Fußball

Mit 2:0 auf Platz eins: Sprechchöre für Herzog in Israel

Wenn sich Israels Teamchef aus Österreich, Andi Herzog, kommende Woche ein par Tage  Heimaturlaub bei seiner Frau Kathi und seinen zwei Söhnen in Breitenfurt vor den Toren Wiens gönnen sollte, dann tut er dies als Tabellenführer in der Liga C der Nations League. Denn Israel sorgte mit dem zweiten Heimsieg innerhalb von vier Tagen, dem 2:0 (1:0) gegen Albanien  im Yaakov Turner Toto Stadium von Beer Sheva für  lange nicht gekannte Glücksgefühle bei 10.000 Fans, die ihren neuen Teamchef am Ende erstmals mit Sprechchören feierten, die nach neuen Erfolgszeiten lechzen. Eigentlich liegen die letzten schon 48 Jahre zurück. Die Teilnahme an der WM 1970 in Mexiko.

Die Nummer 94 der FIFA-Weltrangliste bezwang  binnen 96 Stunden die Nummer 39 (Schottland) und 57 (Albanien). Damit hat Israel vor seinem letzten Spiel am 20. November im Hampden-Park von Glasgow gegen die Schotten noch Chancen auf Gruppensieg und Aufstieg. Ganz egal wie drei Tage zuvor das Duell zwischen Albanien und Schottland in Elbasan ausgeht. Derzeit hat Israel je drei Punkte mehr als Schottland und Albanien. Daher reicht ein Unentschieden in Glasgow Israel zum Aufstieg,, weil bei Punktegleichheit die direkten Duelle entscheiden. Und da würde das 2:1 von Haifa für Israel und gegen die Schotten entscheiden.

Sonntag entschieden je ein schnelles und spätes Tor für Israel, wobei der Teamchef ein glückliches Händchen bewies. Tomer Hemed, der wieder fit gewordene 31jährige bullige Stürmer des Londoner Traditionsklubs  Queens Park Rangers, der nach dem 2:1 gegen Schottland neu in die Mannschaft kam, sorgte schon nach acht Minuten für die Führung. Sein 17, Tor im hellbauen Teamdress Israels in seinem 34. Länderspiel. Das erste nach Assist des Tormanns, Hemed düpierte nach einem Ausschuss von Tormann Ariel Harush Albaniens Abwehr um Routinier Mavrin Mavraj von Aris Saloniki, der vor zwei Saisonen noch unter Herzogs Freund Peter Stöger beim 1.FC Köln gespielt hatte. Ein Treffer mit Seltenheitswert, der dafür sorgte, dass Israel im vierten Match unter Herzog erstmals keinem Rückstand nachlaufen musste. Ein Tor, das er gar nicht sah, weil er gerade mit seinem Co-Trainer redete. So unerwartet fiel das. Nachher fragte er lachend seinen Landsmann Klaus Lindenberger, wie er das als Tormanntrainer mit dem Keeper trainiert habe.

,Als Hemed nach 66 Minuten am Ende der Kräfte war, brachte Herzog für ihn mit dem 25jährigen schnelle, bewegliche offensiven Mittelfeldspieler Dia Seba von Hapoel Beer Sheva einen Lokalmatador. weil da schon mehr auf Konter  gespielt wurde. Und der sorgte sieben Minuten vor Ende mit seinem ersten Tor für Israel im vierten Länderspiel dafür, dass zum zweiten Mal gejubelt werden konnte. Herzog: „Es ist eine Momentaufnahme, die aber allen hier sehr gut tut.“ Denn nach den zwei Niederlagen zum Auftakt in Albanien und Nordirland war die Torsituation für den neuen Teamchef schon etwas haarig. Da meldeten sich schon die kritischen Stimmen, zweifelten, ob es gut war, dass ein Sportchef aus Österreich, nämlich Willi Ruttensteiner, einen Landsmann als Teamchef holte.

„Man sieht, dass hier etwas möglich wäre“, zog Herzog das Fazit aus seinen ersten vier Partien. Es gelang ihm, guten Einzelspielern zu vermitteln, dass es nur als Mannschaft funktionieren kann, ihnen einen Hauch des Siegergens mitzugeben, dass er in seinen fünf Jahren unter Jürgen Klinsmann beim US-Team kennengelernt hatte. Und damit belehrte  Österreichs Rekordteamspieler auch die Zweifler an seinen Qualitäten in der Heimat vorerst eines besseren. Zu denen ja vor allem ÖFB-Präsident Leo Windtner gezählt hatte. Sonst wäre in seiner Ära Herzog nicht viermal als Teamchef verhindert worden.  Deshalb hatte Herzog vor 13 Monaten frustriert im „Sky“-Studio gesagt: „Der Leo braucht gar nicht mehr zu mir kommen, verorschen kann ich mich selber.“ Weiterhin auf sein erstes Tor unter Teamchef Herzog wartet Salzburgs Torjäger Munas Dabbur: „Wenn er sich das für Glasgow aufgehoben hat,soll es mir recht ein“, meinte ein zufriedener Herzog. Dabbur ließ kurz vor dem zweiten Tor einen Sitzer aus: „Nur eine Frage der Zeit, bis er trifft. Er arbeitet toll für die Mannschaft“. Von den ersten Sprechchören für ihn hörte Herzog erst nachher von den israelischen Journalisten auf der Pressekonferenz: „Hier ist alles so emotionell, es kann sich auch rasch wieder in die andere Richtung drehen.“

 

Foto: Football.org.il.

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