Nur am Züricher Letzigrund konnte Sonntag zum Start der Rückrunde in der Schweiz gespielt werden. Heinz Lindner, Österreichs Teamkeeper in Diensten des Vorletzten Grasshoppers Zürich, und sein Landsmann Raphael Holzhauser hätten wohl nichts dagegen gehabt, wenn auch der ehemaliger Klassiker des Schweizer Fußballs gegen den FC Basel abgesagt worden wäre. Denn es gab im Schneetreiben vor nur 5200 Zuschauern ein schlimmes 0:4 (0:2)-Debakel. Die Mannschaft von Österreichs ehemaligen Teamchef Marcel Koller kam gegen dessen Ex-Klub überhaupt nie in Schwierigkeiten. Nur Lindner, der unter Koller sein Teamdebüt gefeiert hatte, leistete sozusagen Widerstand. Dennoch konnte er drei Tore des Holländer Ricky van Wolfswinkel nicht verhindern. Aber ohne den Reaktionen von Kapitän Lindner hätten die desolaten Hoppers 0:8 statt 0:4 verloren, wäre die kalte Heimklatsche bei Minusgraden noch deutlicher ausgefallen.
Es gab fünf Ausfälle bei Grasshoppers, zu denen mit dem erkrankten Marco Djuricin auch der dritte Österreicher gehörte. In der Startelf von Ex-Austria-Trainer Thorsten Fink im 4-1-4-1 standen sieben Spieler zwischen 19 und 22 Jahre, darunter zwei Debütanten. Das Durchschnittsalter betrug nur 22 Jahre, Lindner (Bild oben) war mit 28 der älteste Spieler im Grasshoppers-Dress. Und als nach 26 Minuten bei 0:1 mit Arlind Ajeti ein Innenverteidiger mit Gelb-Rot vom Platt musste, war alles entschieden. Mitunter wirkt es fast so, als würde Basel gegen die eigene U21 ein lockeres Trainingsspiel bestreiten. Der gelungenen Start in die Rückrunde änderte aber nichts an Basels uneinholbaren 19 Punkten Rückstand auf Meister und Tabellenführer Young Boys Bern. Auch wenn mit Carlos Zambrano der im Herbst verletzt gewesene 29jähriger Peruaner die gestern nie geforderte Abwehr stabilisieren könnte, insgesamt sechs verletzte Stammspieler zurückkehrten. Dennoch brach der Dauerkartenverkauf in Basel um 8,4 Prozent ein, blieb erstmals seit langem unter 20.000. Aber Koller ist für die Rückrunde optimistisch, will den Rückstand auf Young Boys verringern, Platz zwei festigen, den Cup gewinnen.
Grasshoppers-Präsident Stephan Anliker dementierte im Vorfeld entschieden alle Medienberichte, wonach der Schweizer Rekrodmeister in Konkursgefahr schwebt. Den sportlichen Bankrott konnte er nach dem 0:4 ohne einer herausgespielten Torchance nicht mehr in Abrede stellen. Und jetzt wartet das Züricher Lokalderby.