Fußball

Marcel Koller ist wieder obenauf: Ab Juli 2020 Schweizer Teamchef?

Bei Österreichs 2:1 gegen Nordmazedonien war Samstag auch Thomas Janeschitz im Happel-Stadion. Der war vier Jahre zuvor an der Seite von Marcel Koller (Bild oben) bei den Feiern über die  erste EM-Qualifikation, die Österreich am grünen Rasen erspielte. Damals war Koller im absoluten Popularitätshoch seiner sechsjährigen Teamchefära. Das änderte sich im Sommer 2016 mit der sieglosen Endrunde in Frankreich, setzte sich mit der verpassten WM-Qualifikation fort. Zwei Jahre nach den  großen Feiern in der Praterarena war alles vorbei.  Zehn Monate später begann für Koller in der Schweizer Heimat bim FC Basel ein neues Kapitel. Wieder an seiner Seite als Co-Trainer: Janeschitz. Jetzt können beide wieder ähnlich lächeln wie zu den erfolgreichen Zeiten bei Österreichs Team: In der Super League hat Basel als Zweiter nur einen Punkt Rückstand auf Titelverteidiger Young Boys Verband, in der Europa League gelang bereits vor den letzten zwei Gruppenspielen der Aufstieg in die k.o.-Phase. Gegen Getafe, den Sechsten aus Spanien, Trabzonspor, den Dritten aus der Türkei, und Krasnodar, den Fünften aus Russland. Drei Monate nach dem großen Schreck, als Koller bei seinem privaten Fitnesstraining mit dem Rad wegen eines geplatzten Reifes schwer verunglückte. Er konnte gerade noch Janeschitz alarmieren, der ihn am Waldesrand fand und gerade noch rechtzeitig ins Spital brachte.  Alle Bänder in der Schulter waren gerissen, das Schlüsselbein angeknackst, das Schambein gebrochen, die Adduktoren eingerissen, jeder Schritt tat weh. Wenige Tage später sass Koller wieder auf der Trainerbank.

Am Tag nach Österreichs 2:1-Sieg veröffentlichte der „Blick am Sonntag“ ein großes Interview mit Koller. Geführt im Büro seines cleveren Beraters Dino Lamberti, der für Koller 2015 nach dem EM-Ticket bei Gesprächen mit ÖFB-Präsident Leo Windtner einen neuen Supervertrag herausholte. Koller sprach über den schweren Beginn in Basel im August 2018, als er von null auf hundert gehen musste. Weil er auf die Zusammenstellung der Mannschaft keinen Einfluss hatte, bei der Vorbereitung nicht dabei war. Erst im Frühjahr hätte sich alles eingespielt, konnte die Spieler besser damit umgehen, was der Trainer von ihnen wollte. Darum gelang der Cupsieg. Trotzdem hätte Koller beurlaubt werden sollen, wenn es nach Sportchef Marco Streller gegangen wäre. Koller räumt bereits die Trainerkabine, aber dann verlor Streller, der bereits mit Aarau-Trainer Bruno Rahmen verhandelt hatte, den Machtkampf. Über diese Tage wollte Koller nicht mehr reden, stellte nur zufrieden fest, dass zwischen Mannschaft und Trainer derzeit alles stimme, das Verhältnis sich gefestigt habe: „Mitunter muss den Speilern etwas passieren, damit der Trainer wieder Zugriff auf sie hat!“ Damit meinte Koller das Scheitern gegen den LASK in der Qualifikation zur  Champions League: „Der LASK hat uns mit seinem Pressing und körperlich weh getan.“ Nicht einmal der Einstieg von David Degen, eines bekannten Schweizer Spielerberaters, bracht Koller nochmals in Turbulenzen. Obwohl Degens Klienten im Basel-Dress bei Koller nicht zum Zug gekommen waren.

Am Ende des Interviews brachte der „Blick“ Koller am Ende des Interviews als neuen Schweizer Teamchef ins Gespräch, da angenommen wird, das Vladimir Petkovic nach der Europameisterschaft aufhört. Koller dementierte nicht, an dem Job interessiert zu sein, verteidigte aber seinen Entschluss, das Schweizer Angebot zur Nachfolge von Otmar Hitzfeld  2014 abgelehnt zu haben, statt dessen in Österreich zu bleiben: „Meine Aufgabe dort war nicht fertig. Es hat sich herausgestellt, dass dieser Schritt der richtige war!“ 2020 könnte alles anders aussehen. In der Schweiz verdient der Teamchef besser als in Österreich. Pro Saison 900.000 Euro, dazu bekommt Petkovic für das EM-Ticket eine Prämie von 450.000 Euro. Franco Foda ist mit einem Punkteschnitt von 2,1 pro Match Österreichs bisher erfolgreichster Teamchef. Windtner will nach den Erfahrungen bei Koller anscheinend mit Foda nicht verlängern, bevor man weiß, wie die Endrunde gelaufen ist. Manche kritisieren das, bezeichnen die schnelle Verlängerung als alternativlos. Auch Herbert Prohaska forderte im ORF Samstag Abend rasche Gespräche. Foda dürfte keinen Wert darauf legen, bleibt gelassen, macht keinen Druck. Das kann man auch aus einem anderen Aspekt sehen: Das große, auf jeden Fall legitime Ziel von Foda als Trainer war und ist die deutsche Bundesliga. Der erste Anlauf dazu via Kaiserslautern scheiterte vor sechs Jahren. Als Euro-Teamchef hat er Werbung in eigener Sache gemacht, könnte auch in der Bundesliga gefragt sein.

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