Herxheim bei Landau in Rheinland-Pfalz, eine Gemeinde mit knapp 11.00 Einwohner an der Südlichen Weinstraße. Die Zufluchtsstätte vieler österreichischer Fußballer in den letzten Jahren, wenn sie Hilfe brauchten. Etwa auch von Teamkapitän Julian Baumgartlinegr nach seinen Knieoperationen oder Philipp Hosiner, nachdem ihm eine Niere entfernt worden war, er abgemagert wie ein Krebspatient wirkte, sich kaum bewegen konnte. In Herxheim hat Mike Steverding, seit vielen Jahren Physiotherapeut bei der Nationalmannschaft, sein Reha-Institut. Und wenn es statt Fortschritten neue Enttäuschungen gibt, dann ist der 53jährige für seine Patienten aus dem Fußballerlager nicht nur Partner, sondern irgendwie auch ein psychologischer Mülleimer.
Derzeit ist wieder einmal Veli Kavlak in Herxheim. Zehn Jahre, nach dem er mit Österreichs U20 unter Paul Gludovatz bei der WM in Kanada Platz vier belegt, damit in der Heimat eine hochsommerliche Euphorie entfacht hatte, muss er nach der sechsten Operation der rechten Schulter innerhalb von zwei Jahren testen, ob die endlich wieder so funktioniert, wie es bei einem Spitzenfussballer notwendig ist, ob er nach der Rückkehr aus Herxheim Anfang danach während der Transferzeit eines der drei konkreten Angebote für die nächste Saison, die aus der türkischen SüperLig für ihn auf dem Tisch liegen, seit bekannt ist, dass ihn Meister Besiktas Istanbul in der kommenden Saison verleihen wird, annehmen kann oder nicht. Derzeit fühlt sich Kavlak sehr gut, hat das erste Lauftraining, die erste Übungen mit dem Ball schon erfolgreich hinter sich: „Ganz beschwerdefrei kann ich noch nicht sein, aber erstmals glaub ich wieder daran, dass die Karriere weiter geht.“
Robert Almer musste hingegen letzten Freitag Herxheim in Richtung Augsburg verlassen. Zur Knieoperation am Mittwoch in der Hessingpark-Clinic bei Ulrich Boenisch, in Sachen Knie der führende Spezialist in Deutschland, der auch schon einen Vorgänger von Almer in Österreichs Teamtor, nämlich Jürgen Macho, die Nummer eins bei der Heim-EURO 2008, drei Jahre später operierte. Bitter für Almer, die Austria und das Nationalteam: Mit dem Comeback in diesem Jahr wird es sich nach der dritten Operation des rechten „Problemknies“ in neun Monaten schwer ausgehen. Die Leidenszeit erreicht zwar noch nicht Kavlak-Dimensionen, ist aber auch schon sehr schlimm. Zunächst im letzten Oktober der Kreuzbandriss in der Europa League beim AS Roma, dann in Folge im Februar der Meniskus, jetzt der Knorpel. Denn unter Belastung schwoll das Knie Almers bei der Reha in Herxheim leider immer an. Ein Knorpelschaden zwischen Grad drei und vier, wie jetzt bei Almer diagnostiziert, ist ziemlich heftig.
Im Oktober war Almers großes Ziel, im Juni zum Start der Vorbereitung ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Von dem verabschiedete er sich bereits vor einiger Zeit. Eine neue genaue Untersuchung ergab, woran es lag, dass die starken Schmerzen nicht nach ließen. Jetzt erhofft Almer, dass es ihm die dritte Operation ermöglicht, nochmals voll durchzustarten. Dino Zoff war 40 Jahre alt, als er 1982 mit Italien Weltmeister wurde. Für ähnliche Höhenflüge hat Almer noch sieben Jahre Zeit.