Fußball

Krisenstimmung bei Sturm, neues Adrenalin für Rapids Kraftakte

Rapid ist ein Klub, der muss europäisch spielen, der gehört dort hin. Originalton von Präsident Michael Krammer auf „Sky“ vor dem 2:0 gegen Mattersburg. Der erste Schritt, um Krammers Forderungen zu erfüllen, gelang Dienstag Abend souverän. Jetzt folgt Donnerstag in Hütteldorf der erste Akt im Play-off-Finale gegen Sturm, die Entscheidung fällt Sonntag in der Grazer Merkur-Arena. Ähnlich wie Krammer wird es sein Sturm-Kollege Christian Jauk nach der Supersaison 2017/18 mit Cupsieg und Patz zwei sehen. Noch drastischer formulieren es die Fans beider Klubs. Wobei in Graz mehr Krisenstimmung herrscht, weil Sonntag in Wolfsberg Platz drei mit einer schwachen zweiten Hälfte vergeben wurde. Nicht nur aus Sicht der Anhänger leichtfertig.

Es betrifft ebenso Sturm wie auch Raid in noch stärkeren Ausmass: Klubs mit weniger Budget haben diese Saison mehr Erfolg. Siehe LASK und Wolfsberg. Die arbeiteten diese Saison besser. In Hütteldorf hat man sich mit der Leidenszeit seit dem Verpassen der Meisterrunde offenbar eher abgefunden als in Graz, nicht Rang drei geschafft zu haben und damit in der Gruppenphase der  Europa League zu stehen. Die Fans blockierten den Mannschaftsbus, als der Sonntag von Wolfsberg ins Grazer Trainingszentrum Messendorf zurückkam. Einige Fanklubs kündigte an, die Rapid-Spiele zwar zu besuchen, aber zu schweigen statt die Mannschaft wie gewohnt zu unterstützen.Der Medienpartner von Sturm, reitet Attacken, weil Sturm nur noch Durchschnitt ist. Die „Kleine Zeitung“ rechnete  Sportchef Günther Kreissl und Trainer Roman Mählich (Bild oben) vor, dass letzte Saison Rapid als damaliger Dritter nach 32 Runden und 13 Punkte mehr hatte als Sturm jetzt. Der Vergleich hinkt etwas, weil es durch die Reform andere Gegner waren als in der letzten Zehnerliga.

Mählich wird vorgehalten, mit 1,33 Punkten pro Spiel in seiner Ära nur einen unwesentlich besseren Schnitt als sein im Herbst geschasster deutscher Vorgänger Heiko Vogel zu haben.Die Vorwürfe an Kreissl: Ein zu zart besaitetes Nervenkostüm, als Krisenmanager versagt. Nicht leicht für Mählich, in dieser Situation positives Denken zu vermitteln, das noch immer die Chance vorhanden ist, in die Qualifikation für die Europa League zu kommen. Der ehemalige ORF-Analytiker bemerkt auf seiner ersten Bundesligastation den Unterschied zwischen Wr.Neustadt, wo sein Wort als Evangelium galt, und Sturm. Darauf war er aber eingestellt, obwohl er in Graz durch eine Spielerzeit doch auch einigen Kredit hat. Das macht die Sache für ihn nicht leichter: „Wir brauchen nicht auf heile Welt zu spielen“, sagte Mählich klipp und klar, „es ist doch logisch, dass bei dieser scheiß Saison alle in Graz unzufrieden sind.“

Rapids Denken ist seit Dienstag positiv. Das kommunizierten alle Spieler: „Uns ist genug Adrenalin für zwei Kraftakte eingeschossen“, behauptete Tormann Richard Strebinger. Christoph Knasmüllner sah Sturm „ein bisserl im Tief,  das können wir ausnützen“. Mert Müldür versprach, dass alle in beiden Speilen an und über ihre Grenzen gehen werden. Die warnende Stimme kam von Kapitän Stefan Schwab mit der Forderung, man müsse effizienter und kaltschnäuziger agieren als gegen Mattersburg. Das sah er ganz richtig so. Von der durch die Bundesliga verursachten unfairen Ausgangsposition, dass Sturm zwei Tage mehr Zeit zur Vorbereitung hat, sprach keiner. Zweifelsohne der richtige Ansatz.

„Wir nehmen diese Situation an“, versprach Didi Kühbauer, „werden eine gute Mannschaft auf den Platz bringen. Wir sind gut vorbereitet, wissen, wie Sturm spielt, was sie tun.“ Ähnlich wird sicher auch Mählich, zu aktiven Zeiten Kühbauers Nebenspieler im Mittelfeld der Nationalmannschaft, bei Duellen Rapid-Sturm oft sein erbitterter direkten Gegner, denken. Sturm wirkte bisher unter Mählich  auswärts besser als daheim. Bei den bisherigen zwei Saisonduellen zwischen Rapid und Sturm gab es keinen Sieger.  Beim 1:1 am 2. September in Graz hießen die Trainer noch Vogel und Goran Djuricin. Peter Zulj, inzwischen bei Anderlecht, brachte die Grazer in Führung, Deni Alar glich in seinem ersten Spiel gegen den Ex-Klub nach der Rückkehr zu Rapid aus. Er wird Donnerstag auf der  Bank sitzen. In Hütteldorf  gab es am 9. Dezember schon mit Kühbauer und Mählich ein 0:0. Kühbauer beschrieb damals Sturms Taktik als „Defensive pur.“ Wird vermutlich zu Christi Himmelfahrt nicht anders sein. Mit den Ergebnissen des Grunddurchgangs hätte Rapid durch das Auswärtstor das Play-off-Finale dank des Auswärtstors gewonnen.

 

 

 

 

 

 

Foto: SK Sturm Graz Media (© GEPA Pictures).

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