Der Schlusspfiff bei Salzburgs Meisterstück, dem 1:0 gegen Rapid, war kaum ertönt, da gab es für Trainer Oscar Garcia schon die erste Bierdusche. Verpasst vom Schweizer Christian Schwegler. Darauf folgten Emotionen in Form von Tränen beim unnahbar wirkenden Spanier, die man so nicht für möglich gehalten hätte. Sein zweites Meisterstück gelang ihm in seiner ersten kompletten Saison im Red Bull-Reich, die nicht leicht war, wie es am Ende aussah: Der Verlust von Naby Keita, Martin Hinteregger und Bernardo, im Herbst mitunter neun Punkte Rückstand, am Ende aber wieder souverän ohne ernstzunehmende Konkurrenz. Ein Meister, der gegen Rapid, den Zweiten der letzten Saison, in vier Spielen nur einen Punkt abgab und nur ein Tor kassierte. Das einzige, was man an Oscar Garcia bekritteln könnte, artikulierte Andreas Herzog im Sky-Studio: Nach eineinhalb Jahren in Salzburg könnte ruhig schon einige deutsche Wörter dabei sein.
Sein Blick in die Zukunft zeigte aber, dass Oscar Garcia inzwischen mit den Salzburger Realitäten zu leben gelernt hat. Der Abgang von Konrad Laimer, egal ob zu Leipzig oder woanders hin, ist ein offenes Geheimnis. Und darum sind die Träume von der ersten Qualifikation für die Champions League zwar durchaus erlaubt, aber deswegen noch lange nicht realistisch: „Abwarten, wie der Kader aussieht wenn die Vorbereitung beginnt“, meinte Garcia, „man kann nicht gleichzeitig verlangen, in die Champions League zu kommen und Spieler auszubilden.“ Aber ein Ajax Amsterdam-Modell in rot-weiß-roter Version, gleichzeitig junge Spieler heranzuführen und auch internationale Erfolge zuhaben, sollte bei den Möglichkeiten, die man hat,doch ein Thema sein. In Afrika scheint das Red Bull Scouting ohnehin erfolgreicher zu sein als das des Europa League-Finalisten.
Als die Salzburg-Spieler in ihren dunkelblauen Meister T-Shirts mit der Aufschrift „Serien Meister 2017“ mit einheitlicher Rückennummer 17 feierten, sorgte der Rapid-Fansektor für schwarzen Rauch. Kommentar überflüssig. Auch das Match davor lieferte keine Fortschritte in Grün-Weiß. Salzburg war besser, Rapid konnte speziell in der ersten Hälfte nur dem Ball nachlaufen. So wird Grün-Weiss auch am 1. Juni in Klagenfurt im Cupfinale den Meister und Titelverteidiger nicht entscheidend fordern, nicht am vierten Double in Serie hindern können. Daran wird das „gut verteidigen“, was Trainer Goran Djuricin sah, nichts ändern können. Auch wenn das möglicherweise noch besser sein wird, wenn Max Wöber nicht wie diesmal geschont wird, weil er nach dem Training am Tag davor seine Wadenbeinverletzung aus der Vorbereitung wieder spürte. Von gut verteidigen war beim Salzburger Siegestor nichts zu reden: Zunächst durfte Andreas Ulmer unbedrängt flanken, dann stand Valentino Lazaro völlig frei,obwohl mehr Rapidler im Strafraum waren als Salzburger. Und schließlich brachte Tormann Tobias Knoflach bei Lazaros Schuss nicht die Hände in die Höhe.
Die Gefahr, dass Djuricin auch in Klagenfurt feststellen wird, das alles probiert wurde, um die Vorsätze auch umzusetzen, aber es nicht gelang, weil Salzburg besser war, ist sehr groß. Ausser ihm fällt noch etwas geniales ein. Das Duo Matej Jelic – Giorgi Kvilitaia, das beim Sieg über Wolfsberg im 4-4-2 noch gefährlich aussah, blieb wirkungslos. Dennoch wirkte es übertrieben, wie nachher im Sky-Studio für das Rapid die große Abstiegsgefahr an die Wand gemalt wurde. Die Realität holte die Schwarz-Seher für Grün-Weiß ohnehin eineinhalb Stunden später mit Rieds 0:3 bei der Austria ein. Und es ist auch nicht korrekt, Djuricin unter die Nase zu reiben, von sechs Spielen drei verloren zu haben. Wenn er eine intakte Mannschaft übernommen hätte,könnte man ihm das vorhalten. So aber nicht. Um über Nacht die Wende zu schaffen, müsste er ein Zauberer, nicht ein Trainer sein. Nur eines darf man zu Recht bekritteln: Wenn Louis Schaub fit ist, dann gehört er nicht auf die Bank, sondern in die Startelf. So lange Rapid noch die Möglichkeit dazu hat. Kandidaten, die für ihn Platz machen müßten, gibt´s einige.