Villachs 6:5-Sieg über Innsbruck in der Verlängerung am Freitag Abend war nicht nur vom Tempo her eine löbliche Ausnahme in der österreichischen Eishockeyszene. Da zeigten Söhne der ehemaligen Villacher Größen Günther Lanzinger und Wolfgang Kromp auf, dass es sich doch lohnen würde, mehr auf rot-weiß-rote Talente als auf zweit-und drittklassige Legionäre aus Übersee zu setzen: Der 16jährige Benjamin Lanzinger erzielte sein erstes Tor in der Meisterschaft, auch der 19jährige Christof Kromp traf. Ebenso spektakulär wie der 20jährige Mario Huber bei den Tirolern. Aber leider sind diese Beispiele viel zu selten. Hingegen erzählt man sich von einem Klub mit hohen Ansprüchen, bei dem der neue Trainer seine Zusage, junge Österreicher ständig einzusetzen, von einem zehnten und elften Ausländer abhängig machte. Und die prompt bekam. Trauriger Alltag in Österreichs Eishockeyszene.
Mut zeigt der neue Teamchef aus der Schweiz. Zwar ist Roger Bader vorerst nur auf Probe bestellt, hängt seine Zukunft auch an der Euro Challenge von 3.bis 6.November in Budapest, vor der er nur zwei Trainings zur Vorbereitung hat. Aber er stellte im Vergleich zur desaströsen Qualifikation für Olympia in Riga alles auf den Kopf. Verjüngte das Team total, senkte das Durchschnittsalter von 27,5 auf 23,6 Jahre. 17 Spieler im Vergleich zum Lettland-Desaster sind nicht mehr dabei. Darunter Kapitän Thomas Raffl, Lebler, Altmann, Oberkofler, Schlacher etc. – aber alle rief Bader an und teilte ihnen mit, was er mit seinem ersten Aufgebot bezwecke, wie er plane. Sein Motto: Mit beherztem, kämpferisch erstklassigen Auftritt als Team im Tüskecasnok Ice Rink überraschen , begeistern und Goodwill zurückgewinnen. Schnell und frech spielen, internationales Eishockey, wie es Bader ausdrückt: „Das ist der Kader, der in vier Jahren die Qualifikation für Olympia schaffen müsste“, behauptet Bader, der zugibt sehr von Ralph Krueger, dem ehemaligen Feldkircher Erfolgscoach und Schweizer Teamchef beeinflusst zu sein, „wir sollten in Vierjahresprogrammen und Zyklen denken.“ Wenn Bader in Ungarn ähnlich für Furore sorgen kann wie Krueger vor kurzem mit dem Europa-Team beim World Cup in Toronto, dann hat er wohl eine Zukunft als Teamchef.
Sieben Spieler aus seinem U20-Team der letzten Saison hat Bader dabei. Davon vier, mit denen er heuer zur U20-WM nach Deutschkand fahren will. Die vier Fünferblöcke hat er schon nominiert, jeder der drei Torhüter (Starkbaum, Kickert, Madlener) soll ein Spiel bestreiten. Auch Komarek wäre dabei gewesen, doch der Center ist verletzt. Kurzfristige Absagen aus fadenscheinigen Gründen wie vor seiner Zeit fürchtet Bader nicht: „Ich bin frohen Mutes, optimistisch eingestellt. Die sind alles Feuer und Flamme für den Neustart.“
Baders Fünferblöcke: Pallestrang (Salzburg), Heinrich (Örebrö), Kristler (Salzburg),Hundertpfund (KAC), Hofer (Innsbruck); Ulmer (Lugano), Unterweger (Graz99ers), Ganahl (KAC), Herburger (Salzburg), Woger (Graz99ers); Schumnig (KAC), Brunner (Villach), Huber (Innsbruck), Fischer, Wukowits (beide Vienna Capitals); Viveiros (Salzburg), Lindner (Innsbruck), Bischofberger (KAC), Obrist (Kloten), Cijan (Salzburg); Wolf (Bern), Kirchschläger (Linz), Kromp(Villach), Baltram (Salzburg), Haudum (Malmö).
