War es der Frust über den in Salzburg vergebenen Zweitorevorsprung? Christian Ilzer, der Trainer von Sturm Graz, überraschte Sonntag rund eine halbe Stunde nach Schlusspfiff des Spitzenduells, als er Rapid zum leichten Favoriten für das Cupfinale am Mittwoch gegen den Tabellenführer und Titelverteidiger im mit 30.000 Zuschauern restlos ausverkauften Wörthersee-Stadion ernannte: „Sie haben in den letzten Wochen alles geschont, was möglich war, alles auf den möglichen Cupsieg konzentriert, werden eine maximal frische Mannschaft haben!“ Am Tag darauf hielt er an Rapids Favoritenstellung nicht mehr so dediziert fest, obwohl er inzwischen auch das 2:2 von Salzburg wie einen Sieg sah. Weil Sturm den Dreipunktvorsprung für die letzten drei Runden verteidigte und auf Platz eins blieb. Voll auf Kurs Richtung Double ist, weshalb in der Steiermark eine Art Euphorie ausbrach.
Mittwoch spielt Sturm gegen eine Mannschaft, die sie zuletzt zweimal schlug, die seit dem Aufstieg ins Cupendspiel am 3. April, seit dem 3:0 bei Zweitligist Leoben, kein Match mehr gewann. Die in der Meistergruppe bisher die wenigsten Tore erzielte. Nämlich nur sechs, davon drei beim einzigen Sieg in Hartberg. Hingegen gab es 14 Sturm-Treffer. Rapids Trainer Robert Klauß behauptete zudem, niemanden mit Absicht geschont zu haben: „Die Spieler sind nicht zur Verfügung gestanden!“ Bei wem dies Mittwoch anders als Sonntag bei der Blamage der Fall sein wird? Sicher beim gesperrt gewesenen Linksverteidiger Jonas Auer und bei Matthas Seidl, den Klauß wegen muskulärer Probleme nur eine halbe Stunde spielen ließ, was nicht ganz nachvollziehbar ist. Denn wenn der grün-weiße Dauerbrenner über Probleme klagte, wäre es sinnvoller gewesen, ihn beim Stand von 0:5 gar nicht mehr einzutauschen. Sicher dabei sein wird in seiner Kärntner Heimar Kapitän Guido Burgstaller, der Montag seinen 35. Geburtstag feierte. Allerdings nicht in bester Stimmung.
Ilzer gaubt, bis auf eine Position zu wissen, mit welcher Mannschaft Rapid Mittwoch beginnen wird. Die Fragezeichen bei Rapid heißen Lukas Grgic und Nenad Cvetkovic, die Sonntag nicht zum Kader gehörten. Leo Querfeld und Cvetkovic spielten zuletzt vor acht Monaten gemeinsam im Abwehrzentrum, als beim Serben das Kreuzband riss. Also dürfte es ein anderes Duo geben. Schiedsrichter ist der Salzburger Sebastian Gishamer. Die logishe Besetzung: Der Wiener Harald Lechner und der in Graz lebende Christian Petru-Ciochirca konnten es nicht sein, Walter Altmann pfiff zuletzt bei Sturms 3:1 in Hütteldorf, (er ist der vierte Offizielle), an Stefan Ebner gab es Sturm-Kritik nach der 0:1-Heimniederlage gegen Red Bull Salzburg. Sportchef Andreas Schicker wurde wegen des „Kniefalls“ vor Ebner sogar gesperrt. Dagegen legte er Protest ein, weil die auch für das Finale gegolten hätte. Da gab es eine wahrlich österreichische Lösung: Schicker darf zwar weiterhin ab einer haben Stunde vor Spielbeginn nicht im Innenraum, sprich in der Kabine sein, aber dafür gibt es die 30 Minuten“Sperrfrist“ nach dem Match nicht mehr. Sollte Sturm etwas zu feiern haben, darf er sofort hinunter zur Mannschaft.
Sturm ändert gegenüber dem 2:0-Finalsieg über Rapid im letzten Jahr nicht die Hotelwahl, steigt Dienstagabend wieder im „Sandwirt“ ab, Rapid hingegen in Pörtschach. Für die Grazer gibt es noch eine besondere Verpflcihtung: Mittwoch jährt sich zum zweiten Mal der Todestag der Legende Ivica Osim. Es geht um den rsten Teil des ersten Doubles seit Osim. Für Ilzer wird es das zweite Endspiel seienr Trainerkarriere. Das erste gewann er vor einem Jahr. Für Klauß ist es eine Premiere als Chef. 2019 war er im deutschen Pokalfinale Assistent von Leipzig-Trainer Ralf Rangnick. Der als Teamchef in Klagenfurt auf der Tribüne sitzen wird. Dort am Abend zuvor den Schlager zwischen Bayern München und Real Madrid vor dem TV-Schirm verfolgen wird.
Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.