. Beim Aufbautraining erlitt er einen Rückschlag, da er die Belastung offenbar zu früh steigerte. Werder Bremen schickte seinen Kapitän zum Kurzurlaub nach Wien, befürchtet, dass er auch in den nächsten vier Spielen ausfallen wird.
Koller hat aber noch einen anderen Plan in Sachen Stürmer und Burgstaller-Ersatz. Der für ihn nominierte Stefan Hierländer, der erstmals im Teamkader dabei ist, läßt darauf schließen. Denn der 26jährige Kärntner ackert beim Erfolgslauf von Sturm Graz auf Platz eins der Bundesliga an der rechten Flanke. Dort, wo sonst das „Revier“ von Martin Harnik ist. Der auf Grund seiner Schnelligkeit und der Erfahrung seiner 66 Länderspiele aber durchaus auch die einzige Spitze am Samstag sein könnte. Mit seiner Beweglichkeit die walisischen Abwehrriesen vielleicht sogar eher in Verlegenheit bringen kann als Strafraumstürmer Janko. Auch bei Hannover spielt Harnik an vorderster Front. Das Geheimnis wird Koller erst 90 Minuten vor Anpfiff in Cardiff lüften.
Die Abwehr wird wohl in der Besetzung beginnen wie beim 1:1 in Dublin, weil die sich dort mit Ausnahme des irischen Ausgleichs bewährte. Mit Stefan Lainer, Sebastian Prödl, Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger als Linksverteidiger. Davor im zentralen Mittelfeld Julian Baumgartlinger und David Alaba. Bis zur Pressekonferenz am Freitag in Cardiff blieben Koller Fragen nach der Rolle von David Alaba und der logischen Variante mit ihm als Linksverteidiger erspart. Vor Baumgartlinger und Alaba beginnen die Fragezeichen. Von den drei Positionen hinter der einzigen Spitze sind zwei an Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer vergeben. Die Frage ist die Position von Sabitzer: Rechts wie bei RB Leipzig oder in der Mitte? Bei rechts wäre der Platz in der Mitte für Gregoritsch frei. Spielt Sabitzer zentral vor Baumgartlinger und Alaba, wäre rechts sicher Florian Kainz ein Kandidat. Der in Dublin links überzeugte, aber als Rechtsfuss auch auf der anderen Seite bestehen würde, vor allem als laufstarker Spieler taktisch diszipliniert Defensivaufgaben erfüllt. Beginnt Harnik nicht als Solospitze, dann kommt er sicher an der rechten Flanke zum Zug. Es darf gerätselt werden. Das betrifft auch Wales-Teamchef Chris Coleman. Er braucht ebenso wie Koller vier Siege aus vier Spielen für das WM-Ticket.
Einen Nervenkitzel gab es einen Tag vor dem Flug nach Cardiff in den letzten Stunden der Transferzeit für Aleksandar Dragovic und seinen deutschen Berater Thomas Kroth. Über Nacht war der Wechsel zu Olympiakos unvermutet geplatzt, die Griechen holten lieber den billigeren 22jährigen belgischen Innenverteidiger Björn Engels, zahlten für ihn dem FC Brügge sechs Millionen Euro. Die Alternativen? Klubs in England und Russland. Kroth hing ständig am Telefon. Knapp vor 21 Uhr stand dann fest: Dragovic wechselt in die Premier League. Es gab auch Kontakte mit Watford, West Bromwich und Brighton, aber es wurde Leicester, 2016 der Sensationsmeister, über den die ganze Fußballwelt staunte. Der lieh ihn für ein Jahr aus, hat eine Kaufoption. Der Vorteil für Dragovic: In Leicester trifft er mit Ex-Teamkapitän Christian Fuchs auf einen alten Bekannten, der ihm die Eingewöhnung erleichtern wird.
Letzte Saison kam Leicester ins Viertelfinale der Champions League, aber in der Premier League vorübergehend in Abstiegsgefahr. Am Ende reichte es zu Rang zwölf. Jetzt liegt Leicester nach drei Runden und Auswärtsniederlagen gegen Arsenal und Manchester United auf Platz 15. Die Dragovic-Konkurrenten im Abwehrzentrum: Das Duo aus der Meistersaison mit Wes Morgan, dem Kapitän aus Jamaika und dem derzeit am Knöchel verletzten Deutschen Robert Huth, beide 33 Jahre alt. Statt Huth spielte bisher der 23jährige Engländer Harry Maguire, um 13,7 Millionen Euro von Absteiger Hull gekommen. Die großen Aushängeschilder sind Torjäger Jamie Vardy, Regisseur Riyad Mahrez aus Algerien und Dänemarks Teamtorhüter Kaspar Schmeichel. Trainer ist Craig Shakespeare, in der Meistersaison Assistent von Claudio Ranieri, seit Februar sein Nachfolger. Der nächste Gegner von Leicester: Am 9. September daheim im King Power-Stadium Meister Chelsea.