Fußball

Ohne neue Ideen kann Djuricin Rapid nicht verbessern!

Um 16.03 Uhr verkündete Rapid am Montag die Lizenz für die kommende Saison ohne Auflagen bekommen zu haben, was von den Vereinen der vorerst letzten Zehnerliga nur Admira nicht gelang. Drei Stunden und 32 Minuten später kam die Vollzugsmeldung von der Verlängerung mit Trainer Goran Djuricin um ein Jahr. Das Präsidium folgte einstimmig dem Vorschlag von Sportvorstand Fredy Bickel. Ein Jubeltag für Bickel und Djuricin, aber auch für Rapid? Selten in der grün-weißen Klubgeschichte hatte ein Trainer bei der Vertragsverlängerung so wenig Kredit in der Öffentlichkeit. Wer das nicht glaubt, verschließt vor der Realität die Augen. In den Fanforen gibt´s bereits Diskussionen, ob sich Rapid erst zur Winterpause gezwungenermaßen auf Trainersuche begeben wird oder bereits im September.

Das Problem ist, dass sich alle Argumente, die Rapid für die Entscheidung pro Djuricin ins Treffen führt, widerlegen lassen. Der Hinweis, dass er Rapid am 9.April 2017 auf Rang sieben und in theoretischer Abstiegsgefahr übernommen habe, jetzt die Qualifikation zur Europa League sicher ist, hinkt. Schon allein deswegen, weil  ja Djuricin an Platz sieben als Assistent von Damir Canadi nicht ganz unbeteiligt war. Und Rang vier, den Rapid derzeit belegt, bedeutet ja, das vor der Saison ausgegebene Minimalziel zu verpassen. Wenn also Präsident Michael Krammer die Entscheidung für den 43jährigen Djuricin damit begründet, dass Kontinuität mehr bringe als eine ständige Fluktuation am Trainerjob, dann handelt es sich in der aktuellen grün-weißen Version um eine Kontinuität des Misserfolgs. Falls Rapid Samstag in Pasching gegen den LASK nicht Platz drei zurückholt, werden die Trainerdiskussionen schon fünf Tage nach der Vertragsverlängerung noch lauter werden.  Wenn man die Behauptung, dass Djuricin Spieler besser mache, an Richard Strebinger festmacht, liegt das eher in erster Linie an Tormanntrainer Helge Payer. Wer behauptet, dass Rapid vor zwei Saisonen fitter wirkte als in der laufenden, der liegt auch nicht ganz falsch.

Rapids Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek kündigte nach der Lizenzerteilung an, Rapid werde mit einem 32 Millionen-Budget in die kommende Saison gehen. Das sind fünf mehr als bei der Austria, also nicht wenig. Damit es aber eine bessere Saison wird, brauchen Bickel und Djuricin neue Ideen, die besser sein müssen  als die bisherigen. Jetzt sind also beide gefordert. Bickel am Transfermarkt, um dort besser zu agieren als im Falle von Veton Berisha und der Rückkehr von Thanos Petsos. Ein Minuspunkt für ihn und Djuricin bedeutet sicher auch, wie sie Steffen Hofmann seine letzte Saison als Spieler versauten. Da zeigten die Fans von Sturm Graz am Sonntag mit dem Transparent zu Hofmanns bevorstehendem Karriereende mehr Respekt. Mit Louis Schaub rechnet der 1.FC Köln bereits fix. Ein  Abgang von Giorgi Kvilitaia und möglicherweise Boli Bolingboli ist nicht auszuschliessen, mit dem von Joelinton nach Auslaufen des Leihvertrags mit Hoffenheim war sogar zu rechnen. Wenn Hoffenheim keine Verwendung für den Brasilianer hat, wird ihn der Klub und Joelintons Berater Roger Wittmann sicher lieber am deutschen Markt, auch in der zweiten Liga, platzieren. Für Mario Pavelic, der zu Rijeka wechseln wird, gibt es keine Ablöse.

Also müssen die offenen Stellen im Kader nachbesetzt werden. und darin besteht die Chance, Rapid besser zu machen. Teure Fehlgriffe dürfen sich Bickel und Djuricin da keine erlauben. Da müssen mehrere so gelungene Aktionen wie mit Lucas Galvao her.  Marvin Potzmann ist bei allem Respekt vor seinen Leistungen bei Sturm Graz nicht mehr als ein Ergänzungsspieler, beim Serben Andrija Pavlovic heißt es abwarten. Wenn sich das ähnlich entwickelt wie beim ersten großen Geschäft, das sein  Salzburger Manager Frank Schreier, dessen  Agentur „More than sports“ heißt, vor zwei Jahren mit Rapid abwickele, wäre das desaströs. Denn das war Ivan Mocinic. Ein halbes Jahr brachte er wenig, danach war er verletzt. Eine Herausforderung für Djuricin besteht auch darin, Mut zu zeigen,  mit dem 19jährigen Kelvin Arase das größte Offensivtalent, das Rapid hat, dessen Schnelligkeit eine Waffe ist, näher an die Mannschaft heranzuführen. Im Frühjahr versäumte er das.

Die Diskussionen um ihn sind mit dem neuen Vertrag nicht vorbei. Aber dessen wird er sich ja bewusst sein.

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