So wie Dienstag im sechsten und letzten Gruppenspiel aus der Champions League ausscheiden, das kann FC Salzburg nicht noch einmal passieren. Das ist kein Trost, hängt nämlich nur mit der Reform der Königsklasse zusammen, in der er ab 2024/25 nicht mehr wie diese Saison in sechs Vierergruppen mit 24 Mannschaften gespielt wird, sondern mit 36 Klubs in vier Neunergruppen. Damit warten auf Österreichs Meister, der nächste Saison noch zu den 29 Mannschaften gehört, die automatisch qualifiziert sind, von September bis Jänner acht Gegner. Die Wahrscheinlichkeit, dass Salzburg zum elften Mal hintereinander Meister wird, wurde mit dem k.o, gegen Benfica Lissabon größer. Weil der Titelverteidiger ab Februar nicht mehr auf drei Hochzeiten tanzt, nur noch auf zwei.
Ein volles Salzburger Stadion und Europacupstimmung wird es erst wieder im September 2024 geben. Ob Salzburg bis zur nächsten Chamions League-Hymne die richtigen Lehren aus dem erstmaligen Scheitern in der Gruppenphase gezogen hat? Argumente wie „das sind Mannschaften, gegen die jeder Fehler bestraft wird“ von Anar Dedic oder „wir können daraus nur lernen“ von Luka Sucic klingen zu billig. Realistisch klang das Eingeständnis des besten Salzburgers in den sechs Gruppenspielen, Tormann Alexander Schlager: „In den letzten 20 Minuten haben wir zu viele Dinge nicht richtig gemacht, wahrscheinlich zu froh begonnen, das 1:2 zu verwalten. In Summe war es zu wenig!“ Das stimmt sicher. Trainer Gerhard Struber sah seine Mannschaft immer auf Augenhöhe: „Aber uns fehlte entscheidende, besondere Momente!“ Besonders in der Offensive. Darum auch drei Heimniederlagen und nur vier erzielte Tore. Nur eines von einem Stürmer. Von Roko Simic beim 2:0 gegen Benfica in Lissabon. Die Hoffnungen auf Karim Konate erfüllten sich nicht. Er spielte im Frühjahr unter Matthias Jaissle besser als im Herbst unter Gerhard Struber. Ob das am Trainerwechsel liegt?
Manches klang im ersten Frust wie zu billige Ausreden. Die Verletzungspausen von Oumar Solet, Sekou Koita und Fernando sind nichts Neues. Bei Solet und Koita gab es die schon in den letzten zwei Saisonen, bei Fernando in der letzten. Oder der Hinweis auf die schwere Gruppe. Oder der auf nicht wohl gesonnene Schiedsrichter bei beiden Niederlagen gegen Inter Mailand. Oder der Hinweis, die jüngste Mannschaft der Champions League gestellt zu haben: „So jung kann keine Ausrede sein“, bemerkte Ex-Salzburg-Torjäger Marc Janko im Sky-Studio zurecht, „es war ja eine bewusste Entscheidung bei der Planung!“ Die man überdenken sollte. Auch der Vergleich der Marktwerte kann nicht als Entschuldigung herhalten. Auch wenn der von Gruppensieger Real Sociedad, der aus dem vierten Topf kam, mit 431,10 Millionen Euro um 251,50 Millionen höher ist als der von Salzburg. Aber die 179,6 Millionen von Österreichs Serienmeister bedeuten 113,25 Millionen mehr im Vergleich zum FC Kopenhagen. Die Dänen schafften mit dem „Mini-Marktwert“, einem geringeren Budget sogar den Aufstieg ins Achtelfinale. Ob Salzburg in dieser Besetzung Heimsiege gegen Galatarasay Istanbul und Manchester United, auswärts Unentschieden gegen Bayern München und den türkischen Meister geschafft hätte?
Foto: Red Bull Salzburg/Fabian Weirather.