Man hätte fast glauben können, dass Lionel Messi zum SC Freiburg kommt. So euphorisch lasen sich gestern die Kommentare in den Fan-Foren des Fünften der deutschen Bundesliga. Der Grund für den Jubel war aber „nur“ die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Philipp Lienhart. Wie lange der 26 jährige österreichische Innenverteidiger bei Freiburg bleibt, gaben Sportvorstand Jochen Seier und Sportdirektor Klemens Hartenbach nicht bekannt. Die Vertragsdauer von Kulttrainer Christian Streich und Spielern gelten in Freiburg traditionell als „Staatsgeheimnis“. Wer Lienhart kennt, weiß, dass er nur für langfristige „Projekte“ zu gewinnen ist. Er hat sich in sechs Jahren bei Freiburg etwas aufgebaut, dass er nicht so leicht fallen lässt. Das zeigt der Jubel um die Vertragsverlängerung des verlässlichen Abwehrchefs, der er in Wahrheit ist, auch wenn der Deutsche Matthias Ginter von vielen dafür gehalten wird.
2017 kam Lienhart auf Leihbasis von Real Madrid und der Filiale Castilla in den Schwarzwald. Ein Jahr später wurde er für zwei Millionen Euro Ablöse gekauft. Das war eine sehr gute Investition. Seit damals haben sich sowohl der Klub als auch er ständig nach vorne entwickelt. Ein neues Stadion mit 35.000 überdachten Plätzen, zweimal für die Europa League qualifiziert, diese Saison Gruppensieger, erst im Achtelfinale an Juventus Turin gescheitert. Vorbei sind die Zeiten, in denen Freiburg als ein Klub mit einem der geringsten Budgets in der Liga galt. Auch die Spielergehälter stiegen mit der Zeit. Aber das Understatement gehört zur Freiburger Vereinspolitik.
Lienhart mangelte es nicht an Alternativen zur Vertragsverlängerung in Freiburg. Aber bei ihm muss wirklich alles passen, dass er wechselt. Zudem wäre es nicht billig gewesen, ihn aus dem bis 2024 laufenden Vertrag herauszukaufen. Sein Marktwert steht laut Internetportal transfermarkt inzwischen bei 20 Millionen Euro. Zwei Anfragen von Mittelständern aus der englischen Premier League lehnte er ebenso ab wie die eines Topklubs aus der französischen Ligue 1 (Olympique Marseille). Auch in Deutschland hätte es Interessenten gegeben. So sucht RB Leipzig eine Lösung, falls der kroatische Innenverteidiger Josko Gvardiol nach England wechselt. Aber Lienhart wollte eine Entscheidung mit Saisonende treffen. Die besten Chancen auf ihn hatte Atletico Madrid. Spanien hätte ihn nach seiner „Lernzeit“ bei Real Madrid schon nochmals gereizt. Aber Atletico, derzeit in der Liga auf Rang drei und für die Champions League qualifiziert, entscheid sich dann für den Türken Caglar Söyuncü, der um 21,1 Millionen Euro von Englands Absteiger Leicester gekauft wurde. Mit Söyüncü hatte Lienhart in seiner ersten Saison bei Freiburg gespielt.
Foto: Borussia Dortmund.