Fußball

Im Videokeller von Moskau passieren entscheidende Fehler

Kein Sieg für Argentinien, Deutschland  als Titelverteidiger und Brasilien! Das gab es zuvor noch bei keiner Weltmeisterschaft, bedeutet sozusagen eine russische Premiere. Da fällt einem prompt ein, was der ehemalige Bayern-Torjäger aus Brasiien, Giovane Elber,vor Anpfiff im WM-Talk von Audi Quattro verkündet hatte. Stimmt es doch, dass wie von ihm behauptet die 1:7-Vernichtung von Deutschland im Semifinale von Belo Horizonte auch vier Jahre später noch immer ein Trauma ist, das die Selecao  belastet? Andererseits fanden Statistiker heraus, dass noch kein Spieler bei der WM seit  20 Jahren sooft gefoult wurde wie Neymar am Sonntag Abend in Rostow von den Schweizern. Nämlich zehnmal, Aber trotzdem bestätigt sich die Meinung seines Teamchefs Tite, dass Neymar nach der monatelangen Pause nach seinem Mittelfußbruch  noch nicht bei hundert Prozent ist.

Brasilien ist aber zweifelsohne ein Opfer des Videokellers von Moskau. Den Videoreferees unterliefen in den ersten vier WM-Tagen schon Fehler, die den Ausgang der Spiele, auch bei Brasilien und Argentinien einscheidend beeinflussten. Damit stellt sich auch bei der  WM wie schon in der letzten Saison der deutschen Bundesliga die Frage, ob der Videobeweis der Weisheit letzter Schluss ist, er den Fußball gerechter hat. Denn in letzter Konsequenz kommt es auf den Videoreferee an, ob der Schiedsrichter des Spiels eine Szene nochmals überprüft oder nicht. Es kommt auf das Gutdünken des Manns im Keller und seiner drei Assistenten an. Aber das kann´es doch auch nicht sein. Um beim Beispiel Brasilien zu bleiben: Der Italiener Paolo Valeri, der im geben Schiedsrichtertrikot vor dem TV-Schirm sass,  fand es für normal, dass Schweizer Torschütze Steven Zuber vor seinem Kopftor zum Ausgleich (Bild oben) Brasiliens Innenverteidiger Miranda wegstieß, wodurch der nicht mehr an den Eckball von Granit Xhaka an Zuber herankam. Im Wien am Küniglberg sah es der ORF-Videoreferee Thomas Steiner als Foul. Zurecht. Und damit muss sich die Schweiz beim Videoreferee in Moskau bedanken, dass in Rostow einer von zwei Abschüssen auf das Tor der Brasilianer zu einem Punkt reichte. Die Brasilianer reklamierten sofort bei Schiedsrichter Cesar Ramos aus Mexiko. Aber der verwies darauf: Keine Reklamation aus Moskau. Der Videoreferee aus Italien fand das Vergehen nicht für schwerwiegend.

Sein Landsmann Massimiliano Irrati verständigte Freitag bei Portugals 3:3 gegen Spanien nicht Gianluca Rocchi, dass vor dem Ausgleich von Diego Costa zum 1:1 der Spanier seinen Gegenspieler Pepe voll mit dem Ellbogen traf. Ebenso erfuhr bei Argentinien 1:1 gegen Island  nicht der Pole Szymon Marciyiak aus dem Keller vom Amerikaner Mark Geiger, dass Islands Verteidiger Bakir Saevrasson den Argentinier Cristian Pavon im Strafraum elferverdächtig oder sogar elferreif am Fuss traf. Hingegen sorgte der Argentinier Mauro Vigliano dafür, dass Andres Cunha aus Uruguay Frankreichs Elfmeter zur 1:0-Führung über Australien gab. Vigliano griff auch am fünften WM-Tag ein, meldete  Referee Jose Aguilar aus San Salvador das Elfmeterfoul an Schwedens Mittelfeldspieler Viktor Claesson. Aguilar erkannte es am TV-Schirm auch, der Penalty führte zu Schwedens 1:0 gegen Südkorea. Diese Beispiele beweisen: Der Mann im Moskauer Videokeller kann Spiele entscheiden. Hat in Wahrheit sogar mehr „Macht“ als der Schiedsrichter am Feld. Ob dieses heikle Experiment wirklich gut ist?

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