Fußball

Nach Salzburgs Meisterstück sangen die Fans: „Marco bleib für uns“

Das österreichische Spitzenduell war anders als das deutsche 24 Stunden vorher nicht schon nach 40 Minuten entschieden. Sondern erst in der 90.Minute. Erst da gab sich der im Prinzip gleichwertige LASK  Meister Salzburg nach dem Tor von Joker Patson Daka zum 0:2 (0:1) endgültig geschlagen. Bis dahin wirkte er noch immer in der Lage, Salzburgs Führung durch den Norweger Fredrik Gulbrandsen nach 19 Minuten, die nicht ganz unhaltbar wirkte, auszugleichen. Anders als in Deutschland gewann beim östlichen Nachbarn der Tabellenführer. Anders als in Deutschland entschied der Schlager praktisch das Titelrennen. Sieben Punkte Vorsprung für acht Runden reichen für Salzburg garantiert, auch wenn es Trainer Marco Rose anders sieht: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, hieß noch in der Kabine seine Botschaft an die Spieler. Diese Gefahr scheint ohnehin nicht zu bestehen: „Bei uns sind doch alle so gierig, keiner will verlieren. Nicht einmal ein Trainingsspiel“, verriet Zlatko Junuzovic eines der Geheimnisse.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer ließ sich den Hit der Meisterrunde nicht entgehen. Ebenso Teamchef Franco Foda mit seinem Assistenten Imre Szabics. Foda war somit zweimal innerhalb von  fünf Tagen in der MTV-Arena. So wie Mittwoch beim Cupausscheiden gegen Rapid betrieben  der Linzer Abwehrchef Gernot Trauner und Thomas Goiginger Werbung in eigener Sache,  bei Salzburg bewies der von Foda in Israel nicht aufgestellte Stefan Lainer einmal mehr, dass man ihn gefühlte  fünfmal überspielen muss, um endgültig an ihm vorbei zu sein. Auch Ligavorstand Christian Ebenbauer lockte das absolute Spitzenspiel nach Pasching. Das für die Reformbefürworter, zu denen er ja zählt, doch nicht wunschgemäß endete: Trotz Punkteteilung sind in der Meisterrunde die Plätze eins und zwei Runden acht Runden vor Schluss einzementiert. Nicht im Sinne der Erfinder. Der Kampf um Platz drei, den Sonntag Sturm Graz in der Wiener Generali-Arena mit dem 1:0 gegen Austria eroberte, kann kein Ersatz für ein spannendes Titelrennen sein.  Auch in der Qualifikationsgruppe könnte der Kampf gegen den Anstieg schneller als erwartet entschieden sein, wenn die Tendenz beim Aufsteiger Hartberg so weiter geht.

Für den LASK war es am Ende eine bittere Woche. Ausscheiden als bessere Mannschaft im Semifinale des Cups, die Titelchance, die ohnehin gering war, mit dem ersten Punkteverlust dieses Jahres, der ersten Heimniederlage in dieser Bundesliga verspielt: „Kleinigkeiten haben entschieden“, bedauerte Trainer Oliver Glasner. Die da waren: Die Linzer vergaben ihre zwei Chancen vor der Pause, Salzburg nützte die erste und einzige zur Führung. Wie sich der LASK vor der vergebenen Ausgleichschance von Linksverteidiger Max Ullmann durch Salzburgs Zentrum kombinierte, verdiene das Prädikat  sehenswert. Salzburg verteidigte  seinen Vorsprung  konsequent, wie die fünf gelben Karten, die der souveräne steirische Referee Alexander Harkam zückte, bewiesen: „Es gelingt nicht vielen, Salzburg über 80 Minuten so zuzusetzen. Wir ließen auch wenig zu. Das macht mich trotz der bitteren Niederlage stolz auf die Entwicklung der Mannschaft und einiger Spieler“, meinte Glasner zu recht.  Daher prophezeite er, dass er trotz 0:2 gut schlafen werde. Auch Präsident Siegmund Gruber hatte nach der Niederlage  ein Lächeln im Gesicht. Weniger abgezockt zu sein, kann in der zweiten Saison nach dem Aufstieg passieren, ist kein Beinbruch.

Zu de Kleinigkeiten zählte auch, dass die Standards dem LASK nicht nach Wunsch gelangen. Und dass Salzburg von der Bank aus zum Unterscheid von den Verlierern neue Akzente setzen konnte, Was der Ungar Dominik Szoboszlai in den letzten 14 Minuten so hervorzauberte, das musste beeindrucken. Wenn der 18jährige Ungar am Boden bleibt, dann könnte sich einer der größten Fußballer, der je in  Salzburg spielte, entwickeln. Ein anderer Joker, nämlich Patson Daka, erzielte das 0:2, bei dem Szoboszlai seine Beine im Spiel hatte Und der dritte Joker, Smail Prevljak, der nach Munar Dabburs vergebenem Sitzer im Finish für den Israeli kam, traf die Stange. Prevljak hätte bei allen anderen Mannschaften in Österreich, auch beim LASK, einen Stammplatz.

Der Salzburger Fansektor feierte das Meisterstück ausgelassen, sang: „Die Nummer eins im Land sind wir!“ Und als die Mannschaft samt Trainer zu ihnen kam, hörte man „Marco, bleib bei uns“-Choräle. Die Aufforderungen an den Erfolgstrainer, nicht eines der zahlreichen Angebote aus Deutschland anzunehmen. Zum Zeitpunkt, als die Fans das sangen, führte Mönchengladbach, die größte Gefahr für Roses Abgang, daheim gegen Werder Bremen 1:0. Am Ende hieß es 1:1, für Gladbach ein weitere Rückschlag für die Chance auf Rang vier und die Champions League. In die Königsklasse kommt Rose nur mit seinen Salzburger „Jungs“. Wer weiß, was das bedeutet.

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