Fußball

Historischer Sieg überdeckt einige Probleme

Zweiter historischer 2:1-Sieg für Österreichs Fussballteam unter Franco Foda im zwölften Spiel seiner Ära: Der erste war am 2. Juni im fünften gegen den damals noch regierenden Weltmeister Deutschland in Klagenfurt gelungen, der zweite folgte am Sonntag im Windsor Park von Belfast gegen Nordirland zum Abschluss der Nations League. Historisch war es im Juni, weil es erstmals nach 32 Jahren wieder gelungen war, den großen Nachbarn zu bezwingen. In Belfast jubelten Foda und David Alaba nach dem Last Second-Siegestor in der 92. Minute, als wäre ein großer  Triumph gelungen. Dabei war es im fünften Versuch „nur“  das erste österreichische Erfolgserlebnis in Belfast. Das Platz eins in der Rangliste der Zweiten in der Liga B der Nations League brachte. Von der kann Schweden Österreich am Dienstag mit einem Sieg über Russland noch verdrängen.

Der Teamchef hatte gegenüber dem 0:0 gegen Bosnien jede Formation verändert, brachte mit Andreas Ulmer, Stefan Ilsanker, der zur Pause wegen Kreislaufproblemen aufhören musste, Xaver Schlager und Michael Gregoritsch vier  Neue in die Startelf, blieb beim 4-2-3-1, gab David Alaba erstmals eine Offensivrolle links im Mittelfeld hinter der Spitze Gregoritsch. Wie drei Tage zuvor in Wien gegen Bosnien war die zweite  Hälfte die bessere. Derzeit hat Österreich offenbar ein Team für nur gute Phasen. Auch wenn Kapitän Julian Baumgartlinger nachher meinte: „Vielleicht haben wir  einen Bock umgestoßen, was uns für die EM-Qualifikation im nächstes Jahr helfen kann. Wir hatten noch schwere Beine vom Donnerstag, da fällt  es nicht leicht, einen Gegner, der den Kampf besucht, in die Knie zu zwingen.“

Vor der Pause sah es nicht danach aus. Da gab es die gleichen Probleme wie in den ersten 45 Minuten gegen Gruppensieger Bosnien: Fodas Team brachte zu wenig Mann in die Offensive, die Spitze blieb isoliert, keine einzige Torchance wurde herausgespielt. Zur zweiten Hälfte kam Peter Zulj  für Ilsanker und bereite nach nur vier Minuten das erste Tor von Xaver Schlager für Österreich in seinem neunten Teameinsatz, dem ersten von Beginn an in einem Bewerbspiel vor. Der laufstarke 19jährige, der jüngste im Teamdress, bestätigte sich als Versprechen für die nächsten zehn Jahre. Aber danach verlor Österreich wieder den Zugriff, kassierte acht Minuten später den Ausgleich, weil Martin Hinteregger einen Schuss von Corry Evans unglücklich und unhaltbar für Heinz Lindner abfälschte. Dann kamen Foda zwei gute Ideen: Er wechselt Marko Arnautovic für die letzten 22 Minuten ein, ließ dazu Alaba und Lazaro die Seiten wechseln. Über rechts kam Alaba nach einer Kombination mit Arnautovic zu einer Chance,die er vergab, über rechts leitete er die Aktion zum ersten österreichischen Siegestor in Belfast ein. Der entscheidende Assist kam von Arnautovic, der die Übersicht behielt, sah, dass links Lazaro völlig frei stand. Eigentlich war der zuvor schon austauschreif, weil ihm bis dahin wenig bis nichts gelungen war. Aber in der entscheidenden Aktion zeigte er seine Klasse, traf spektakulär unter die Latte. Erstes Tor für Österreich im 19. Länderspiel, das zum „idealen“ Zeitpunkt fiel, weil die Nordiren nicht mehr antworten konnten, Erinnerungen an das zuvor letzte Spiel Österreichs in Belfast hervorrief: Auch damals fiel ein Treffer in letzter Sekunde. Allerdings glich 13 Jahre zuvor damit Nordirland zum 3:3 aus.

Ende gut, alles gut? Ein historischer Sieg überdeckt halt einige Probleme, die nach wie vor bestehen. „Mit Siegen lässt es sich leichter arbeiten. Vor allem, wenn man eine Pause von fast vier Monaten hat“, behauptete Foda,dem der Siegeswillen seiner Truppe sehr gut gefiel. Eines steht trotzdem außer Diskussion: Mit Leistungen wie in Belast wird es auch 2019 in der  Qualifikation für die Europameisterschaft einige Probleme geben. Da braucht Österreich nicht nur gute Phasen, sondern  gute Spiele über die volle Distanz, eine kreativere Offensive. Daran änderte auch der historische Sieg vom Sonntag nichts. Für einen wirklich guten Weg braucht es bessere Leistungen. Sonst wird auch das vierte Ziel innerhalb von vier Jahren verpasst. Schon vor dem Anpfiff in Belfast stand fest, das 2020 in der Nations League noch ein prominenter Gegner warten könnte: Vizeweltmeister Kroatien verlor im Londoner Wembley-Stadion gegen England zwar 1:0, verlor aber 1:2, muss  in Österreichs Liga B absteigen. England jubelt nach der Revanche für die Niederlage im WM-Semifinale über Gruppensieg und Aufstieg ins Finalturnier, das in Portugal über die Bühne gehen wird. Dort wird auch Österreich Nachbar Schweiz vertreten sein. Dem in Luzern das Husarenstück gelang, gegen Belgien ein 0:2 nach 17 Minuten in ein 5:2 zu verwandeln. Auch für die Schweizer war es in historischer Tag, der mehr zählt als der für Österreich.

 

 

Foto: sport.orf.at.

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